Erdgroßer Planet in habitabler Zone
von Stefan Deiters astronews.com
18. April 2014
Astronomen haben in den Daten des Weltraumteleskops
Kepler den ersten erdgroßen Planeten aufgespürt, der in einer habitablen
Zone um seinen Zentralstern kreist. Die Welt mit Namen Kepler-186f umrundet eine
Sonne, die in rund 500 Lichtjahren Entfernung im Sternbild Schwan liegt. Ob es
sich allerdings tatsächlich um eine zweite Erde handelt, bleibt Spekulation.
Der jetzt
entdeckte Planet Kepler-186f ist so groß wie die
Erde. Wie es auf dem Planeten aussieht, wissen
die Astronomen allerdings nicht.
Bild: NASA/Ames/SETI Institute/JPL-Caltech |
Die Neuentdeckung eines Planeten ist inzwischen nichts Besonderes mehr. Damit
es ein extrasolarer Planet heute noch in die Nachrichten schafft, muss er
beispielsweise der Erde besonders ähnlich sein. Mit Kepler-186f glauben
Astronomen nun eine Welt entdeckt zu haben, die tatsächlich ähnlich groß wie die
Erde ist und die zudem in einem Bereich um ihre Sonne kreist, in dem flüssiges
Wasser theoretisch existieren kann, nämlich in der sogenannten habitablen Zone.
Planeten in der habitablen Zone um einen anderen Stern waren schon zuvor
mehrfach entdeckt worden - auch in den Daten des Weltraumteleskops Kepler.
Sie waren allerdings immer mindestens 40 Prozent größer als die Erde, so dass es
relativ schwierig war, verlässliche Aussagen über ihren inneren Aufbau zu
machen. Kepler-186f erinnert nun deutlich mehr an die Erde als bisherige Funde.
"Die Entdeckung von Kepler-186f ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur
Entdeckung von Welten, die unserer Erde gleichen", urteilt Paul Hertz, der
Direktor der Astrophysik-Abteilung der NASA am Hauptquartier der
Raumfahrtbehörde in Washington. Künftige NASA-Missionen wie der Transiting
Exoplanet Survey Satellite oder das James Webb Space Telescope
werden die uns am nächsten gelegenen extrasolaren Gesteinsplaneten entdecken und
in der Lage sein, Informationen über ihre Zusammensetzung und ihre Atmosphäre zu
sammeln und so die Suche nach einer wirklichen 'zweiten Erde' weiter
vorantreiben."
Von Kepler-186f kennt man nur die Größe, nicht aber seine Masse und
Zusammensetzung. Allerdings deuten bisherige Studien darauf hin, dass es sich
bei Planeten von Erdgröße auch sehr wahrscheinlich um Gesteinsplaneten handelt.
"Wir kennen bislang nur einen einzigen Planeten, auf dem es Leben gibt - die
Erde. Wenn wir außerhalb des Sonnensystems nach Leben suchen, konzentrieren wir
uns bei der Suche auf Planeten, die der Erde so ähnlich wie möglich sind",
erklärt Elisa Quintana vom SETI Institute am Ames Research Center
der NASA. "Die Entdeckung von erdgroßen Planeten in einer habitablen Zone
ist da ein wichtiger Schritt nach vorn."
Kepler-186f ist nur einer von fünf Planeten, der um den rund 500 Lichtjahre
entfernten Stern Kepler-186 im Sternbild Schwan entdeckt wurde. Der Stern wird
als roter Zwerg klassifiziert. Rote Zwerge machen etwa 70 Prozent der Sterne der
Milchstraße aus. "Sie gehören damit zu den häufigsten Sternen", so Quintana,
"Die ersten Spuren von Leben in der Galaxie könnten sich also gut auf Planeten
um rote Zwerge entwickelt haben."
Da rote Zwerge lichtschwächer sind als unsere Sonne, muss Kepler-186f seinem
Zentralstern deutlich näher sein, damit dort Temperaturen herrschen können, die
flüssiges Wasser möglich machen würden. Kepler-186f umrundet seine Sonne alle
130 Tage und erhält trotzdem nur ein Drittel der Energie, die die Erde von der
Sonne bekommt. Der Planet liegt damit am äußeren Rand der habitablen Zone von
Kepler-186.
"Dass sich ein Planet in der habitablen Zone befindet, bedeutet nicht, dass
wir wissen, dass es auf ihm auch lebensfreundliche Bedingungen gibt", warnt
Thomas Barclay vom Bay Area Environmental Research Institute des
Ames Research Center. "Die Temperatur auf dem Planeten hängt stark davon
ab, wie seine Atmosphäre aussieht." Die anderen vier Planeten des Systems
umrunden den Zentralstern alle vier, sieben, 13 und 22 Tage. Sie sind zwar auch
nur wenig größer als unsere Erde, auf ihnen dürfte es aber für Leben wie wir es
kennen deutlich zu heiß sein.
Das Weltraumteleskop Kepler
hat mehr als vier Jahre lang über 150.000 Sterne anvisiert und nach
Transits von Planeten gesucht. Bei einem Transit, also dem Vorüberziehen
eines Planeten vor einem Stern, sollte sich die Helligkeit einer fernen Sonne
kurzzeitig auf charakteristische Weise verringern. Wurde eine solche
Helligkeitsschwankung entdeckt, muss durch andere Verfahren noch bestätigt
werden, dass diese tatsächlich auch durch einen vorüberziehenden Planeten
verursacht wurde.
Über ihre Entdeckung berichten die Forscher in der gestern erschienenen
Ausgabe der Wissenschaftszeitschrift Science.
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