Philae soll auf Kopf des Kometen landen
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung astronews.com
15. September 2014
Die Entscheidung ist gefallen: Am 11. November soll der
kleine Lander Philae der europäischen Kometensonde Rosetta auf
dem Kopf des Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko landen. Dies gab das Team der
Mission heute bekannt. Eine Ausweichlandestelle befindet sich auf dem Körper des
Kometenkerns, dessen Form etwas an eine Gummiente erinnert.
Die ausgewählte Landestelle J befindet sich
auf dem "Kopf" des Kometen. In der rechten
Nahaufnahme ist sie durch das Kreuz
gekennzeichnet.
Bild: ESA / Rosetta / MPS für OSIRIS Team
(MPS / UPD / LAM / IAA / SSO / INTA / UPM / DASP
/ IDA) [Großansicht] |
Beinahe mitten auf dem "Kopf" des Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko soll die
Landeeinheit Philae der ESA-Raumsonde Rosetta am 11. November
aufsetzen. Nach Ansicht des Lander-Teams, das sich am vergangenen Wochenende mit
Vertretern des Rosetta Science Teams und der ESA in Toulouse beraten
hatte, bietet diese Region im Vergleich mit anderen die besten Voraussetzungen
für eine sichere Landung und anschließende erfolgreiche Messungen.
In der Vorauswahl fünf möglicher Landestellen, die das Lander Team Ende
August in die engere Wahl gezogen hatte, trug die jetzt ausgewählte Region die
Bezeichnung J. Region C, die seitlich auf dem "Körper" des Kometen liegt,
bestimmten die Wissenschaftler zur Ausweichlandestelle.
Aufnahmen von Landestelle J, die in den vergangenen Tagen mit Hilfe von
Rosettas wissenschaftlichem Kamerasystem OSIRIS aufgenommen wurden, zeigen
ein recht zerklüftetes Terrain. Berechnungen ergaben jedoch gute Landechancen.
Dafür wurden die Topographie der Landestelle sowie die mechanischen
Eigenschaften von Philaes Landegestell berücksichtigt.
Der genaue Fleck, auf dem Philae niedergeht, lässt sich nur mit
einer Genauigkeit von etwa 500 Metern bestimmen. "Wir brauchen deshalb nicht den
einen perfekten Landepunkt, sondern eine Region, für die möglichst viele
Landeszenarien ein gutes Ende nehmen", erklärt Hermann Böhnhardt vom
Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS), wissenschaftlicher Leiter
der Landemission.
"Keine der Landestellen-Kandidaten konnte alle gewünschten Kriterien zu 100
Prozent erfüllen. Landeplatz J ist aber ganz klar die beste Lösung", sagt
Philae-Projektleiter Stephan Ulamec vom DLR. Ein wichtiges Kriterium ist
die Anzahl großer Brocken, die die Landestelle überziehen. Forscher des
OSIRIS-Teams hatten in den vergangenen Wochen einen genauen Blick auf die fünf
Landestellen-Kandidaten geworfen und dabei alle erkennbaren Brocken erfasst,
vermessen und kartiert.
"Nach unseren bisherigen Erkenntnissen bietet Landestelle J Philae
vergleichsweise wenige 'Stolperfallen'", so Holger Sierks vom MPS, Leiter des
OSIRIS-Teams. "Auch aus wissenschaftlicher Sicht sind wir mit der Oberseite des
Kometenkopfes sehr zufrieden", so Böhnhardt. Erste Messungen deuten darauf hin,
dass dort organisches Material vorliegt und sich von dort die Aktivität des
Kometen gut untersuchen lässt. Zudem sollte das Instrument CONSERT an der
ausgewählten Landestelle gute Bedingungen für seine Messungen vorfinden.
CONSERT ist das einzige Experiment der Rosetta-Mission, das Teil des
Orbiters und der Landeeinheit ist. Ziel ist es, mit Hilfe von Radiowellen die
innere Struktur des Kometenkerns zu erforschen. Dafür wird ein Radiosignal von
der Raumsonde durch den Kern zur Landeeinheit und zurück gesendet. Auf Grund der
Gestalt des Kometenkerns und der Flugbahn des Orbiters ist nicht jeder Punkt auf
der Oberfläche von 67P in gleicher Weise geeignet, um den gesamten Kometenkern
zu durchstrahlen. Landeplatz J ist einer der besten für diese Aufgabe.
Zudem ermöglicht die ausgewählte Region häufige und gute Kommunikation
zwischen Lander und Orbiter. Dies ist wichtig für die vielen wissenschaftlichen
Messungen, die in den ersten zwei bis drei Tagen nach dem Aufsetzen parallel und
in den Wochen danach in kurzer zeitlicher Folge stattfinden sollen. Schließlich
sind die Kapazitäten von Philaes Datenspeicher begrenzt. Messdaten
müssen möglichst rasch zum Orbiter transferiert werden, um Platz für neue zu
machen; Kommandos vom Orbiter die Landeeinheit schnell erreichen.
Für die späteren Messungen sind die Lichtverhältnisse auf dem Kometenkopf
günstig: Philaes Solarzellen können dort genug Strom erzeugen, um die
Batterien verlässlich wieder aufzuladen. In den nächsten Wochen werden alle
Instrumente des Orbiters Landestelle J genauer untersuchen. OSIRIS etwa wird
diesen Bereich mit einer Auflösung von möglicherweise 30 Zentimetern pro Pixel
abbilden.
Nur für den Notfall - falls etwa die höhere Auflösung bisher unbekannte
Risiken aufdecken sollte - hat das Lander Team auch eine Ausweichlandestelle
festgelegt. Landestelle C findet sich seitlich auf dem "Körper" des Kometen.
Auch sie erfüllt wichtige Kriterien, ist jedoch ein wenig schwieriger
anzufliegen.
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