Marssonden senden erste Bilder des Kometen
von Stefan Deiters astronews.com
21. Oktober 2014
Am Sonntagabend ist der Komet C/2013 A1 (Siding Spring) in
einem Abstand von knapp 140.000 Kilometern am Mars vorübergeflogen. Alle aktiven
Marssonden haben die Passage des Kometen ohne Ausfälle überstanden und damit
begonnen, Daten, die während des Vorüberflugs gewonnen wurden, zur Erde zu übertragen. Erste
Bilder gibt es bereits.

Blick des
Marsrovers Opportunity auf den Kometen Siding
Spring. Die Belichtungszeit betrug 50 Sekunden.
Bild: NASA / JPL-Caltech / Cornell Univ.
/ ASU / TAMU [Großansicht]

HiRISE-Aufnahme von Siding Spring. Oben eine
normale Ansicht, unten wurde die Helligkeit
verstärkt, um die ausgedehnte Koma sichtbar zu
machen.
Bild: NASA/JPL-Caltech/University of
Arizona |
Es kommt nicht häufig vor, dass ein Komet in einem Abstand, der nur etwa einem
Drittel der Entfernung der Erde vom Mond entspricht, an einem Planeten
vorüberfliegt, der von zahlreichen Sonden umkreist wird, die diese Passage damit
aus nächster Nähe beobachten können. Am Sonntag aber war dies der Fall: Der
Komet C/2013 A1 (Siding Spring) passierte in einem Abstand von knapp 140.000
Kilometern den Mars.
Die derzeit aktiven Marssonden auf dem Planeten und in dessen Orbit waren auf
den Vorüberflug vorbereitet, galt es doch, nicht nur eine günstige
Beobachtungsposition einzunehmen, sondern vor allem die Sonden nicht unnötigen
Gefahren auszusetzen. Der Komet war dem Roten Planeten nämlich so nahe gekommen,
dass die Experten durchaus mit einem Bombardement von Partikeln aus der
Koma des Kometen rechneten. Die Sonden wurden daher in eine Position
manövriert, in der sie in der gefährlichsten Zeit praktisch hinter dem Mars in
Deckung waren.
Die Vorsichtsmaßnahmen haben sich offenbar ausgezahlt: Alle Weltraumagenturen,
die Sonden auf der Oberfläche oder im Marsorbit betreiben, meldeten inzwischen,
dass diese auch nach dem Vorüberflug problemlos funktionieren. Nun geht es
daran, die Daten auszuwerten, die während der Passage aufgezeichnet wurden. Sie
werden seit Wochenbeginn zur Erde überspielt - ein Prozess, der noch einige Tage
andauern kann.
Erste Bilder von der Marsoberfläche und vom Marsorbit liegen aber bereits
vor: So konnte der Marsrover Opportunity den Kometen mit seiner Panoramic Camera
als schwachen verschwommenen Lichtfleck am nächtlichen Himmel beobachten. "Es
ist schon großes Glück, dass sich dieser Komet dem Mars so weit angenähert hat
und wir ihn nun mit unseren Instrumenten untersuchen können", so Mark Lemmon von
der Texas A&M University, der die Beobachtungen koordiniert hat. "Besonders die
Bilder von Marsrovern geben uns eine menschliche Perspektive, da sie ähnlich
lichtempfindlich sind wie das menschliche Auge."
Auch Bilder des High Resolution Imaging Science Experiment (HiRISE) an Bord der
NASA-Sonde Mars Reconnaissance Orbiter von Siding Spring gibt es schon. Sie
haben eine Auflösung von nur 139 Metern pro Pixel und stellen damit die ersten detaillierteren Bilder eines langperiodischen Kometen dar.
Nach Auswertung von Beobachtungen mit Teleskopen auf der Erde waren Astronomen
von einer Größe des Kometenkerns von etwa einem Kilometer ausgegangen. Die
besten HiRISE-Aufnahmen zeigen aber, dass die hellste Struktur - bei der es sich
vermutlich um den Kern handelt - lediglich eine
Ausdehnung von zwei bis drei Pixeln hat, was bedeuten würde, dass der Kern des
Kometen nur etwa halb so groß ist, wie gedacht.
Damit die Aufnahmen überhaupt gelangen, musste die Kamera der Sonde sehr präzise
ausgerichtet und nachgeführt werden. Dazu waren bereits zwölf Tage vor der
Annäherung erstmals Bilder von Siding Spring gemacht worden, als dieser noch
kaum zu erkennen war. Allerdings zeigten die Aufnahmen, dass sich der Komet
nicht genau an der Position befand, wo er erwartet worden war.
Die Beobachtungen am Sonntagabend wurden daher mit einer korrigierten
Kameraausrichtung gemacht. Ohne diese Korrekturen hätte sich der Komet eventuell
gar nicht im Bildbereich befunden, der von HiRISE während des Vorüberflugs
anvisiert worden war.
Der Komet Siding Spring war am 3. Januar 2013 von einem Teleskop des Siding
Spring Observatory in Australien entdeckt worden. Damals befand er sich
etwa im Bereich der Bahn des Gasriesen Jupiter, näherte sich aber mit jedem Tag
der Sonne weiter an. Nachdem man es zunächst sogar für möglich hielt, dass der
Komet auf dem Mars einschlagen könnte, ergaben genauere Berechnungen bald,
dass er in einem Abstand von weniger als 140.000 Kilometern am Roten Planeten
vorüberfliegen wird.
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