Der letzte Flug eines ESA-Raumfrachters
Redaktion
/ Pressemitteilung der ESA astronews.com
18. Juli 2014
In einer Woche wir letztmalig ein europäischer Raumfrachter,
ein Automated Transfer Vehicle (ATV), zur Internationalen Raumstation
ISS starten. Mit der Mission des auf den Namen Georges Lemaître
getauften Raumfrachters enden die europäischen ISS-Versorgungsflüge. Die dabei
gewonnenen Erkenntnisse werden aber weiter genutzt - etwa für die Orion-Raumkapsel
der NASA.
Das ATV-5 bei
der Annäherung an die Internationale Raumstation
ISS.
Bild: ESA – D. Ducros [Großansicht] |
Das fünfte und letzte Automated Transfer Vehicle (ATV)soll in der
Nacht vom 24. auf den 25. Juli an Bord einer Ariane-5 ES von Europas
Raumflughafen Kourou in Französisch-Guayana aus gestartet werden. Als Startzeit
ist aktuell der 25. Juli um 3.43 Uhr MESZ vorgesehen. Das automatische
Transferfahrzeug soll dann am 12. August an die Internationale Raumstation ISS
andocken und sechs Monate später wieder in die Erdatmosphäre eintreten und damit
das ATV-Programm der ESA mit einem Himmelsfeuerwerk planmäßig zu Ende führen.
Das ATV ist das bisher komplexeste in Europa gebaute Raumfahrzeug: Es vereint
vollautomatische Anflugmanöver mit fortschrittlicher Technik zur Gewährleistung
der menschlichen Sicherheit am Boden wie im Orbit. Das vielseitig einsetzbare
ATV ist seit seinem ersten Flug im März 2008 ein unverzichtbarer Bestandteil der
Internationalen Raumstation.
Im Vergleich zu den anderen Versorgungsfahrzeugen des orbitalen Außenpostens
verfügt es über die größte Frachtkapazität, transportiert sowohl trockene als
auch flüssige Ladungen und kann die Raumstation auf eine höhere Umlaufbahn
anheben, um deren durch die atmosphärische Reibung bedingtes Absinken wieder
auszugleichen.
Obwohl das ATV nicht für bemannte Taxiflüge konzipiert wurde, kann es als
voll mit Druck und einer Atmosphäre versehenes an der Raumstation befestigtes
Modul von der ISS-Mannschaft als vollwertiger Stau- und Arbeitsraum genutzt
werden. Am Ende seiner sechsmonatigen Mission wird das ATV mit Müll beladen von
der ISS abdocken und bei seinem Wiedereintritt in die Erdatmosphäre über dem
menschenleeren Südpazifik verglühen.
Benannt ist der fünfte und letzte Frachter nach dem belgischen
Wissenschaftler Georges Lemaître, der als Begründer der Urknall-Theorie gilt.
Neben seinen Hauptfunktionen wird das ATV-5 auch zur Erprobung von Geräten und
Verfahren für künftige Raumtransporte eingesetzt. Zu den Experimenten an Bord
zählt etwa der experimentelle Laserinfrarotbildsensor LIRIS zur Entwicklung von
Lenkungs-, Navigations- und Steuerungssystemen für Anflüge an Ziele wie
Weltraummüll und Asteroiden.
"Georges Lemaître mag zwar das letzte ATV sein, das ATV-Programm als
Ganzes stellt jedoch für die ESA nur den ersten wichtigen Schritt für weitere
Abenteuer auf dem Gebiet des bemannten Raumflugs dar", so Thomas Reiter,
ESA-Direktor für bemannte Raumfahrt und Betrieb. "Mit dem ATV-Programm wurden
Schlüsseltechnologien entwickelt, die uns bei den künftigen Herausforderungen,
die es in der bemannten Raumfahrt zu meistern gilt, als solide Grundlagen dienen
werden."
So kommen ATV-Technologien beim Entwurf des europäischen Versorgungsmoduls
für Orion, das neue Mehrzweck-Raumschiff der NASA, zum Einsatz, das
Astronauten und andere Fracht bei künftigen bemannten Missionen über die
Erdumlaufbahn hinaus befördern soll. Die ESA hat sich zunächst zur Auslieferung
von zwei Modulen für Orion verpflichtet: eines für den Jungfernflug
2017 und das zweite für die erste operationelle Mission 2021. Die vorläufige
Entwurfsüberprüfung wurde am 23. Mai abgeschlossen.
Die Technologien des ATV könnten jedoch auch noch auf anderen Gebieten zum
Einsatz kommen, wie etwa die Rückführung von Proben aus dem Weltraum,
Abschleppmanöver und Versorgungs- und Reparaturmaßnahmen im Orbit. Die für das
Programm geschaffenen Kontrolleinrichtungen, Simulatoren und anderen Geräte
könnten in künftige Raumtransportvorhaben eingebunden werden.
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