Der Große Rote Fleck wird immer kleiner
von Stefan Deiters astronews.com
16. Mai 2014
Der Große Rote Fleck ist die wohl markanteste Struktur in
der Atmosphäre des
Gasriesen Jupiter. Das riesige Sturmsystem wird schon seit mehreren
Jahrhunderten beobachtet. In den letzten Jahren machten Astronomen jedoch eine
interessante Entdeckung: Der Große Rote Fleck schrumpft immer schneller. Auf
einer Hubble-Aufnahme aus dem April 2014 ist er so klein wie nie zuvor.

Jupiter und sein
Großer Roter Fleck. Rechts der Fleck in den
Jahren 1995 (Durchmesser rund 21.000 Kilometer),
2009 (18.000 Kilometer) und 2014 (16.500
Kilometer).
Bild: NASA, ESA und A. Simon (Goddard
Space Flight Center) [Großansicht] |
Der Große Rote Fleck ist ein riesiger ovaler Wolkenwirbel, der mindestens schon
seit Anfang des 19. Jahrhunderts bekannt ist. Manche glauben sogar, dass er
bereits Ende des 17. Jahrhunderts erstmals beobachtet wurde, doch ist
umstritten, ob es sich bei den damaligen Beobachtungen tatsächlich um den Großen
Roten Fleck gehandelt hat.
Seinen Namen trägt der rote Fleck nicht zu Unrecht: Sein Durchmesser ist
beispielsweise deutlich
größer als der Durchmesser der Erde. Zumindest noch, denn der Fleck wird kleiner und
ändert seine Form von einem Oval zu einem Kreis.
Dieses Phänomen kennt man
bereits seit den 1930er Jahren. Ende des 19. Jahrhunderts wies der Fleck noch
einen Durchmesser von rund 41.000 Kilometern an seiner breitesten Stelle auf, als
die Voyager-Sonden 1979 und 1980 an Jupiter vorüberflogen waren es nur noch
23.335 Kilometer.
Eine neue Aufnahme des Weltraumteleskops Hubble zeigte den Fleck nun mit dem
geringsten bislang festgestellten Durchmesser: "Jüngste Beobachtungen mit
Hubble
bestätigen, dass der Fleck inzwischen nur noch knapp 16.500 Kilometer misst. Das ist
der kleinste Durchmesser, der je gemessen wurde", erläutert Amy Simon vom
Goddard Space Flight Center der NASA.
Beobachtungen von Amateurastronomen hatte gezeigt, dass der Fleck offenbar seit
2012 mit zunehmender Geschwindigkeit kleiner wird. Die Größe des Flecks
reduziert sich inzwischen jedes Jahr um knapp 1.000 Kilometer. Warum dies so
ist, wissen die Astronomen bislang nicht. Bei der Struktur handelt es sich um
ein Sturmsystem, in dessem Inneren Windgeschwindigkeiten von einigen Hundert
Kilometern pro Stunde erreicht werden können.
"In unseren neuen Beobachtungen ist zu erkennen, dass sehr kleine Wirbel in den
Sturm wandern", so Simon. "Wir haben die Vermutung, dass diese für die
beschleunigten Veränderungen verantwortlich sein könnten, da sie eventuell die
interne Dynamik des Großen Roten Flecks durcheinanderbringen."
Simon und ihre Kollegen planen nun diese Wirbel genauer zu untersuchen und sich
zudem die innere Dynamik des Sturmsystems anzuschauen, um auf diese Weise
herauszufinden, was den Großen Roten Fleck antreibt oder ihm Energie entzieht.
Die Gashülle von Jupiter ist ein äußerst dynamischer Ort, in dem ständig neue
Strukturen entstehen und wieder verschwinden. So verwandelte sich vor einigen
Jahren plötzlich ein weißes Sturmsystem in ein rötliches und wurde von den
Wissenschaftlern bald "Roter Fleck Junior" getauft (astronews.com
berichtete). Gerade dieser ständige Wechsel macht die Beständigkeit des
Großen Roten Flecks so besonders.
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