Frühling am Himmel und Mars in Opposition
von
Stefan Deiters astronews.com
1. April 2014
Gleich drei Planeten sind gegenwärtig am abendlichen Himmel
auszumachen: Jupiter ist dabei noch immer das hellste Objekt, Mars erreicht
seine Oppositionsstellung und auch der Saturn ist zu sehen. Zudem laden die
Sternbilder des Frühlings zu einem abendlichen Spaziergang am Himmel ein. Wer
sich Mitte des Monats außerhalb Europas aufhält, kann eventuell sogar eine
totale Mondfinsternis beobachten.

Blick nach Südosten am Abend des 14. April. Der Mond steht
zwischen Mars (oben) und dem Stern Spica.
Bild: astronews.com / Stellarium |
Alle Zutaten des Frühlings sind inzwischen vorhanden: Die Temperaturen
lassen den Winter vergessen, die Natur hat sich ein grünes Gewand angelegt und
auch am Himmel werden die
Wintersternbilder, die uns während der letzten Monate begleitet haben, von den Frühlingskonstellationen verdrängt:
So ist das markante
Frühlingsdreieck [Findkarte],
das aus den Sternen Arktur im Sternbild Bootes, Spica im
Sternbild Jungfrau und Regulus im Löwen besteht, inzwischen schön am
nächtlichen Himmel zu
beobachten.
Der kalendarische Frühlingsanfang auf der Nordhalbkugel, also die Tag- und Nachtgleiche im März,
war in diesem Jahr am 20. März. Erst einen Monat später, am 20. April, können
wir Ostern feiern. Das Datum des Osterfestes hängt mit dem
Frühlingsanfang und den Phasen des Mondes zusammen: Ostern fällt traditionell auf den Sonntag, der auf den ersten Vollmond im
Frühling folgt. Der erste Vollmond im Frühling ist am 15. April 2014 und Ostern
deswegen vergleichsweise spät.
Wer die etwas wärmeren Nächte, die gegenwärtig noch nicht zu spät beginnen,
für einen Spaziergang am Himmel nutzt, kann sogar schon Hinweise auf den
bevorstehenden Sommer finden: Im (Nord-)Osten
erscheint das sogenannte Sommerdreieck [Findkarte],
das aus den Sternen Deneb im Sternbild Schwan, Wega in der Leier und Altair im
Adler besteht.
Blickt man am Abend nach Südwesten, kann man dort das Sternbild Krebs
beobachten. Darin findet sich
der Sternhaufen Praesepe (M44), die Krippe [Findkarte].
Diese Ansammlung von Sternen wird im englischsprachigen Raum auch
Bienenkorb-Haufen (Beehive-Cluster) genannt und ist schon mit bloßem Auge als
verschwommener Fleck am dunklen Nachthimmel auszumachen. Der Sternhaufen hat
eine Ausdehnung am Himmel, die etwas größer ist als der Vollmond und ist einer
der uns am nächsten gelegenen und größten offenen Sternhaufen.
Da Praesepe schon mit bloßem Auge erkennbar ist, gehört er zu den
wenigen Sternhaufen, die schon von Gelehrten im Altertum beschrieben wurden. So
soll der griechische Astronom Hipparch über den Haufen als "Kleine Wolke"
berichtet haben. Um was es sich bei dieser Wolke wirklich handelte, fand erst
Galileo Galilei heraus, der Praesepe 1610 mit seinem Teleskop genauer
beobachtete: Er zählte insgesamt 36 Sterne in dem Haufen.
Mit heutigen
Amateurteleskopen sollten bis zu 150 Sterne zu sehen sein. Man schätzt, dass der
Haufen rund 400 Sterne enthält. Er ist rund 500 Lichtjahre von der Erde entfernt
und etwa 400 Millionen Jahre alt. Etwas südlich von Praesepe befindet sich mit
M67 ein weiterer Sternhaufen, der allerdings nur mit dem Fernglas zu sehen ist.
Er enthält viele Hundert Sterne und ist der älteste Sternhaufen unserer
Milchstraße.
Der April ist aber auch ein Monat der Planeten: Vor Mitternacht sind gleich
drei davon zu sehen: Mars, Jupiter und Saturn. Der Rote Planet Mars
erreicht am 8. April im Sternbild Jungfrau seine Oppositionsstellung, ist somit
vergleichsweise hell und der Erde besonderes nahe. Die geringste Entfernung zur
Erde erreicht der Planet allerdings erst einige Tage später, weil beide Planeten
die Sonne nicht auf exakten Kreisbahnen, sondern auf elliptischen Umlaufbahnen
umrunden.
Die geringste Entfernung zwischen den Planeten während einer Oppositionsphase
unterscheidet sich von Opposition zu Opposition. Viele dürften sich noch an die
Marsopposition im Jahr 2003 erinnern, als der Planet der Erde mit nur 55,8
Millionen Kilometern ungewöhnlich nahe kam. In diesem Jahr ist der Abstand
deutlich größer: Er beträgt 92,4 Millionen Kilometer.
Der zweite Planet am Abendhimmel ist der Jupiter, der sich
in den Zwillingen befindet. Die Opposition des Gasriesen liegt nun schon einige
Zeit zurück und er beschränkt seine Sichtbarkeit inzwischen hauptsächlich auf
die erste Nachthälfte. Allerdings ist er noch immer heller als der Mars. Der
Ringplanet Saturn wird im Mai seine Oppositionsstellung
erreichen. Der Planet befindet sich im Sternbild Zwillinge und ist bereits
praktisch die gesamte Nacht über zu sehen. Am Morgenhimmel schließlich ist unser
Nachbarplanet Venus auszumachen: Durch die im Laufe des Monats
immer früher aufgehende Sonne geht allerdings auch die Sichtbarkeitsdauer der
Venus zurück.
Auch Sternschnuppenfreunde könnten im April auf ihre Kosten kommen: Um den
10. April haben die Virginiden ihr Maximum, doch ist der Höhepunkt dieses
Sternschnuppenstromes mit dem Ausstrahlungspunkt im Sternbild Jungfrau nicht
sonderlich ausgeprägt. Die Lyriden, mit Ausstrahlungspunkt im Sternbild Leier,
sind zwischen dem 16. und 25. April aktiv. Ihr Maximum wird für den Morgen des 22. April
erwartet. Obwohl man auch hier mit keinem sehr ausgeprägten Maximum rechnet, haben
die Lyriden die Astronomen in vergangenen Jahren schon mehrfach überrascht. Die Lyriden
gehen auf den Kometen C/1861 G1 Thatcher zurück.
Wer sich Mitte April beispielsweise in Nord- oder Südamerika aufhält, könnte
auch in den Genuss einer totalen Mondfinsternis kommen: Am
Morgen (MEZ) des 15. April schiebt sich die Erde zwischen Sonne und Mond. In
Europa ist der Mond zu diesem Zeitpunkt bereits untergangen.
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