Satellit soll Schiffsverkehr beobachten
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
1. Juli 2014
An Bord einer indischen Trägerrakete ist gestern der kleine
experimentelle Satellit AISat in eine Erdumlaufbahn gestartet. Das
Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt will mit dem Satelliten eine neue
Antenne ausprobieren. Mit ihr sollen, so die Hoffnung, Signale von Schiffen auch
aus Regionen
aufgezeichnet werden können, in denen sehr viel Verkehr ist.
Der Nanosatellit
AISat soll mithilfe einer neuartigen Antenne des
Schiffsverkehr beobachten.
Bild: DLR |
Pünktlich um 6.19 Uhr MEZ startete gestern der Satellit AISat des
Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit einer PSLV-C23-Rakete vom
indischen Satish Dhawan Space Center ins All. Der 14 Kilogramm leichte
Satellit, mit dem die DLR-Wissenschaftler die Signale von Schiffen empfangen
werden, wurde wie geplant 1.113,7 Sekunden nach dem Start auf einen Orbit in
Höhe von 660 Kilometern ausgesetzt. Hauptnutzlast an Bord der Rakete war der
kommerzielle Erdbeobachtungssatellit Spot 7.
Gegen 9.30 Uhr erreichte auch das erste Signal des Satelliten den
Kontrollraum im DLR-Institut für Raumfahrtsysteme. "Wir wissen: Er lebt, und er
sendet uns Daten über seinen Gesundheitszustand", freute sich Falk Nohka vom
AISat-Team. Das erste Signal war ein Rufzeichen sowie erste Informationen,
den AISat als Morsecode zur Erde schickte.
Dieses Bakensignal wurde nicht nur in Bremen vernommen, sondern auch weltweit
von Hobbyfunkern gehört. "Es sind Empfangsberichte von Brasilien bis zu den
Niederlanden dabei." Während des ersten Überflugs über Bremen hatten die
Wissenschaftler des DLR ab 11.05 Uhr Zeit für sechs Minuten Kontakt zu ihrem
Satelliten im Weltall.
Anderthalb Stunden später konnten sie AISat für sieben Minuten
kontaktieren und Daten herunterladen. Sobald feststeht, dass der Satellit die
Belastungen durch den Start gut überstanden hat und er aufhört zu taumeln,
werden die DLR-Forscher das Kommando zur Entfaltung der vier Meter langen
Helix-Antenne senden. Mit dieser will das Team die AIS-Signale (Automatic
Identification System) von Schiffen empfangen und diese so präzise orten.
Beim Ausfahren der Helix-Antenne erhält der Satellit Unterstützung vom
Erdmagnetfeld: Blickt diese nämlich anschließend in Richtung Weltall statt in
Richtung Erde, sorgen kleine Magnetspulen für den richtigen Dreh. "Wir stützen
uns dabei quasi am Magnetfeld der Erde ab", erläutert Projektleiter Jörg
Behrens.
Bisher sind zwar bereits kommerzielle Satelliten im Einsatz, die die
AIS-Signale empfangen, doch in stark befahrenen Gewässern wie der Deutschen Buch
oder Häfen wie Singapur übersteigt die Anzahl der Schiffe das "Hörvermögen"
dieser Satelliten mit einfachen Stabantennen. AISat ist deshalb mit
einer Helix-Antenne ausgerüstet, die sich auf ein Gebiet mit nur 750 Kilometern
Durchmesser ausrichtet. Bodengestützte Empfangsstationen des DLR werden dabei
die Vergleichsdaten liefern, um die Leistungsfähigkeit von AISat zu
ermitteln.
Die Antenne wurde gemeinsam vom DLR-Institut für Raumfahrtsysteme sowie dem
DLR-Institut für Faserverbundleichtbau und Adaptronik entwickelt. Satellit und
Empfänger wurden im DLR-Institut für Raumfahrtsysteme entwickelt, gebaut und
getestet. "Wir hoffen, dass AISat mit der Helix-Antenne eine gute
Alternative zu den bisherigen Satelliten ist und sich in den
Hochverkehrsgebieten beweist", so Behrens.
Zwei bis drei Mal am Tag wollen die Wissenschaftler in Bremen Daten aus dem
All empfangen, immer wenn der Satellit Norddeutschland überfliegt. Gesteuert und
überwacht wird AISat ebenfalls vom DLR-Standort Bremen aus. Eine
weitere Empfangsstation soll im kanadischen Inuvik aufgestellt werden, damit die
Möglichkeiten zum Datenempfang ausgeweitet werden.
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