Rosettas Zielkomet von Koma umgeben
Redaktion
/ Pressemitteilungen des MPI für Sonnensystemforschung und des DLR astronews.com
31. Juli 2014
Die europäische Raumsonde Rosetta kommt ihrem Ziel,
dem
Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko, immer näher: Inzwischen werden mehr und mehr
Details der offenbar rauen Kometenoberfläche sichtbar. Auch scheint der Komet
eine große Koma aus Staub ausgebildet zu haben, die den gesamten Blickwinkel der
Kamera einnimmt.
Der Kern des Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko
aufgenommen aus einer Entfernung von 1.950
Kilometern am 29. Juli 2014.
Bild: ESA / Rosetta / MPS für OSIRIS Team
(MPS / UPD / LAM / IAA / SSO / INTA / UPM / DASP
/ IDA) [Großansicht]
Die Koma des Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko
am 25. Juli 2014.
Bild: ESA / Rosetta / MPS für OSIRIS Team
(MPS / UPD / LAM / IAA / SSO / INTA / UPM / DASP
/ IDA) [Großansicht] |
Weniger als eine Woche trennt die ESA-Raumsonde Rosetta noch von
ihrem Ziel, dem Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko. Bilder des Kometen, die mit
Hilfe von Rosettas wissenschaftlichem Kamerasystem OSIRIS aufgenommen wurden,
zeigen deutliche Anzeichen einer Koma. Dies ist eine Hülle aus Staub, die den
Kometenkern umgibt. Auf aktuellen Aufnahmen füllt die Koma den gesamten
Blickwinkel der Kamera von 150 mal 150 Quadratkilometern aus. Die Außenbereiche
könnten jedoch viel weiter reichen.
"Obwohl es sich widersprüchlich anhört, ist es schwieriger die Koma des
Kometen aus der Nähe abzubilden als aus großer Entfernung", erklärt Holger
Sierks vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) in Göttingen,
Leiter des OSIRIS-Teams. Ende April zeigten OSIRIS-Bilder beispielsweise einen
deutlichen Anstieg der Staubproduktion von 67P.
Damals betrug der Abstand zwischen Raumsonde und Komet mehr als zwei
Millionen Kilometer. Ein Pixel in den Bildern entsprach am Kometenkern einer
Region von 2.500 Quadratkilometern. Das Licht, das alle Staubteilchen in dieser
Säule reflektieren, trug gemeinsam zum Signal bei. Die aktuellen Bilder lösen
den Kometen und seine Umgebung räumlich zwar deutlich besser auf, doch dadurch
trägt auch eine viel kleinere Region - und somit deutlich weniger Staubteilchen
- zu einem Pixel bei.
Dennoch zeigen neue Daten vom 25. Juli 2014 eine ausgedehnte Koma, die den
Kern von 67P umgibt. Nähern sich Kometen der Sonne, verdampfen leichtflüchtige
Stoffe von ihrer Oberfläche und reißen Staubteilchen mit sich. Dieser Staub
umhüllt den Kometen. "Unsere Bilder der Koma überdecken 150 mal 150
Quadratkilometer", erklärt Luisa Lara vom Instituto de Astrofísica de
Andalucía. Diese Aufnahmen zeigen höchstwahrscheinlich jedoch nur den
inneren Bereich der Koma, in dem die Teilchendichten am höchsten sind.
Wissenschaftler erwarten, dass die vollständige Koma deutlich größer ist.
Eine weitere Herausforderung für OSIRIS ist der helle Kometenkern, der seine
Umgebung überstrahlt. Zwar ist OSIRIS so konzipiert, dass das Instrument mit
einer gesteuerten Überbelichtung im Bereich des Kerns umgehen kann. Das
Streulicht dieser starken Lichtquelle verursacht aber Artefakte. Im aktuellen
Bild der Koma ist die blasse runde Struktur rechts vom Kometenkern ein solches
Artefakt. Der Mittelteil des Bildes, der den Kern umgibt, ist entstellt durch
die Überbelichtung.
In den nächsten Wochen will das OSIRIS-Team die Aktivität des Kometen, wie
sie sich bisher in der Anflugphase gezeigt hat, weiter untersuchen. Dazu müssen
Daten, die aus verschiedenen Entfernungen und mit unterschiedlichen
Belichtungszeiten aufgenommen wurden, zueinander in Beziehung gesetzt werden.
Derweil bestätigen neue Aufnahmen des Kometenkerns das halsbandartige
Aussehen der Halsregion. Diese Region, die den Kopf des Kometen mit dem Körper
verbindet, erscheint heller als andere Bereiche auf der Oberfläche. Die Ursache
dafür ist Gegenstand wissenschaftlicher Diskussionen. Mögliche Erklärungen
reichen von Unterschieden in Material und Korngröße bis zu topografischen
Effekten.
Um sich auf die Suche nach einem geeigneten Landeplatz zu machen, müssen die
Wissenschaftler und Ingenieure des Teams des Kometenlander Philae noch warten:
"Wir sehen die Oberfläche noch nicht deutlich genug", sagt Lander-Projektleiter
Dr. Stephan Ulamec vom DLR. Das Landegerät, das am 11. November die erste
Landung auf einem Kometen durchführen soll, wird aus dem Lander-Kontrollzentrum
des DLR in Köln gesteuert und betrieben.
Am 6. August wird die Rosetta-Sonde am Churyumov-Gerasimenko
ankommen, erst dann kann die Oberfläche aus der Nähe beobachtet und kartiert
werden. Für eine sichere Landung von Philae ist die Rauigkeit der
Kometenoberfläche und seine Aktivität ein wichtiges Kriterium. "Als Landeplatz
wäre natürlich flaches Terrain günstig - und nicht unbedingt ein Standort direkt
neben einer Gletscherspalte, aus der kräftig das Gas strömt."
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