Detaillierter Blick in den Halo von Centaurus A
von Stefan Deiters astronews.com
11. Juli 2014
Astronomen haben mit dem Weltraumteleskop Hubble
den ausgedehnten Halo der elliptischen Riesengalaxie Centaurus A untersucht. Zu
ihrer Überraschung erstreckt sich dieser offenbar weiter ins All, als sie
erwartet hatten und enthält zudem Sterne, die überraschend viele schwerere
Elemente aufweisen. Centaurus A ist rund zwölf Millionen Lichtjahre von uns
entfernt.
Mit Hubble haben Astronomen den ausgedehnten
Halo der elliptischen Riesengalaxie Centaurus A
detailliert untersucht.
Bild: ESA/Hubble, NASA, Digitized Sky Survey,
MPG/ESO / Davide de Martin [Großansicht] |
Galaxien sind weitaus mehr, als man auf den ersten Blick auf Bildern erkennen
kann. Ins Auge fallen natürlich sofort die hellen Galaxienkerne oder die
spektakulären Spiralarme. Alle diese Strukturen aber sind in einen weitaus
größeren Bereich eingebettet, in dem sich auch noch zahlreiche Sterne befinden
und andere Objekte, wie etwa Kugelsternhaufen - nämlich in den galaktischen
Halo.
Der Halo ist eine wichtige Komponente von Galaxien. In unserer Milchstraße
geht man beispielsweise davon aus, dass sich im Halo Hinweise auf die Entstehung
und Entwicklung unserer Heimatgalaxie erhalten haben. Die Halos anderer Galaxien
lassen sich jedoch nur sehr schwer untersuchen, da es kaum möglich ist, einzelne
Sterne in einer sehr großen Region rund um die sichtbare Galaxie aufzuspüren.
Mithilfe der Advanced Camera for Surveys und der Wide Field
Camera 3 des Weltraumteleskops Hubble hat nun ein Astronomenteam
den Halo der elliptischen Riesengalaxie Centuarus A - auch bekannt als NGC 5128
- genauer unter die Lupe genommen. Die Galaxie ist rund zwölf Millionen
Lichtjahre von der Erde entfernt. Dabei untersuchten sie den Halo bis zu einem
größeren Abstand vom Zentrum der Galaxie als jemals zuvor und machten dabei
einige überraschende Entdeckungen.
"Diese umfangreiche Untersuchung eines galaktischen Halos gibt uns
überraschende Einblicke in die Entstehung, Entwicklung und Zusammensetzung einer
Galaxie", so Marina Rejkuba von der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Garching
bei München. "Wir fanden in einer Richtung mehr Sterne als in die andere, was
dem Halo eine schiefe Form gibt - das hatten wir nicht erwartet."
Die Astronomen haben für ihre Studie einen Bereich untersucht, der sich
25-mal weiter ins All erstreckt als der Radius der Galaxie und damit eine Region
mit einem Durchmesser von rund 450.000 Lichtjahren. Die Breite der erfassten
Region betrug 295.000 Lichtjahre. Zum Vergleich: Die sichtbare Komponente
unserer Milchstraße hat einen Durchmesser von rund 120.000 Lichtjahren. Die
untersuchte Region würde am Himmel einen Bereich überdecken, der acht
Vollmonddurchmessern entspricht.
Doch nicht nur die Verteilung der Sterne im Halo war überraschend, auch ihre
Zusammensetzung: In unserer Milchstraße finden sich im Halo überwiegend Sterne
mit einem nur sehr geringen Anteil von Elementen, die schwerer sind als
Wasserstoff und Helium. Bei Centaurus A scheint dies anders zu sein: Hier fanden
sich auch in den abgelegensten Regionen noch Sterne mit einem sehr hohen Anteil
an schwereren Elementen.
"Sogar in diesen extremen Entfernungen haben wir noch nicht den Rand des
Halos von Centaurus A erreicht und es ist uns auch nicht gelungen, die älteste
Generation von Sternen aufzuspüren", erläutert Laura Greggio vom italienischen
Istituto Nazionale di Astrofisica (INAF). "Diese alte Sternengeneration
ist sehr wichtig. Deren größte Sterne waren dafür verantwortlich, die chemischen
Elemente zu erzeugen, die man nun in den meisten Sternen der Galaxie findet. Und
auch wenn die großen Sterne schon lange nicht mehr existieren, gibt es doch noch
immer die kleineren Sterne dieser Generation, die uns eine ganze Menge verraten
können."
Die wenigen schwereren Elemente in den stellaren Halos von Spiralgalaxien wie
der Milchstraße erklären sich die Astronomen aus der Entwicklung dieser Systeme:
Im Laufe der Zeit haben sie nämlich unzählige kleinere Satellitengalaxien
angezogen und in sich aufgenommen. Im Falle von Centaurus A könnte der Fund von
Sternen mit einem hohen Anteil schwererer Elemente in so großer Entfernung von
der Galaxie bedeuten, dass es in der Vergangenheit zu einer einzelnen
Verschmelzung mit einer großen Spiralgalaxie gekommen ist. Dabei wurden Sterne
aus der Scheibe der Spiralgalaxie in den äußeren Halo von Centaurus A
geschleudert.
"Die Messung des Anteils von schwereren Elementen in einzelnen Sternen im
Halo einer elliptischen Riesengalaxie wie Centaurus A, ist eine einmalige
Fähigkeit von Hubble - wir hätten das mit keinem anderen Teleskop
machen können und sicherlich nicht von der Erde aus", so Rejkuba. "Solche
Beobachtungen sind für das Verständnis der Galaxien im lokalen Universum von
grundlegender Bedeutung."
Über ihre Beobachtungen berichten die Astronomen jetzt in einem Fachartikel,
der in der Zeitschrift The Astrophysical Journal Letters erscheint.
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