Planeten, Sternschnuppen und der Orion
von
Stefan Deiters astronews.com
1. Dezember 2013
Mit einem Jahrhundertkometen wird es im Dezember nun wohl
doch nichts, aber der Sternenhimmel hat im letzten Monat des Jahres auch sonst
einiges zu bieten: Außer den Sternbildern des Winters sind Venus, Jupiter,
Saturn und Mars am Nachthimmel mit bloßem Auge auszumachen.
Sternschnuppenfreunde könnten in der Monatsmitte auf ihre Kosten kommen.

Mond und Venus am 6. Dezember 2013 über dem südwestlichen
Horizont.
Bild: astronews.com / Stellarium |
Nach dem dunklen November beginnt nun der Monat der Lichter und des
vorweihnachtlichen Glanzes. Während man in manchen Einkaufsstraßen bunte Sterne
und hier und da sogar einen Kometen sehen kann, dürfte sich der Jahrhundert-
oder Weihnachtskomet ISON, von dem sich viele im Dezember ein
spektakuläres Schauspiel am nächtlichen Himmel erhofft hatten, fast vollständig
aufgelöst haben. Der kleine Restkern, der die dichte Begegnung mit der Sonne am
28. November überstanden hat, wird wohl kaum eine Helligkeit erreichen, die den
Kometen noch einmal zu einem mit bloßem Auge sichtbaren Objekt werden lässt -
aber wer weiß, vielleicht überrascht ISON alle noch einmal.
So muss man sich vermutlich an die Attraktionen halten, die der
Dezemberhimmel sonst noch zu bieten hat - und das sind zum Glück einige:
Inzwischen dominieren die Sternbilder des Winters den Nachthimmel: Schaut man Mitte Dezember gegen Mitternacht an den süd-östlichen
Sternenhimmel, kann man etwa das sogenannte Wintersechseck [Findkarte]
in seiner vollen Schönheit bewundern: Es besteht aus den Sternen Prokyon im
Kleinen Hund, Pollux in den Zwillingen, Kapella im Fuhrmann, Aldebaran im Stier,
Rigel im Orion und Sirius im Großen Hund.
Das Sternbild Orion ist am nächtlichen Himmel kaum zu übersehen und auch
für Astronomen äußerst interessant: Im "Schwert" des Orion, das sich unter den
drei Sternen des Oriongürtels befindet, ist schon mit bloßem Auge ein äußerst
aktives Sternentstehungsgebiet erkennbar, der Orionnebel. Der Nebel ist rund 1.350
Lichtjahre von uns entfernt und hat einen Durchmesser von etwa 30 Lichtjahren.
Durch Beobachtungen der jungen und gerade entstandenen Sterne können Astronomen
viel über die Geburt von Sonnen und ihre frühe Entwicklung lernen.
Das Sternbild hat noch mehr zu bieten: Etwa Beteigeuze, auch Alpha Orionis
genannt, den linken Schulterstern des Orion und Hauptstern des Sternbilds. Der Name Beteigeuze
entstand durch die Übertragung des aus dem Arabischen stammenden Sternnamens ins
Lateinische. Die arabische Bezeichnung tauchte bereits im "Buch der
Konstellationen der Fixsterne" des arabischen Astronomen Abd ar-Rahman as-Sufi
auf, der von 903 bis 986 lebte. Der arabische Name bedeutet wohl so viel wie "Hand des
Orion".
Beteigeuze dürfte rund 13.000-mal
heller leuchten als unsere Sonne und einen Durchmesser aufweisen, der den
unserer Sonne um das 500- bis 800-fache übersteigt. Beteigeuze ist somit ein
Riesenstern und Astronomen glauben, dass er in nicht allzu ferner Zeit als
Supernova explodieren wird. Glücklicherweise ist Beteigeuze einige Hundert
Lichtjahre von der Erde entfernt, so dass uns ein solches Ereignis nicht
gefährlich werden kann.
Freunde von Meteoren wissen, dass es auch im Dezember einen bekannten
Sternschnuppenstrom zu sehen gibt: Zwischen dem 7.
und dem 17. Dezember machen sich die sogenannten Geminiden bemerkbar. Die Geminiden haben ihren Namen - wie alle
Sternschnuppenströme - von dem Sternbild, aus dem sie zu kommen scheinen, in
diesem Fall also aus dem Sternbild Zwillinge. Wer das Wintersechseck am Himmel
schon aufgespürt hat, sollte im Sternbild Zwillinge also vielleicht noch etwas
länger verweilen, vielleicht sieht er eine Sternschnuppe.
Die Geminiden lassen sich übrigens ausnahmsweise einmal nicht auf einen Kometen
zurückführen, sondern auf den Asteroiden 3200 Phaethon.
Das Maximum der Geminiden wird für den Morgen des 14. Dezembers erwartet. Man
rechnet dann mit bis zu 120 Sternschnuppen pro Stunde. Außerdem sind in der
zweiten Monatshälfte die Ursiden aktiv, deren Radiant im
Kleinen Bären liegt. Sie gehen auf den Kometen 8P/Tuttle zurück. Ihr Maximum
wird für die Nacht vom 22. auf den 23. Dezember gegen Mitternacht erwartet.
Auch die Planeten des Sonnensystems bieten uns im Dezember einiges:
Unbestrittener Hauptdarsteller am Himmel ist der Planet Jupiter.
Er erreicht nämlich Anfang des kommenden Monats seine
Oppositionsstellung zur Sonne und ist damit schon jetzt fast die gesamte Nacht über zu sehen.
Auch der Gasriese steht im Sternbild Zwillinge. Für einige Zeit kann nur die
Venus dem Jupiter seine Position streitig machen: Sie ist
gegenwärtig "Abendstern" und nach Sonnenuntergang kurz im Südwesten auszumachen.
Auch unser anderer Nachbar im All ist am Nachthimmel zu sehen: Der
Mars lässt sich aber nur in der zweiten Nachthälfte beobachten. Er
befindet sich im Sternbild Jungfrau. In den frühen Morgenstunden ist zudem der
Ringplanet Saturn zu erkennen, er wandert durch das Sternbild
Waage, geht zu Monatsbeginn erst gegen 6 Uhr morgens auf, zum Monatsende dann
bereits gegen 4 Uhr.
Wer übrigens von der Dunkelheit die Nase voll hat, kann sich freuen: Noch vor
Weihnachten haben wir das "Schlimmste" nämlich schon wieder überstanden: Der
offizielle Winteranfang am 21. Dezember um 18.11 Uhr MEZ
markiert die sogenannte Wintersonnenwende: Die Sonne hat den tiefsten Punkt
ihrer Bahn erreicht und die Nächte werden fortan wieder kürzer.
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