Geminiden-Maximum im Mondschein
von
Stefan Deiters astronews.com
12. Dezember 2013
Die Geminiden zählen zu den ergiebigsten
Sternschnuppenströmen, die von der Nordhalbkugel der Erde aus zu beobachten
sind. Im Maximum ihrer Aktivität, das diesmal für die Nacht von Freitag
auf Sonnabend erwartet wird, lassen sich bei optimalen Bedingungen zwischen 50
und 100 Sternschnuppen pro Stunde beobachten. In diesem Jahr stört allerdings
der schon fast volle Mond.

Sternschnuppen entstehen, wenn winzige Staubpartikel in die
Atmosphäre der Erde eindringen.
Bild: ESA |
Die Geminiden, die jedes Jahr Mitte Dezember ihr Maximum erreichen, gehören
mit zu den zuverlässigeren Sternschnuppenströmen im Jahresverlauf. Das Maximum wird in diesem Jahr für die
Nacht vom 13. auf den 14. Dezember in der Zeit nach Mitternacht erwartet. Bei optimalen Beobachtungsbedingungen -
also in dunkler Nacht fernab der Lichter der Stadt - sollte man bis zu 100 Sternschnuppen pro
Stunde sehen können.
Allerdings dürfte einem in diesem Jahr der Mond einen Strich durch die
Rechnung machen: Er erreicht am kommenden Dienstag seine Vollmondstellung und stört so die
Beobachtungen schon erheblich. Die besten Bedingungen zur Geminiden-Beobachtung
sollte es daher in diesem Jahr am frühen Morgen nach Monduntergang geben. Auch
dabei ist ein möglichst dunkler Beobachtungsort zu empfehlen.
Die Geminiden leiten ihren Namen - wie alle Sternschnuppenströme - von dem
Sternbild ab, aus dem sie zu kommen scheinen. In ihrem Fall sind es die
Zwillinge (lateinischer Name Gemini). Der genaue Ausstrahlungspunkt, der
sogenannte Radiant, liegt in der Nähe des Sterns Castor. Die Sternschnuppen
scheinen also von hier auszugehen, lassen sich aber trotzdem überall am Himmel
beobachten.
Gewöhnliche Sternschnuppenströme entstehen durch einen eisigen Kometen, der
auf seinem Weg durch das Innere des Sonnensystem quasi antaut und dabei eine
Staubspur hinterlässt. Läuft nun die Erde auf ihrer Bahn um die Sonne durch
diesen Staub, dringen die Partikel in die Erdatmosphäre ein und sorgen für die
typischen Sternschnuppen. Ursprung der Geminiden aber ist offenbar kein Komet,
sondern ein Objekt
namens 3200 Phaethon, das als Asteroid klassifiziert
ist. Es umrundet die Sonne alle 1,4 Jahre.
Doch kann es sein, dass Phaethon auch einen Staubschweif hinter sich herzieht
und so dafür sorgt, dass auf seiner Bahn immer ausreichend Material
zurückbleibt, das dann als Geminidenschauer in die Erdatmosphäre eindringen kann?
Bislang war man da nicht sicher. 2010 konnten Astronomen jedoch Phaethon bei einer dichten Passage um die
Sonne verfolgen. Mithilfe einer der beiden STEREO-Sonnensonden stellten sie
fest, dass sich die Helligkeit von Phaethon fast verdoppelte - ganz so, als
würde Sonnenlicht durch eine Wolke aus Staub rund um den Asteroiden scheinen.
Bei Phaethon könnte es sich somit um eine Art "Gesteins-Komet" handeln, also
um einen Asteroiden, der bei Annäherung an die Sonne so stark aufgeheizt wird,
dass Staub und kleine Trümmerteile von seiner Oberfläche ins All gelangen. Und
tatsächlich wurde bei anderen Beobachtungen mit den STEREO-Sonden auch ein
kleiner Schweif beobachtet, der von Phaethon ausgeht.
Doch leider ist das Geheimnis um Phaethon und die Geminiden damit noch nicht
gelöst: Mit der gegenwärtigen Staubproduktion würde sich nämlich ein so
eindrucksvoller und beständiger Sternschnuppenschauer wie die Geminiden nicht erklären lassen. Die
Wissenschaftler spekulieren daher, dass Phaethon hin und wieder Ausbrüche zeigt,
durch die größere Mengen an Staub und Trümmerteilen ins All geraten. Sie hoffen,
das Objekt in Zukunft bei einem dieser Ausbrüche mit den STEREO-Sonden zu
erwischen.
Doch die noch etwa rätselhafte Herkunft der Geminiden sollte niemanden davon
abhalten, diesen Sternschnuppenschauer in den kommenden Nächten zu genießen. Und
wer dann Glück hat und trotz der etwas widrigen Beobachtungsbedingungen in
diesem Jahr eine Sternschnuppe am Himmel sieht, wird
so vielleicht ein wenig für das Fehlen eines Jahrhundertkometen entschädigt, auf
den viele im Dezember gehofft hatten.
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