Cygnus-Raumfrachter auf dem Weg zur ISS
von Stefan Deiters astronews.com
14. Juli 2014
Bei der Versorgung der Internationalen Raumstation ISS ist
die NASA auf die Dienste kommerzieller Unternehmen angewiesen. Zwei Firmen
führen gegenwärtig im Auftrag der amerikanischen Raumfahrtbehörde
Versorgungsflüge durch. Gestern startete nun die zweite reguläre Mission eines
Cygnus-Raumfrachters von der Wallops Flight Facility in Virginia.
Start der
Antares-Trägerrakete mit dem Cygnus-Raumfrachter
an Bord.
Foto:
NASA / Bill Ingalls [Großansicht] |
Der Cygnus-Raumfrachter, der gestern Abend von der Wallops Flight Facility der
NASA in Virgina an Bord einer Trägerrakete vom Typ Antares abhob, ist gefüllt
mit Versorgungsgütern, Ersatzteilen und wissenschaftlichen Experimenten. Es
handelt sich um den zweiten regulären Versorgungsflug, den das Unternehmen
Orbital Science im Auftrag der NASA durchführt - daher auch der Name der Mission
Orbital 2. Der Vertrag zwischen Orbital und der NASA hat ein Volumen von 1,9
Milliarden US-Dollar. Das Unternehmen wird dafür bis 2016 mindestens acht
ISS-Versorgungsflüge durchführen.
Mit der Aufnahme der regulären Versorgungsflüge durch Orbital Science zu Beginn
dieses Jahres versorgen nun zwei Unternehmen mit konkurrierenden Trägerraketen
und Raumschiffen die Raumstation im Auftrag der NASA. Diese hatte sich mit der
Einstellung der Shuttle-Flüge aus diesem Geschäft zurückgezogen und stattdessen
die Entwicklung kommerzieller Transportkapazitäten in einen niedrigen Erdorbit
unterstützt. Der nächste Schritt ist nun der Transport von Astronauten zur ISS
mit einem privaten Raumschiff. Dies ist für 2017 vorgesehen.
Für Orbital Science ist es der insgesamt dritte Flug eines Cygnus-Raumfrachters zur
Raumstation. Im Oktober vergangenen Jahres hatte das Unternehmen erfolgreich
einen Qualifizierungsflug absolviert und damit bewiesen, dass es in der Lage
ist, ein Raumschiff sicher zur ISS zu steuern (astronews.com
berichtete). Anschließend erhielt Orbital Science von der NASA den Auftrag
für regelmäßige Versorgungsflüge zur ISS, ein erster Versorgungsflug wurde zu
Beginn des Jahres durchgeführt. Konkurrent SpaceX ist schon etwas
länger im Geschäft: Der Dragon-Raumfrachter des Unternehmens wird im September
bereits zum vierten regulären Versorgungsflug starten.
Der jetzt gestartete Cygnus-Raumfrachter soll die ISS am Mittwoch erreichen.
Er
wird dann mithilfe des Greifarms der ISS eingefangen und an eine Andockschleuse
der Raumstation bugsiert. Im August wird der Raumfrachter dann - mit Müll und
nicht mehr benötigtem Material beladen - die ISS verlassen und kurze Zeit später in der
Erdatmosphäre verglühen. Im Gegensatz zu den konkurrierenden Dragon-Raumfrachtern können die Cygnus-Raumfrachter nämlich nicht zur Erde
zurückkehren.
Für ihre Cygnus-Raumfrachter hat Orbital Science auf bewährte Technologien
gesetzt: Das Modul für Antrieb und Steuerung des Raumschiffs basiert auf einer
Eigenentwicklung, die bereits bei von der Firma gebauten Satelliten zum Einsatz
kommt. Das eigentliche Frachtmodul basiert auf dem Multi-Purpose Logistics
Module (MPLM), also dem Weltraumcontainer, der früher im Frachtraum der
amerikanischen Raumfähren zur ISS gebracht wurde.
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