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MARSMETEORITEN
Neue Hinweise auf Leben?
von Stefan Deiters
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28. Februar 2014

Bei der Untersuchung des Marsmeteoriten Yamato 000593 haben Wissenschaftler erneut Strukturen entdeckt, die auf Wasser und bakterielles Leben auf dem Mars vor vielen Millionen Jahren hindeuten könnten. Die Strukturen ähnelten zudem denen, die bereits in einem anderen Meteoriten vom Mars entdeckt worden waren. Von einem Beweis will allerdings noch niemand sprechen.

Yamato

Detailaufnahme des Meteoriten Yamato 000593 mit einem Elektronenmikroskop. In den Kügelchen (roter Kreis) findet sich doppelt soviel Kohlenstoff wie in dem blau eingekreisten Bereich. Die farbigen Kreise haben einen Durchmesser von etwa einem Mikrometer. Bild: NASA

1996 sorgte ein Artikel für Aufregung, indem Wissenschaftler über die Entdeckung von Strukturen im Marsmeteoriten Allan Hills 84001 berichteten, die ihrer Ansicht nach biologischen Ursprungs waren. Dies wurde als Hinweis darauf gedeutet, dass es vor langer Zeit auf dem roten Planeten einmal bakterielles Leben gegeben hat. Allerdings waren die Schlussfolgerungen der Gruppe nicht unumstritten (astronews.com berichtete).

Einer der damals beteiligten Forscher, Everett Gibson vom Johnson Space Flight Center der NASA, hat zusammen mit Kollegen nun einen anderen Marsmeteoriten untersucht. Und auch in Yamato 000593 fanden sie Strukturen, die als Hinweise auf Leben auf dem Mars gewertet werden könnten. Die Wissenschaftler berichten über ihre Ergebnisse in der Februar-Ausgabe der Zeitschrift Astrobiology.

"Während robotische Marsmissionen immer neue Erkenntnisse über die Geschichte des Planeten liefern, können wir auf der Erde als einzige Proben nur auf Marsmeteoriten zurückgreifen", erläutert Lauren White vom Jet Propulsion Laboratory der NASA und Erstautor des Artikels. "Auf der Erde stehen uns deutlich mehr Analysetechniken zur Verfügung, mit denen wir einen tiefen Blick in die Meteoriten werfen und damit Neues über die Geschichte des Mars erfahren können."

Durch die Untersuchung immer neuer Marsmeteoriten würde man, so White, zudem besser unterscheiden können, welche Strukturen nun tatsächlich bereits auf dem Mars entstanden sind und welche eventuell erst später auf der Erde. Außerdem lassen sich die Analyseergebnisse mit Daten vergleichen, die aktuelle Marsmissionen vor Ort bei ihren Untersuchung sammeln.

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Der 13,7 Kilogramm schwere Brocken Yamoto 000593 wurde im Jahr 2000 von einer japanischen Expedition auf dem Yamoto-Gletscher in der Antarktis entdeckt und anschließend als Marsmeteorit klassifiziert. Marsmeteorite lassen sich beispielsweise durch den Vergleich von Lufteinschlüssen mit der Zusammensetzung der Marsatmosphäre identifizieren.

Die Analyse von Yamato 000593 ergab, dass der Brocken vor 1,3 Milliarden Jahren in einem Lavastrom auf dem Mars entstanden sein muss. Vor zwölf Millionen Jahren dann wurde er durch einen Einschlag ins All geschleudert und landete vor rund 50.000 Jahren im Eis der Antarktis.

Bei der Untersuchung fielen den Wissenschaftlern vor allem zwei Strukturen auf. So fanden sie überall in Yamato 000593 kleinere und größere tunnelartige Strukturen, die sich durch den Brocken ziehen. Besonders die Mikrotunnel hätten dabei eine wellenartige Form, die an Strukturen in basaltischen Glasen auf der Erde erinnern, für deren Entstehung Bakterien verantwortlich gemacht werden.

Bei der zweiten interessanten Struktur handelt es sich um nur Nano- bis Mikrometer durchmessende Kügelchen, die sich zwischen den einzelnen Schichten des Steins befanden und deren Zusammensetzung sich deutlich von diesen unterschied. Sie weisen einen sehr hohen Kohlenstoffanteil auf. Interessant ist zudem, dass sehr ähnliche Strukturen auch in dem Marsmetoriten Nakhla nachgewiesen wurden, der 1911 in Ägypten niederging und kurze Zeit später gefunden wurde.

Die Kohlenstoffanreicherungen, die man bei beiden Strukturen gefunden hat, könnten sich auch auf nichtbiologischem Weg erklären lassen, so die Forscher, doch würde der Vergleich mit ähnlichen Strukturen auf der Erde, die biologischen Ursprungs sind, zumindest den Verdacht nahelegen, dass es auch hier einen Zusammenhang mit Lebensformen gibt.

Für Gibbson liefert die Untersuchung deutlich Hinweise auf eine sehr aktive Marsvergangenheit, in der es auf dem Planeten ein Wasserreservoir gab und auch eine signifikante Kohlenstoffkomponente. Die genaue Bestimmung der Verteilung und der Natur des Kohlenstoffs auf dem Mars sei ein wichtiges Ziel der Marsforschung. Die winzigen Strukturen, die man in dem Meteoriten entdeckt hat, wären für Rover nur sehr schwer zu untersuchen, so dass "man die Bedeutung der Untersuchung von Gesteinsproben vom Mars in irdischen Labors gar nicht hoch genug einschätzen kann."

"Das alles ist kein schlagender Beweis", so White. "Man kann bei Meteoriten nie die Möglichkeit einer Verschmutzung ausschließen. Die Strukturen sind aber außerordentlich interessant. Die Untersuchung dieser Meteorite sollte man also auf jeden Fall fortsetzen."

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siehe auch
Curiosity: Marsmeteoriten stammen vom Mars - 21. Oktober 2013
Marsmeteoriten: Rätsel um Herkunft der Marsmeteoriten gelöst - 22. November 2002
Marsmeteoriten: Gab es doch Leben auf dem Mars? - 9. August 2002
Marsmeteoriten: Neue Hinweise auf primitives Leben - 14. Dezember 2000

Mission Mars, die astronews.com-Berichterstattung über die Erforschung des roten Planeten
Links im WWW
Fachartikel in Astrobiology
NASA Jet Propulsion Laboratory
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