NASA will Betrieb bis mindestens 2024
von Stefan Deiters astronews.com
9. Januar 2014
Die NASA will die Internationale Raumstation ISS bis
mindestens 2024 weiterbetreiben. Dies gab die amerikanische Raumfahrtbehörde
gestern bekannt. Die Obama-Administration hätte entsprechenden Planungen jetzt
zugestimmt. Bislang war eine Nutzung der Raumstation bis ins Jahr 2020
vorgesehen. Ob alle ISS-Partner beim verlängerten Betrieb mitmachen, ist
hingegen noch unklar.
Soll bis
mindestens 2024 weiterbetrieben werden: die
Internationale Raumstation ISS, hier im Mai 2011.
Foto: NASA |
Die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA hat gestern bekannt gegeben, dass die
US-Regierung einer Verlängerung des Betriebs der Internationalen Raumstation ISS
bis mindestens 2024 zugestimmt hat. Bislang war die Finanzierung des Betriebs
der Raumstation bis ins Jahr 2020 von den an der ISS beteiligten Partnern
vereinbart.
Die Aussicht, die Raumstation jetzt noch für mindestens zehn Jahre nutzen zu
können, würde nicht nur die Fortführung wichtiger Forschungsarbeiten
ermöglichen, sondern auch der Privatwirtschaft eine verlässliche Perspektive für
Investitionen bieten, so Charles Bolden und John P. Holden in einer gemeinsamen
Erklärung auf der NASA-Webseite. Bolden ist Administrator der NASA, Holden im
Weißen Haus für die Wissenschafts- und Technologiepolitik zuständig und Berater
des Präsidenten auf dem Gebiet.
Als wichtigsten Grund für den weiteren Betrieb der ISS führen Bolden und Holden
in ihrer Erklärung die Fortführung von Forschungsarbeiten auf, die für längere
bemannte Missionen im Sonnensystem von großer Bedeutung sind. So würden sich 21
von 32 erkannten Gesundheitsrisiken, denen Menschen bei einem längeren
Aufenthalt im All ausgesetzt sind, auf der ISS untersuchen und entsprechende
Gegenmaßnahmen entwickeln lassen.
Zudem könnten zahlreiche Technologien, die für die bemannte Raumfahrt in
größerer Entfernung von der Erde benötigt werden, auf der ISS getestet werden
und bis ins Jahr 2024 so ausgereift sein, dass sie auch tatsächlich einsatzfähig
sind. Darüber hinaus gäbe es noch zahlreiche weitere Forschungsprojekte, die von
einem längeren Betrieb der ISS und den damit verbundenen
Experimentiermöglichkeiten in Schwerelosigkeit und im Erdorbit profitieren
würden.
Ein längerer Betrieb der ISS macht die Raumstation natürlich auch für die
private Raumfahrtindustrie interessanter: Die Obama-Administration hatte die
Ausrichtung der NASA in Sachen Raumfahrt deutlich verändert und unter anderem
die Entwicklung eines Nachfolgers für die Space Shuttle gestoppt. Die Versorgung
der Raumstation soll nunmehr durch private Unternehmen erfolgen.
Inzwischen bieten mit SpaceX und Orbital Science zwei Firmen
Versorgungsflüge zur ISS an. Bis 2017 hofft man, dass auch Personen wieder mit
amerikanischen Raumschiffen zur ISS transportiert werden können. Ein Betrieb der
Station bis 2024 dürfte entsprechende Investitionen wahrscheinlicher machen und
so eventuell auch für mehr Wettbewerb unter den Firmen sorgen.
Dies gilt insbesondere für den Transport von Astronauten zur ISS: Bemannte Flüge
würden bei einer Außerdienststellung der Station im Jahr 2020 lediglich für drei
Jahre benötigt, was Investitionen auf diesem Gebiet wenig rentabel erscheinen
lässt. Seit Außerdienststellung der Space Shuttle erfolgt der Besatzungswechsel
ausschließlich mit russischen Sojus-Raumschiffen.
Ob alle anderen ISS-Partner, etwa die europäische Raumfahrtagentur ESA und die
japanische Raumfahrtagentur JAXA, bei der Verlängerung mitmachen, ist
gegenwärtig noch unklar. Bill Gerstenmeier, der im NASA-Hauptquartier für den
Raumfahrtbetrieb verantwortlich ist, erklärte aber, dass die NASA und die
russische Raumfahrtagentur Roscosmos die ISS zur Not auch alleine
weiterbetreiben würden, obwohl man hoffe, dass alle Partner die Vorzüge einer
Verlängerung ähnlich einschätzen und sich auch weiterhin beteiligen. Gegenwärtig
gibt die NASA für den Betrieb der ISS jährlich rund drei Milliarden US-Dollar
aus. Die Kosten für Versorgungsflüge und den Transport von Astronauten an Bord
russischer Sojus-Raumschiffe ist darin bereits enthalten.
Auch ein Betrieb über das Jahr 2024 hinaus ist offenbar vorstellbar. Eine
entsprechende Analyse Ende des vergangenen Jahres hatte ergeben, dass die ISS
sogar bis ins Jahr 2028 - und damit bis zu 30 Jahre nach Baubeginn - sicher
betrieben werden könnte. Voraussetzung dafür sei allerdings, so Gerstenmeier,
die weitere politische Unterstützung und das Interesse der Industrie an einem
Weiterbetrieb.
Die Verantwortlichen der Raumfahrtagenturen dürften sich vermutlich schon heute
über die Pläne der NASA in Sachen ISS austauschen: In Washington treffen sich
nämlich am 9. und 10. Januar die Leiter von über 30 Raumfahrtagenturen, um über
die Zukunft der Erforschung des Weltraums zu sprechen. Nun dürften sie ein
zusätzliches Gesprächsthema haben.
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