Neue Supernova in M82 im Visier
von Stefan Deiters astronews.com
27. Januar 2014
Vor knapp einer Woche entdeckten Londoner Studenten zufällig
eine Supernova in der nahegelegenen Galaxie Messier 82. Inzwischen wurde diese
Sternexplosion von verschiedenen Teleskopen anvisiert. Am schnellsten konnte der
NASA-Satellit Swift reagieren und machte schon einen Tag später Bilder
der Supernova. Diese dürfte vermutlich in den nächsten Tagen noch heller werden.
Animierte
Aufnahme von Swift, die die Galaxie M82 vor und
nach der Supernova zeigt. SN 2014J ist als
Lichtpunkt rechts des Zentrums von M82 zu sehen.
Bild: NASA / Swift / P. Brown, TAMU |
Es war ein Zufallsfund, von dem viele Astronomen träumen: Vier Studenten des
University College London entdeckten am vergangenen Dienstag bei einem
Übungsabend an der Sternwarte der Universität eine Supernova in der Galaxie
Messier 82 (M82). Da sich die Beobachtungsbedingungen immer weiter
verschlechterten, hatte Dr. Steve Fossey, der Leiter der Gruppe, auf das
eigentlich vorgesehene Ausbildungsprogramm verzichtet und wollte seinen
Studenten nur schnell noch die Verwendung der CCD-Kamera an einem der Teleskope
demonstrieren.
Als Beobachtungsobjekt wählten die Studenten die Galaxie M82 - unter anderem,
weil diese sich noch in einem relativ wolkenlosen Bereich des Himmels befand.
Bei der Einstellung des Teleskops fiel Fossey ein Stern bei M82 auf, den er
zuvor dort noch nicht gesehen hatte. Eine Überprüfung von Archivbildern
bestätigte den Befund, so dass die Studenten und ihr Lehrer noch schnell einige
weitere Aufnahmen machten, bevor sich der Himmel ganz zuzog. Es gelang ihnen
sogar noch kurz Beobachtungen mit einem zweiten Teleskop durchzuführen, so dass
ausgeschlossen werden konnte, dass es sich bei dem sternenähnlichen Objekt in
M82 um einen Instrumentenfehler handelte.
Bald stellte sich heraus, dass die vier Studenten und ihr akademischer Lehrer
eine Supernova-Explosion in der rund 12 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxie
entdeckt hatten. Sie hat inzwischen die Bezeichnung SN 2014J erhalten. "Erst
haben wir noch Pizza gegessen und fünf Minuten später dabei geholfen eine
Supernova zu entdecken", so Tom Wright, einer der Studenten. "Ich konnte es
nicht glauben. Das hat mich daran erinnert, warum ich einmal begonnen hatte,
mich für Astronomie zu interessieren."
Inzwischen wurde die Supernova von weiteren Teleskopen ins Visier genommen.
Auch Beobachtungen mit den großen Weltraumteleskopen sind geplant. Am
schnellsten ist es aber dem NASA-Satelliten Swift gelungen, SN 2014J in
Augenschein zu nehmen: Bereits einen Tag nach der Entdeckung machte Swift
Beobachtungen von M82 mithilfe des Ultraviolett/Optical Telescope
(UVOT) an Bord. Die Supernova war offenbar schon Tage vor der Entdeckung durch
die Studentengruppe zu sehen gewesen, aber von niemandem bemerkt worden.
SN 2014J zählt mit zu den nächstgelegensten Supernova-Explosionen der
vergangenen Jahrzehnte. Nur die Supernova SN 1987A in der Großen Magellanschen
Wolke, die im Jahr 1987 aufleuchtete, war uns deutlich näher. Eine Supernova in
Messier 81, die im Jahr 1993 entdeckt wurde, ereignete sich ähnlich weit
entfernt wie SN 2014J. Man geht inzwischen davon aus, dass es sich bei der
Supernova in M82 um eine Supernova vom Typ Ia handelt. SN 2014J wäre damit die
nächstgelegene Supernova dieses Typs seit langem.
Supernovae vom Typ Ia entstehen durch die Explosion eines Weißen Zwergsterns
und spielen in der Astronomie eine wichtige Rolle als Entfernungsindikatoren: Da
man glaubt, die maximale Helligkeit dieser Supernovae gut abschätzen zu können,
lässt sich aus der beobachteten Helligkeit auf die Entfernung der Objekte
schließen. Dies gelingt auch noch in weit entfernten Galaxien. Die Entdeckung
der beschleunigten Expansion des Universums basiert auf Entfernungsmessungen auf
Grundlage solcher Supernova-Explosionen.
Von daher ist eine relativ nahegelegene Supernova dieses Typs für die
Astronomen natürlich eine willkommene Gelegenheit, um diese wichtigen
Explosionen weiter zu untersuchen. Messier 82 liegt im Sternbild Großer Bär und
ist ein beliebtes Ziel für Amateurastronomen. Mit einem guten Amateurteleskop
sollte die Supernova schon jetzt zu sehen sein. Die Astronomen vermuten sogar,
dass sie in den kommenden Tagen noch heller wird - eventuell sogar so hell, dass
sie auch mit einem guten Fernglas zu erkennen ist.
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