Noch ein Jahr bis zum Vorüberflug an Pluto
von Stefan Deiters astronews.com
15. Juli 2014
Verläuft alles nach Plan, dann wird man in einem Jahr etwas
mehr über eine eisige Welt wissen, die bislang nicht mehr als ein verschwommener Lichtfleck ist. Am
14. Juli 2015 nämlich soll die Sonde New Horizons an Pluto und seinen
Monden vorüberfliegen. Erste Aufnahmen des
Zwergplaneten dürfte es bereits ab April geben.
New Horizons soll in einem Jahr an Pluto
vorüberfliegen.
Bild: Johns Hopkins University Applied
Physics Laboratory / Southwest Research Institute
(JHUAPL/SwRI) |
Die Spannung steigt beim Team der Plutosonde New Horizons: In einem Jahr wird
sie ihre dichteste Passage an dem Zwergplaneten am Rand des Sonnensystems
bereits hinter sich haben. Der Vorüberflug an Pluto, seinem Mond Charon und den
anderen Monden ist am 14. Juli 2015 geplant. Dabei soll die Sonde Aufnahmen
machen, die der fernen Welt erstmals ein "Gesicht" geben werden.
Wie der Zwergplanet Pluto, der bis 2006 noch als neunter Planet des Sonnensystems galt, tatsächlich aussieht, wissen
Astronomen bislang nämlich nicht: Die eisige Welt ist so weit von der Sonne entfernt,
dass sie selbst mit den besten Teleskopen nicht viel mehr ist als ein
verwaschener Lichtpunkt. Ob die Oberfläche von Schluchten, hohen Bergen oder
großen Ebenen geprägt ist und ob es vielleicht Geysire gibt, wird sich
hoffentlich beim Vorüberflug in einem Jahr zeigen.
"Da Pluto noch nie von einer irdischen Raumsonde besucht wurde, werden wir
alles, was wir zu Gesicht bekommen, zum ersten Mal sehen", so Adriana Ocampo,
die Verantwortliche für das Programm New Frontiers der amerikanischen
Weltraumbehörde NASA. "Ich bin mir sicher, dass dies eine faszinierende
Erfahrung sein wird, mit jeder Menge historischen Momenten."
Dabei könnte der Vorüberflug von New Horizons an Pluto unseren Blick auf
die eisige Welt am Rande des Sonnensystems genauso verändern, wie die erste
erfolgreiche Passage einer Sonde am Mars. Der Vorüberflug an Pluto wird auch fast
genau ein halbes Jahrhundert nach der historischen Marspassage von Mariner 4
stattfinden, die der Menschheit erstmals eine rötliche Wüstenwelt zeigte und
nicht den - von manchen erhofften - Planeten mit Seen und Flussläufen.
Auf die ersten Bilder von Pluto müssen die Wissenschaftler nicht mehr ein ganzes
Jahr warten. Die Beobachtungskampagne soll bereits im April beginnen. Im Juli
2015 wird New Horizons dann in einem Abstand von nur rund 10.000 Kilometern an
Pluto vorüberfliegen. Flöge die Sonde in ähnlichem Abstand an der Erde vorüber,
würden sich individuelle Gebäude und ihre Form erkennen lassen.
Dabei ist das Manöver nicht ungefährlich: Pluto hat nämlich fünf Monde: Charon,
Styx, Nix, Kerberos und Hydra. Durch Meteoriten, die auf diesen Monden
einschlagen, könnten Trümmerteile in einen Orbit um Pluto gelangen und so einen
Gürtel aus kleinen Partikeln bilden, der mal stärker und mal schwächer
ausgeprägt ist. Während des Anflugs wird das Team daher genau nach solchen
Trümmerbereichen Ausschau halten, um New Horizons möglichst sicher an Pluto
vorüberzulotsen.
"Das Team von New Horizons macht eine hervorragende Arbeit und hält die Sonde
bereit für das Rendezvous", so Ocampo. "Die Sonde ist in guten Händen. Was immer
wir auch finden werden, glaube ich doch fest daran, dass Pluto und seine
Satelliten unsere Erwartungen übertreffen werden und uns mehr überraschen, als wir uns vielleicht vorstellen können."
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