Bewohnbare Super-Erde in der Nachbarschaft?
von Stefan Deiters astronews.com
30. Juni 2014
Astronomen haben um einen nur 16 Lichtjahre entfernten
Stern einen Planeten entdeckt, auf dem theoretisch lebensfreundliche
Bedingungen möglich wären. Bei dem Planeten Gliese 832c handelt es sich
allerdings um eine Super-Erde mit der mindestens fünffachen Masse unseres
Heimatplaneten. Trotzdem gehört der Planet zu den potentiell
lebensfreundlichsten unter den bislang entdeckten Welten.

So könnte Gliese
832c aussehen (links), rechts im Vergleich dazu
die Erde.
Bild: PHL, University of Puerto Rica, Arecibo |
Heimisch würde man sich auf dem jetzt entdeckten Planeten Gliese 832c
wohl eher nicht fühlen: Die Welt umrundet seinen Zentralstern Gliese 832 in
gerade einmal 16 Tagen, bekommt von diesem jedoch trotzdem nur in etwa so viel
Energie ab, wie die Erde von der Sonne.
Gliese 832 ist nämlich ein Roter Zwerg, also ein sehr leuchtschwacher Stern.
Die Temperaturen auf der Oberfläche von Gliese 832c könnten also theoretisch
denen auf der Erde gleichen. Es gibt allerdings einen entscheidenden Unterschied
zwischen Gliese 832c und der Erde: Die Neuentdeckung ist mindestens fünf Mal
massereicher als unsere Heimatwelt. Es handelt sich somit um eine sogenannte
"Super-Erde".
Von der Beschaffenheit solcher Planeten hat man bislang nur eine relativ
ungenaue Vorstellung, so dass sich kaum sicher vorhersagen lässt, wie der Planet
wirklich aussieht. Was Gliese 832c jedoch besonders macht, ist seine geringe
Entfernung zur Erde: Der Planet ist nämlich nur 16 Lichtjahre entfernt
und könnte - trotz all dieser Unwägbarkeiten - theoretisch durchaus
lebensfreundliche Bedingungen bieten.
"Angesichts der großen Masse erscheint es allerdings eher wahrscheinlich,
dass der Planet eine gewaltige Atmosphäre aufweist, die ihn unbewohnbar macht",
so Professor Chris Tinney, der Leiter der Forschungsgruppe über extrasolare
Planeten an der australischen University of New South Wales. "Eine
dichtere Atmosphäre kann auch mehr Wärme speichern und würde den Planeten eher
zu einer Super-Venus machen, auf der es für Leben zu heiß wäre."
Die Astronomen haben Gliese 832c mithilfe der sogenannten
Radialgeschwindigkeitsmethode entdeckt, bei der man nach einem leichten Wackeln
eines Sterns sucht, das durch umlaufende Planeten verursacht wird und aus diesem
dann auf Umlaufdauer und Mindestmasse des Planeten schließt. Für ihren Fund
verwendeten die Forscher Beobachtungen des Anglo-Australian Telescope
und kombinierten diese mit Daten des 6,5-Meter-Magellan-Teleskops sowie des
3,6-Meter-Teleskops der Europäischen Südsternwarte ESO in Chile.
Bereits 2009 hatten die Astronomen in dem System einen kalten, unserem
Jupiter ähnlichen Planeten entdeckt, der Gliese 832 innerhalb von neun Jahren
umrundet. "Mit einem äußeren Riesenplaneten und einem inneren Planeten, bei dem
es sich eventuell um einen Gesteinsplaneten handelt, könnte dieses System wie
eine Miniaturausgabe des Sonnensystems aussehen", so Tinney.
Klassifiziert man Gliese 832c mithilfe des von Wissenschaftlern des
Planetary Habitability Laboratory der University of Puerto Rico in
Arcibo entwickelten Earth Similarity Index (ESI,
"Erdähnlichkeitsindex") erobert sich die Neuentdeckung gleich einen Platz unter
den ersten drei: Spitzenreiter auf der Liste ist gegenwärtig der Planet Gliese
667Cc mit einem ESI von 0,84 und einer Entfernung von rund 23 Lichtjahren.
Kepler-62e hat einen ESI von 0,83, ist allerdings 1.200 Lichtjahre entfernt. Auf
Platz drei käme bereits Gliese 832c mit einem ESI von 0,81. Der Planet ist zudem
mit einer Entfernung von 16 Lichtjahren uns von den extrasolaren Planeten mit
hohem ESI am nächsten. Zum Vergleich: Die Erde hätte auf der Skala einen ESI von
1,0. Der sonnennächste Stern ist rund 4,3 Lichtjahre entfernt.
Über ihre Entdeckung berichten die Astronomen jetzt in der Fachzeitschrift
The Astrophysical Journal.
|