Neues Bakterium in Reinräumen entdeckt
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Regensburg astronews.com
3. Dezember 2013
Raumsonden werden heute in sogenannten Reinräumen montiert,
um so bestmöglich ausschließen zu können, dass irdisches Leben mit ihnen auf
andere Planeten und Monde reist. Jetzt haben Biologen in gleich zwei weit
voneinander entfernten Reinräumen ein Bakterium entdeckt, das bislang noch
vollkommen unbekannt war. Es wurde erstmals während der Montage des Marslanders
Phoenix nachgewiesen.
Mikroskopaufnahme
von Tersicoccus phoenicis.
Bild: Dr. Rüdiger Pukall (DSMZ) |
Die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA und auch die europäische
Raumfahrtagentur ESA nutzen sterile Reinräume für den Bau von Raumsonden, um
jegliche Form der Kontamination bei der Suche nach extraterrestrischem Leben im
Vorfeld zu vermeiden. Die entsprechenden Räume werden regelmäßig mit speziellen
Chemikalien gereinigt und bei Überdruck gehalten. Objekte, die in die Räume
gelangen, werden mithilfe von ultraviolettem Licht und durch Hitzebehandlung
gereinigt. Die Arbeiter müssen Spezialanzüge tragen.
"Es ist einer der saubersten Plätze auf Erden", meint auch der Mikrobiologe
Dr. Parag Vaishampayan vom Jet Propulsion Laboratory der NASA im
kalifornischen Pasadena. Doch allen Sicherheitsvorkehrungen zum Trotz finden
sich immer wieder Mikroben in den Reinräumen. NASA und ESA nehmen daher
regelmäßig Proben auf der Suche nach möglichen Verunreinigungen durch Bakterien.
Bislang konnte dabei noch kein Organismus an zwei unterschiedlichen und weit
voneinander entfernten Orten nachgewiesen werden. Bis jetzt: Ein Team um
Vaishampayan und Dr. Christine Moissl-Eichinger vom Lehrstuhl für Mikrobiologie
der Universität Regensburg haben sowohl im Kennedy Space Center der
NASA in Florida als auch im ESA-Raumfahrtzentrum in Kourou in Französisch-Guyana
mit Tersicoccus phoenicis ein neues Bakterium entdeckt.
Doch nicht allein deshalb ist das beerenförmige Bakterium ungewöhnlich: Es
hat zudem weniger als 95 Prozent der genetischen Informationen mit den
nächstverwandten Bakterienarten gemeinsam, weshalb Tersicoccus phoenicis nicht
nur als neue Art, sondern sogar als neue Gattung klassifiziert wurde. Die
lediglich einen Mikrometer großen Bakterien können sich gut an die in den
Reinräumen vorherrschenden extremen Umweltbedingungen - Trockenheit,
Nahrungsmangel oder besondere Desinfektionsmittel - anpassen.
"Wir sind uns aber derzeit noch nicht sicher, ob Tersicoccus phoenicis nur in
Reinräumen zu finden ist, oder ob es auch woanders vorkommt und bislang einfach
einer Entdeckung entkommen konnte", so Moissl-Eichinger. Seinen Beinamen hat das
Bakterium seinem ersten Fundort zu verdanken. Während der "Vorname" auf die
lateinischen Begriffe "tersus" für rein oder sauber und "coccus" für Beere
zurückgeht, bezieht sich der Beiname "Phoenicis" auf den Marslander Phoenix.
Dieser befand sich in Florida gerade im Bau, als das Bakterium erstmals
nachgewiesen wurde.
Die biochemische Analyse der Bakterien erfolgte in Kooperation mit Forschern
der Deutschen Kulturensammlung. In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Luft- und
Raumfahrtzentrum in Köln (DLR) wurde dort bereits eine eigene Sammlung für
Raumfahrt-Mikroben aufgebaut. So ist die Entdeckung von Tersicoccus phoenicis
auch für die Suche nach extraterrestrischem Leben von Bedeutung. Detaillierte
Informationen über die in den Reinräumen vorkommenden Mikroben können dabei
helfen zu klären, ob man bei einem neuen Fund wirklich außerirdisches Leben vor
sich hat oder lediglich Anzeichen auf blinde Passagiere von der Erde.
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