Sorge um russischen Wissenschaftssatelliten
von Stefan Deiters astronews.com
24. Juli 2014
Sorge um den russischen Wissenschaftssatelliten FOTON-M4,
der am Freitagabend an Bord einer Trägerrakete vom Typ Sojus mit zahlreichen
Experimenten an Bord ins All gestartet ist. Offenbar gibt es Probleme mit dem
Kommunikationssystem des Satelliten, ein Manöver zum Erreichen der endgültigen
Umlaufbahn soll nicht stattgefunden haben. Manche Experimente könnten schon
beeinträchtigt sein.

Die
Sojus-Trägerrakete mit dem Satelliten FOTON-M4
vor dem Start in Baikonur.
Foto: Roskosmos [Großansicht] |
Beunruhigende Nachrichten von der Mission des russischen Wissenschaftssatelliten
FOTON-M4. Wie der Onlinedienst Spaceflight101 unter Berufung auf eine Meldung
der russischen Zeitung Iswestija berichtet, gab es offenbar unmittelbar
nach dem Start ein Problem mit dem Kommunikationssystem des Satelliten.
Aus
diesem Grund soll bereits eine Zündung der Triebwerke von FOTON-M4 zum
Erreichen des endgültigen Orbits nicht stattgefunden haben. Auch in einer
Meldung der russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti ist inzwischen
von Problemen bei der Kommunikation mit FOTON-M4 die Rede.
Bei FOTON-M4 handelt es sich um eine Weiterentwicklung früherer
FOTON-Kapseln, die mit zwei Monaten deutlich länger im All bleiben können, als es bei
zurückliegenden FOTON-Missionen möglich war. Dazu verfügt die aktuelle Kapsel über Solarzellenpanele, die die Systeme mit Strom versorgen. Zuvor hatte man, während
der kürzeren Missionen, allein auf Batterien gesetzt.
Nach den offiziell unbestätigten Meldungen scheint
FOTON-M4 Telemetriedaten zur
Erde zu senden und auch seine Batterien aufzuladen. Das Raumschiff wäre danach
voll funktionsfähig. Nur der Empfang von
Kommandos von der Erde scheint nicht zu klappen, so dass bislang auch keine
Befehle ausgeführt wurden. Dies könnte insbesondere für einige Experimente
kritisch sein, da diese für einen fehlerfreien und aussagekräftigen Ablauf auf
Instruktionen angewiesen sind.
FOTON-M4 befindet sich gegenwärtig in einem Orbit, auf dem der Satellit die Erde in einer
Höhe von 250 bis 548 Kilometern umkreist. Diese Umlaufbahn sollte für einige
Monate stabil sein. Da der Satellit offenbar mit Strom versorgt wird, besteht
somit noch Hoffnung, dass man die Kontrolle über FOTON-M4 zurückgewinnen und
eventuell auch einige Experimente retten kann.
Das Wiederherstellen der Kontrolle des Satelliten dürfte ein vorrangiges Ziel
des russischen Kontrollteams sein. Sollte dies nämlich nicht gelingen, wird
FOTON-M4 irgendwann unkontrolliert in die Erdatmosphäre eintreten. Da die Kapsel
so konstruiert wurde, dass sie einen Wiedereintritt übersteht, ist es kaum
wahrscheinlich, dass sie dabei komplett verglüht.
Die Satelliten der FOTON-Reihe bieten Wissenschaftlern eine alternative
Möglichkeit zur Forschung unter Weltraumbedingungen. Auch deutsche Forscher sind
mit vier materialwissenschaftlichen Experimenten an Bord von FOTON-M4 vertreten
und hatten sich auch schon an früheren FOTON-Missionen beteiligt. Den Mitflug
der Experimente hatte das Raumfahrtmanagement des Deutschen Zentrums für Luft-
und Raumfahrt (DLR) ermöglicht.
Auf Anfrage von astronews.com teilte eine Sprecherin des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt
(DLR) mit, dass bislang keine offiziellen Informationen zum aktuellen Status von
FOTON-M4 vorliegen würden und man daher auch keine Aussagen zu den in
den Medien genannten möglichen Problemen der Mission machen könne.
Update (24. Juli 2014, 13.45 Uhr): Nach Angaben der Webseite
Russianspaceweb.com hat die russische Raumfahrtagentur Roscosmos
die Probleme mit FOTON-M4 inzwischen bestätigt. Nachdem zunächst alle
Systeme in Betrieb genommen worden waren und auch einige Experimente die ersten
Befehle erhalten hätten, sei der Kommandokanal zu FOTON-M4 gestört
gewesen. Der Satellit sei aber stabil und würde ansonsten normal funktionieren.
Man versuche nun, die Verbindung wiederherzustellen, um das vorgesehene Programm
absolvieren zu können.
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