Vorbereitungen auf Komet Siding Spring
von Stefan Deiters astronews.com
29. Januar 2014
Im Oktober wird der Komet C/2013 A1 (Siding Spring) in einem
Abstand von rund 138.000 Kilometern den Mars passieren. Die Sonden in der
Umlaufbahn um den roten Planeten haben also einen Logenplatz zur Beobachtung des
eisigen Brockens, könnten aber auch zusätzlich gefährdet sein. Bei der NASA
beginnt man daher schon jetzt, sich auf den Kometen vorzubereiten.

Die
NEOWISE-Mission der NASA machte am 16. Januar
2014 diese Aufnahme des Kometen Siding Spring.
Bild: NASA/JPL-Caltech |
Der Komet C/2013 A1 (Siding Spring) wurde am 3. Januar des vergangenen Jahres
von einem Teleskop des Siding Spring Observatory in Australien
entdeckt. Damals war der Komet noch weiter von der Sonne entfernt als der
Gasriese Jupiter. Im Laufe dieses Jahres erreicht er aber nun das innere
Sonnensystem und wird am 19. Oktober 2014 in einem Abstand von nur etwa 138.000
Kilometern am Mars vorüberfliegen.
"Unsere Pläne, die Marssonden zur Beobachtung des Kometen Siding Spring zu
nutzen, gehen Hand in Hand mit den Vorbereitungen, um die Sonden eventuell auch
schützen zu können", erklärt Rich Zurek, der Chefwissenschaftler für das
Marsforschungsprogramm am Jet Propulsion Laboratory der NASA im
kalifornischen Pasadena.
Natürlich soll und wird Siding Spring auch mit Teleskopen auf der Erde und im
Erdorbit anvisiert werden. So zeigten Beobachtungen des Wide-field and
Infrared Survey Explorer (WISE) der NASA, dass der Kometenkern bereits ein
gewisse Aktivität entwickelt hat und staubig erscheint. Die Sonden auf dem Mars
könnten hier wichtige zusätzliche Informationen über diesen Besucher aus den
Tiefen des Sonnensystems liefern: "Wir hoffen etwas über den Kometenkern zu
lernen, seine Form, sein Rotationsverhalten und ob einige Regionen auf der
Oberfläche dunkler sind als andere", so Zurek.
Erste Erfahrungen mit der Beobachtung von Kometen konnten die Wissenschaftler
bereits im vergangenen Jahr sammeln, als der Komet ISON, der Ende November bei
seiner dichten Sonnenpassage zerbrochen ist, den Mars passierte. Allerdings war
ISON bei seiner damaligen Passage rund 80-mal weiter vom Planeten entfernt als
es Siding Spring im Oktober sein wird. Anders als ISON wird Siding Spring auch
bereits sechs Tage nach seiner Marspassage den sonnennächsten Punkt seiner Bahn
erreicht haben und dann wieder ins äußere Sonnensystem verschwinden. Für
irdische Kometenfans wird Siding Spring daher zu keinem großen Ereignis werden.
So hoffen die Wissenschaftler darauf, dass die Kameras an Bord der Marssonden
sowie die Kameras der Rover die Passage und damit verbundene Phänomene
beobachten können. Möglich ist, dass es durch den Staub im Kometenschweif einen
Meteorschauer gibt oder die obere Atmosphäre des Planeten sich durch den
Partikeleintrag leicht aufheizt. Auch eine direkte Beobachtung des Kometenkerns
könnte gelingen, obwohl dieser auch auf den Bildern des High Resolution
Imaging Science Experiment (HiRISE) an Bord der Sonde Mars
Reconnaissance Orbiter nur einige Dutzend Pixel groß sein dürfte.
Doch Siding Spring könnte für die Sonden auch eine Gefahr bedeuten und zwar
wegen der mit dem Kometen verbundenen Staubpartikel, die mit hoher
Geschwindigkeit auf die Sonden prallen könnten. Entscheidend für eine genaue
Gefahrenabschätzung ist dabei die Zunahme der Aktivität des Kometen bei der
weiteren Annäherung an die Sonne. "Es ist zu früh, um abschätzen zu können, wie
gefährlich Siding Spring für die Sonden sein wird", so Soren Madsen vom Jet
Propulsion Laboratory, der Chefingenieur des Marsprogramms. "Er könnte zur
großen Gefahr werden oder gar keine Gefahr darstellen - oder irgendetwas
dazwischen."
Im April und Mai sollte der Komet der Sonne so nahe sein, dass Wassereis zu
verdampfen beginnt. Dann dürften sich bessere Aussagen über die erwartete
Aktivität und die Menge an Staub machen lassen, die Siding Spring ins All
abstößt. "Wenn aber im Mai klar wird, dass er gefährlich wird, wäre es zu spät
mit den Planungen für Sicherheitsvorkehrungen zu beginnen", so Madsen. "Deswegen
fangen wir schon jetzt damit an."
So könnte man den Orbit der Sonden so ändern, dass sie sich zum Zeitpunkt der
dichtesten Annäherung des Kometen gerade auf der anderen Seite des Mars befinden
oder sie so ausrichten, dass ihre empfindlichsten Bauteile vom einfallenden
Staub abgewandt sind. Je früher man mit solchen Bahnänderungen beginnt, desto
geringer wäre der Treibstoffbedarf dafür und desto besser könnte man auch andere
Kriterien wie Energieversorgung der Sonden und die Kommunikation mit der Erde
berücksichtigen.
Die Rover auf der Oberfläche des Mars sind vor dem Kometen Siding Spring und
seinem Staubschweif gut geschützt. Die Marsatmosphäre ist ausreichend dick, um
eine Gefährdung der Rover ausschließen zu können. Im Orbit befinden sich
gegenwärtig drei Sonden: die NASA-Sonden Mars Reconnaissance Orbiter
und Mars Odyssey sowie die ESA-Sonde Mars Express. Bis Oktober
werden noch die Marssonde MAVEN sowie die indische Marssonde Mars
Orbiter eintreffen.
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