Leuchtende Wolke aus Wasserstoff
von Stefan Deiters astronews.com
16. April 2014
Die europäische Südsternwarte ESO hat heute die Aufnahme
eines wenig bekannten Nebels im Sternbild Zentaur veröffentlicht. Im Inneren
dieser als Gum 41 bezeichneten Wolke aus Wasserstoff befinden sich zahlreiche
junge massereiche Sterne, deren Strahlung für das charakteristische rötliche
Leuchten des Gases in der Umgebung sorgt.

Der
Nebel Gum 41 im Sternbild Zentaur.
Bild: ESO [Großansicht] |
Das Sternbild Zentaur am südlichen Himmel beherbergt zahlreiche helle Nebel.
Aus deren Wasserstoffgas sind erst vor astronomisch kurzer Zeit junge, teils
massereiche Sterne entstanden, die mit ihrer intensiven Strahlung das
verbliebene Gas in ihrer Umgebung zum Leuchten anregen. Dies geschieht in den
für Sternentstehungsgebiete typischen Rottönen.
Rot ist auch die dominierende Farbe auf dem heute von der europäischen
Südsternwarte ESO veröffentlichten Bild des Nebels Gum 41. Dieser wenig bekannte
Nebel befindet sich rund 7.300 Lichtjahre von der Erde entfernt und liegt auch
im Sternbild Zentaur. Gum 41 verdankt seinen Namen dem australischen Astronomen
Colin Gum, der den Nebel auf Aufnahmen entdeckte, die er am Mount Stromlo
Observatory nahe der australischen Stadt Canberra gemacht hatte.
Gum 41 ist Teil eines größeren Nebelkomplexes, der unter der Bezeichnung
Lambda-Centauri-Nebel bekannt ist. Im englischen Sprachraum wird dieser größere
Nebel auch als Running Chicken Nebula bezeichnet.
Die Gaswolken des Nebels erscheinen auf dieser Aufnahme sehr dick und hell.
Davon sollte man sich allerdings nicht täuschen lassen: Ein menschlicher
Raumfahrer, der diesen Nebel durchfliegen würde, dürfte von dem Nebel kaum etwas
bemerken, da sein Leuchten selbst aus der Nähe für das menschliche Auge viel zu
schwach ist.
Erst mithilfe von empfindlichen fotografischen Methoden war es daher Mitte
des 20. Jahrhunderts gelungen, diesen Nebel aufzuspüren. Astronomen, die direkt
durch das Teleskop blickten, also nur mit ihren Augen beobachten konnten, blieb
Gum 41 so lange Zeit verborgen.
Das jetzt von der ESO veröffentlichte Bild von Gum 41 dürfte zu den bislang
detailliertesten dieses so schwer fassbaren Objekts gehören. Die Aufnahme
entstand aus Daten, die mit dem Wide Field Imager gewonnen wurden, der
am MPG/ESO-2,2-Meter-Teleskop des La Silla Observatoriums montiert ist.
Für die Ansicht wurden Beobachtungen kombiniert, die mit einem blauen, grünen
und roten Filter gemacht worden sind. Zusätzlich wurden Daten verwendet, die mit
einem Filter gewonnen wurden, der auf das rötliche Leuchten des Wasserstoffgases
abgestimmt ist.
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