Der Duft von Rosettas Kometen
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Bern astronews.com
23. Oktober 2014
Bislang beeindruckte uns die europäische Raumsonde Rosetta
insbesondere durch die Detailansichten vom Kometen
67P/Churyumov-Gerasimenko. Doch auch andere Instrumente sind seit August mit
der Untersuchung des Kometen beschäftigt. So versucht das Instrument ROSINA
herauszufinden, wie der Komet "riecht". Die Ergebnisse haben die Forscher überrascht.
Aufnahme von 67P/Churyumov-Gerasimenko aus
einer Distanz von 26,3 Kilometern vom 26.
September 2014. Das Bild zeigt einen stark
ausgasenden Bereich am "Hals" des Kometen.
Bild: ESA /Rosetta / NAVCAM [Großansicht] |
Wie riecht ein Komet? Seit Anfang August "erschnüffelt" das Instrument ROSINA
an Bord der europäischen Sonde Rosetta die Gase des Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko
mit seinen zwei Massenspektrometern. Dabei erweisen sich die gemessenen
chemischen Elemente in der Koma, der Gashülle um den Kometenkern, als
außerordentlich reichhaltig.
"Das überrascht uns, weil der Komet noch über 400 Millionen Kilometer von der
Sonne entfernt ist", sagt Kathrin Altwegg, ROSINA-Projektleiterin des Center
for Space and Habitability (CSH) der Universität Bern. "Je näher der Komet
zur Sonne kommt, desto mehr verdampft von seinem Eis, und umso stärker wird
seine Ausgasung".
Der Komet 67P/Churyumov-Gerasimenko riecht offenbar ziemlich streng: Nach
faulen Eiern, was auf Schwefelwasserstoff zurückzuführen ist, nach Pferdestall
wegen Ammoniak und nach beißendem Formaldehyd. Diese Ausdünstung vermengt sich
mit dem schwachen, bittermandelartigen Aroma des giftigen Cyanwasserstoffs, auch
bekannt als Blausäure. Hinzu kommt noch Alkohol in Form von Methanol, ergänzt
durch das essigähnliche Aroma von Schwefeldioxid und einem Hauch des süßlichen
Dufts von Schwefelkohlenstoff: "Wenn wir all dies zusammennehmen, haben wir das
Parfum des Kometen", sagt Altwegg.
Auch wenn der so beschriebene Kometen-Duft ausgeprägt scheint, ist er es doch
in Wirklichkeit nicht, so die Wissenschaftler: Das würde an der geringen Dichte
der gemessenen Moleküle liegen. Zudem besteht die Kometenhülle, die Koma,
hauptsächlich aus kohlensäurehaltigem Wasser, genauer: Wasser mit Kohlendioxid,
vermischt mit Kohlenmonoxid.
"Dieser Mix ist wissenschaftlich sehr spannend, um mehr über den Ursprung der
Materie unseres Sonnensystems zu erfahren - auch über die Entstehung der Erde
und den Ursprung des Lebens", erklärt Altwegg. ROSINA hat aber nicht nur
"Duftstoffe", sondern bereits auch viele andere Moleküle gemessen - obwohl das
ROSINA-Team bei der Distanz von über 400 Millionen Kilometern viel weniger
erwartet hätte: "Wir rechneten damit, dass sich aus der Kometenhülle nur die
sehr flüchtigen Moleküle lösen würden wie Kohlendioxid und Kohlenmonoxid", sagt
Altwegg.
Eine quantitative Analyse wird nun zeigen, wie sich diese Daten von 67P/Churyumov-Gerasimenko
im Vergleich zu anderen Komenten verhalten, deren Bestandteile bisher nur aus
der Ferne ermittelt werden konnten. Aus diesem Vergleich wird ersichtlich
werden, ob 67P/Churyumov-Gerasimenko als ein Komet aus dem sogenannten
Kuipergürtel in der Nähe des Neptuns sich von anderen Kometen aus der bereits
besser bekannten Oortschen Wolke am äußersten Rand unseres Sonnensystems
unterscheidet. Die Berner Wissenschaftler erhoffen sich davon neue Erkenntnisse
über den Sonnennebel, also der "Urwolke", aus der unser Sonnensystem entstanden
ist.
ROSINA (das Rosetta Orbiter Spektrometer für Ionen- und Neutralgas-Analyse)
ist eines der Schlüsselexperimente der Rosetta-Mission. Die beiden
Massenspektrometer und der Drucksensor bestimmen unter anderem die molekulare
Zusammensetzung der Koma, der Gasschicht um den Kometenkern, sowie die
Temperatur und Geschwindigkeit des Gases. Dies gibt Aufschlüsse über den
Ursprung von Kometen und damit auch auf den Ursprung unseres Sonnensystems.
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