Weitere Forschung zur Geburt des Sonnensystems
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Heidelberg astronews.com
7. Mai 2014
Was kann uns die Analyse von extraterrestrischem Material
über die Anfänge des Sonnensystems verraten? Mit dieser Frage befassen sich seit
rund vier Jahren Forscher in Deutschland und der Schweiz im Rahmen eines
speziellen Schwerpunktprogramms. Jetzt begann für das Projekt die dritte und
letzte Förderperiode.

In dem
Schwerpunktprogramm werden die Anfänge unseres Sonnensystems erforscht.
Bild:
NASA / JPL |
Nach einer erfolgreichen internationalen Begutachtung ist das an der
Universität Heidelberg koordinierte Schwerpunktprogramm "Die ersten zehn
Millionen Jahre des Sonnensystems" mit 29 Projekten in die dritte und letzte
Förderperiode von zwei Jahren gegangen. Für die Fortsetzung der
Forschungsarbeiten stellt die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) Fördermittel
in Höhe von rund 4,8 Millionen Euro zur Verfügung, davon fließen rund 1,2
Millionen Euro für neun Projekte nach Heidelberg.
Im Rahmen des Schwerpunktprogramms wollen Wissenschaftler verschiedener
Disziplinen aus der Analyse extraterrestrischen Materials Rückschlüsse auf den
Prozess der Planetenentstehung vor 4,5 Milliarden Jahren ziehen. Im Mittelpunkt
stehen dabei Kleinplaneten als Wegweiser zum Beginn des Lebens, wie wir es
kennen. Koordinatoren des im Jahr 2010 eingerichteten Programms sind Prof. Dr.
Mario Trieloff von der Universität Heidelberg und Prof. Dr. Klaus Mezger von der
Universität Bern in der Schweiz.
"Der Entstehungsprozess von Planeten ist in seinen Grundzügen nach wie vor
von vielen Rätseln umgeben", betont Trieloff. Weitgehend unbeantwortet sind nach
den Worten des Heidelberger Geowissenschaftlers beispielsweise die Fragen, wie
sich die Erde aus einer Ansammlung kleinerer Protoplaneten gebildet hat und
woher das Wasser der Erde stammt.
Extraterrestrisches Material von kleinen Körpern nimmt in den Untersuchungen
der Programms eine Schlüsselstellung ein: Asteroiden oder Kometen haben den
Schritt zur Bildung eines großen Planeten nicht vollzogen. Sie sind vielmehr im
Stadium von Kleinplaneten steckengeblieben und haben dadurch unveränderte
Relikte der Staub- und Gesteinszusammensetzung auf dem Weg zu größeren
planetaren Körpern bewahrt.
In den beiden ersten Förderperioden sei es, so Trieloff, gelungen, eine Reihe
wichtiger Einzelfragen zu klären. So hätten die Wissenschaftler beispielsweise
untersucht, wie schnell sich asteroidengroße Körper gebildet haben, wie lange
sie magmatisch aktiv waren und über welche Zeiträume es auf ihnen flüssiges
Wasser gab. Die weiteren Forschungen würden nun darauf abzielen, Details der
Entstehung und Entwicklung von kleinen Planetesimalen und größeren Planeten in
übergreifenden Modellen zusammenzufassen.
Am Institut für Geowissenschaften der Universität Heidelberg sind neben der
Programmkoordination auch Projekte zur Altersbestimmung primitiver
extraterrestrischer Materie angesiedelt. Dabei sollen Isotopenmessungen mit
einer neuen Ionensonde durchgeführt werden. Diese Sonde, die im Juli in
Heidelberg erwartet wird, ist nach Angaben von Prof. Trieloff eines der wenigen
Geräte dieser Bauart weltweit.
Am Institut für Theoretische Astrophysik werden Modellierungen durchgeführt.
Dabei geht es um die Bildung erster millimetergroßer Festkörper im Sonnensystem,
die Entwicklung früher Asteroiden und die Rolle von Wassereis bei der
Planetenbildung. Mit Blick auf die im Detail aufzuklärende Infrarotemission
protoplanetarer Staubscheiben sollen am Kirchhoff-Institut für Physik in
Labor-Experimenten die infraroten Eigenschaften von Silikat-Kondensaten bestimmt
werden.
Am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg werden theoretische
Modelle gerechnet, um unter anderem einen neuen "Mechanismus" der
Planetenbildung zu untersuchen. Insgesamt sind die Forschungsprojekte an 24
Standorten in Deutschland angesiedelt, außerdem ist das Institut für Geologie
der Universität Bern eingebunden.
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