Rosettas Zielkomet verdampft Wasser
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung astronews.com
2. Juli 2014
67P/Churyumov-Gerasimenko, der Zielkomet der Rosetta-Mission,
verliert in jeder Sekunde bereits so viel Wasser, dass man damit zwei kleine
Gläser füllen könnte. Dies ergaben jetzt Messungen mit dem Instrument MIRO an
Bord der europäischen Sonde Rosetta. Dabei befindet sich der Komet erst
zwischen den Bahnen von Jupiter und Mars und ist somit noch weit von der Sonne
entfernt.

Obwohl sich der Komet 67P/Churyumov-Gerasimenko
noch in den eisigen Tiefen des Weltalls befindet,
verliert er bereits bis zu 300 Milliliter Wasser
pro Sekunde.
Bild: ESA [Großansicht] |
Vom Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko, dem Ziel der ESA-Mission Rosetta,
verdampft bereits Wasser. Erste Messungen des Instrumentes MIRO an Bord der
Raumsonde konnten das Gas nicht nur identifizieren, sondern auch die Menge
bestimmen. Obwohl sich der Komet noch in den eisigen Tiefen des Weltalls
befindet, entspricht die Wassermenge bereits zwei kleinen Gläsern pro Sekunde.
Zum MIRO-Team gehören auch Forscher des Max-Planck-Instituts für
Sonnensystemforschung (MPS). Am Institut wurde das Chirp Transform
Spektrometer von MIRO entwickelt, welches einzelne Gase in der Umgebung des
Kometen aufspürt und den aktuellen Fund ermöglicht hat.
Der erste Nachweis des Wasserdampfes gelang dem MIRO-Team vor einigen Wochen
am 6. Juni aus einem Abstand von 350.000 Kilometern. Churyumov-Gerasimenko
trennten zu diesem Zeitpunkt noch 583 Millionen Kilometer von der Sonne.
Seitdem konnte das Instrument jedes Mal, wenn es in Betrieb und auf den
Kometen gerichtet war, das Gas identifizieren. "Wir wussten, dass wir das
Ausgasen von Wasserdampf würden beobachten können. Allerdings waren wir
überrascht, wie früh wir das Gas detektiert haben", sagt Sam Gulkis vom Jet
Propulsion Laboratory der amerikanischen Weltraumagentur NASA, der Leiter
des MIRO-Teams.
Neben Kohlenmonoxid, Methanol und Ammoniak ist Wasser einer der wichtigsten
flüchtigen Bestandteile eines Kometen. Nähert sich der Komet der Sonne,
verdampfen diese Gase von seiner Oberfläche und speisen die sogenannte Koma,
eine Hülle aus Gas und mitgerissenem Staub. MIRO, das Mikrowellen-Instrument des
Rosetta-Orbiters, kann diese Gase identifizieren und ihre
Produktionsraten bestimmen. Dafür analysiert das Instrument die
Mikrowellenstrahlung, die von den Gasmolekülen ausgeht. Wasser und andere Stoffe
hinterlassen in diesem Wellenlängenbereich charakteristische Fingerabdrücke.
"Die Signale, die Wassermoleküle in unseren Messdaten hinterlassen, sind
besonders gut zu detektieren", erklärt Paul Hartogh vom MPS, Mitglied des
MIRO-Teams, unter dessen Leitung das Chirp Transform Spektrometer
entwickelt und gebaut wurde. "Das Instrument ist dafür besonders empfindlich."
Es ist zu erwarten, dass 67P auch andere Gase, die bei geringeren
Temperaturen als Wasser sublimieren, ausgast. Aus der aktuellen Entfernung
zwischen Raumsonde und Komet lassen sich diese jedoch noch nicht aufspüren. Der
aktuelle Nachweis von Wasserdampf aus solch großer Entfernung sei ein
eindrucksvoller Beweis der Leistungsfähigkeit von MIRO, freut sich Hartogh - und
findet einen anschaulichen Vergleich: Es sei, als würde man von der Erde aus das
Verdampfen einer Tasse heißen Tees auf dem Mond entdecken.
Rosetta ist eine Mission der europäischen Weltraumagentur ESA mit
Beiträgen der Mitgliedsstaaten und der amerikanischen Weltraumagentur NASA.
Rosetta wird die erste Mission in der Geschichte sein, die einen Kometen
anfliegt, ihn auf seinem Weg um die Sonne begleitet und eine Landeeinheit auf
seiner Oberfläche absetzt. Rosetta soll 67P/Churyumov-Gerasimenko Anfang August
erreichen, die Landung der Landeeinheit Philae auf dem Kometen ist für November
geplant. Aktuell ist Rosetta etwas mehr als 50.000 Kilometer vom
Kometen entfernt.
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