Satelliten auf falschem Orbit?
von Stefan Deiters astronews.com
23. August 2014
Zunächst sah alles nach einem perfekten Start der
Aufbauphase des europäischen Satellitennavigationssystems Galileo aus:
Am Freitag starteten die ersten beiden Galileo-Satelliten für den
Regelbetrieb an Bord einer Sojus-Rakete in einen Erdorbit. In der Nacht
kam von Arianespace dann die beunruhigende Nachricht: Die Satelliten
sind offenbar nicht auf dem Orbit, auf dem sie sein sollten.
Start des fünften und sechsten
Galileo-Satelliten am Freitag.
Foto: ESA |
Die Freude war gestern groß bei der europäischen Weltraumagentur ESA und auch
beim deutschen Partner, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR): Mit
dem Start der ersten beiden Galileo-Satelliten für den Regelbetrieb
sollte nun endlich der Aufbau der weltraumgestützten Komponente der europäischen
Konkurrenz zum amerikanischen Global Positioning System (GPS)beginnen.
Zunächst sah auch alles nach einer erfolgreichen Mission der von Arianespace
gestarteten Trägerrakete vom Typ Sojus aus - und entsprechend lauteten
auch die Pressemitteilungen von ESA und DLR gestern Abend. In der Nacht kam dann
jedoch die beunruhigende Nachricht aus dem Arianespace-Hauptquartier:
Eine Analyse der ersten Daten, die nach der Trennung der Satelliten vom Träger
übermittelt worden waren, hatte eine Diskrepanz zwischen dem tatsächlichen und
dem angestrebten Orbit der Satelliten ergeben. Weitere Angaben machte
Arianespace zunächst nicht. Sie wurden für den heutigen Tag angekündigt.
Offenbar hatte es schon am Abend Hinweise von Überwachungseinrichtungen des
US-Militärs gegeben, dass sich die Satelliten auf einem niedrigeren Orbit
befinden, als eigentlich vorgesehen war. Informationen darüber, ob sich der
eigentlich angestrebte Orbit mit Bordmitteln noch erreichen lässt, liegen
bislang noch nicht vor.
Auch bei der europäischen Weltraumagentur ESA findet sich mit Hinweis auf die
kurze Pressemitteilung von Arianespace nur die Information, dass nun
mit Experten von Industrie und Weltraumagenturen beraten werden soll, welche
Folgen diese Anomalie für die Mission haben könnte. Beide Satelliten seien
stabil und unter Kontrolle.
Update (24. August 2014): Arianespace hat inzwischen
die genauen Bahndaten der beiden am Freitag gestarteten Galileo-Satelliten
veröffentlicht. Sie befinden sich in einem elliptischen Orbit mit einer großen
Halbachse von 26.200 Kilometern und einer Inklination von 49,8 Grad. Vorgesehen
war ein kreisförmiger Orbit mit einer Inklination von 55 Grad und einer
Halbachse von 29.900 Kilometern. Ob die Satelliten noch für die vorgesehenen
Zwecke genutzt werden können, steht noch nicht fest, erscheint aber zunehmend
unwahrscheinlich.
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