Kometenlander Philae ist wieder aktiv
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
28. März 2014
Die Vorbereitungen für die erste Landung auf einem Kometen
gehen planmäßig weiter: Heute wurde der Kometenlander Philae aus seinem
Winterschlaf geweckt. Am Nachmittag empfing man beim DLR die ersten Daten. Der
Lander ist danach in einem guten Zustand. In den nächsten Wochen sollen nun die
Instrumente an Bord aktiviert werden.

Die Sonde Rosetta mit dem kleinen
Lander Philae (violetter Kasten rechts von der
Bildmitte).
Bild: ESA |
Zweieinhalb Jahre flog der Lander Philae im Winterschlaf durch das
Weltall - nun wurde das Landegerät an Bord der ESA-Raumsonde Rosetta am 28. März
2014 wieder erfolgreich aktiviert und sendete aus einer Entfernung von über 655
Millionen Kilometern seine erste Daten nach der geplanten Funkstille zur Erde.
Bis 15.40 Uhr MEZ traf Datenpaket nach Datenpaket beim Team im Lander-Kontrollzentrum
des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) ein. Das Ergebnis: "Philae
ist in Betrieb und fit für die nächsten Monate", sagt Lander-Projektleiter Dr.
Stephan Ulamec vom DLR.
Im November soll der Lander dann auf dem Zielkometen Churyumov-Gerasimenko
aufsetzen, während Raumsonde Rosetta weiterhin um den Kometen kreist.
Sonde und Lander werden somit erstmals "hautnah" miterleben, wie der Komet auf
seinem Weg zur Sonne aktiv wird.
Bereits um 7 Uhr morgens hatten die Ingenieure die Software zur Sonde
gesendet, die den Lander Philae aktivieren sollte. Auf die Nachricht,
dass diese Prozedur erfolgreich verlaufen ist, musste das Team im Kontrollraum
des DLR-Nutzerzentrums für Weltraumexperimente (MUSC) und die beteiligten
Wissenschaftler allerdings warten: Erst zwischen 14 und 15.40 Uhr öffnete sich
das Zeitfenster, in dem eine NASA-Antenne in Kalifornien empfangsbereit in den
Weltraum lauschen konnte.
Die Sonde Rosetta mit dem Lander Philae an Bord fliegt seit
März 2004 durch das Weltall, um den Kometen Churyumov-Gerasimenko zu
untersuchen. Bisher kennen die Planetenforscher ihr Ziel nur beispielsweise von
Bildern des Hubble-Weltraumteleskops aus großer Entfernung. Seitdem
wissen sie: Der Komet hat einen durchschnittlichen Durchmesser von rund vier
Kilometern und ist kartoffelförmig geformt. Alle 12,6 Stunden dreht der Komet
sich um die eigene Achse. Was sie genau bei der Ankunft im August 2014 und der
Landung im November 2014 erwartet, wissen sie hingegen noch nicht.
Mit insgesamt 21 Instrumenten vom Bohrer bis zum Spektrometer untersucht die
Rosetta-Mission Aufbau und Eigenschaften von Churyumov-Gerasimenko
genau. Der gefrorene Zustand des Kometen erlaubt dabei einen Blick in die
Vergangenheit unseres Sonnensystems, da so das ursprüngliche Material aus der
Entstehungszeit vor 4,6 Milliarden Jahren nahezu unverändert konserviert wurde.
Dass die Sonde den Kometen bei seinem Flug umkreist und ein Lander auf der
Kometenoberfläche aufsetzt und vor Ort Messungen vornimmt, sind dabei Premieren
in der Planetenforschung.
Nachdem der Lander mit den Datenlieferungen seinen ersten Fitness-Check gut
bestanden hat, werden nun die übrigen Instrumente aktiviert und geprüft. Die
Kamera Osiris auf der Raumsonde Rosetta hat diesen Test
bereits absolviert und nach dem Winterschlaf wieder ein erstes Bild vom Kometen
aufgenommen - allerdings ist Churyumov-Gerasimenko noch über vier Millionen
Kilometer entfernt und somit auf der Aufnahme auch nur den Bruchteil eines
Pixels groß (astronews.com berichtete).
Sobald Rosetta um den Kometen kreist, beginnt die Suche nach einem geeigneten
Landeplatz für Philae. Der sollte eine sichere Landung ermöglichen,
aber zugleich auch für die Wissenschaftler einen spannenden Ort für ihre
Untersuchungen bieten. Vorbereitet ist Philae dabei auf ganz
unterschiedliche Untergründe - mit Harpunen und Eisschrauben wird der Lander
sich auf seinem Landeplatz verankern und dann mit seinen Messungen beginnen.
Rosetta ist eine internationale Mission der europäischen Raumfahrtagentur ESA
mit Beiträgen der Mitgliedsstaaten und der NASA und wird mit einer großen
deutschen Beteiligung durchgeführt. Neben dem DLR betreiben auch das
Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS), die Technische Universität
Braunschweig sowie die Universitäten Köln und Mainz Experimente auf Orbiter und
Lander. Der Lander Philae wurde von einem Konsortium unter anderem aus
DLR, MPS, CNES und ASI beigesteuert. Die Projektverantwortung für Philae
liegt beim DLR, wo sich auch das Lander-Kontrollzentrum befindet.
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