Kein Sieger beim ersten SpaceBot Cup
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
13. November 2013
Zu Beginn der Woche veranstaltete das Deutsche Zentrum für
Luft- und Raumfahrt den ersten SpaceBot Cup, bei denen zehn Teams mit
selbstentwickelten Robotern eine simulierte Erkundungsmission auf einer
Planetenoberfläche absolvieren mussten. Einen Sieger gab es nicht. Keines der
Teams konnte alle Aufgaben lösen. Offenbar wurden die besonderen Anforderungen
einer Raumfahrtmission unterschätzt.

Beim ersten DLR
SpaceBot Cup traten am 11. und 12. November 2013
die robotischen Systeme von zehn Teams aus ganz
Deutschland gegeneinander an.
Foto: DLR [Großansicht] |
Nach zwei "Wettkampftagen" ist gestern der DLR SpaceBot Cup zu Ende
gegangen - ohne klaren Gewinner, aber auch ohne echte Verlierer: "Alle zehn
Teams sind sehr motiviert und mit innovativen technischen Lösungen angetreten.
Dafür gebührt allen Teilnehmern ein großes Lob! Die Aufgabenstellung war
komplex, die Anforderungen hoch. Insgesamt lagen die Teams mit ihren einzelnen
Leistungen aber so nah beieinander, dass es der Jury nicht möglich war, eine
eindeutige und belastbare Platzierungsreihenfolge festzulegen", so Dr. Gerd
Gruppe, DLR-Vorstand für das Raumfahrtmanagement, bei der Übergabe der Urkunden
an die Teams.
Das gesetzte Missionsziel hätte zwar keines der Teams erreicht, dafür sei
aber die Resonanz bei den Teilnehmern und beim Publikum sehr positiv gewesen.
"Das motiviert uns, weiterzumachen", so Gruppe. "Alle Roboter haben gezeigt,
dass sie im Entwicklungsstadium funktionieren - aber die Überführung der
Technologien in eine reale Raumfahrtmission erfordert mehr - das nehmen die
Teams und auch wir als Veranstalter aus diesem ersten Wettbewerb mit", ergänzen
Daniel Nölke und Thilo Kaupisch von der Wettbewerbsleitung im DLR
Raumfahrtmanagement.
Das Ziel des Wettbewerbs war es, der Raumfahrt-Robotik neue, innovative
Impulse zu geben und die Kompetenzen, die es auf diesem Gebiet in Deutschland
gibt, weiter auszubauen. "Wir wollen Ideen, kreative Wissenschaftler und
notwendige Finanzierung zusammenbringen, auch mit Blick auf den immer wichtiger
werdenden Technologietransfer", sagte DLR-Vorstand Gerd Gruppe. "Wir haben den
hohen technologischen Leistungsstand gesehen, aber für konkrete Raumfahrtmission
reicht das noch nicht aus. Aber wir sehen die hervorragende Grundlage, auf der
wir jetzt aufbauen können. Für die Zukunft wünschen wir uns mehr
interdisziplinäre Teams und den schärferen Blick auf das Gesamtziel."
Der vom DLR Raumfahrtmanagement mit Mitteln des Bundesministeriums für
Wirtschaft und Technologie (BMWi) organisierte Wettbewerb lockte am 11. und 12.
November 2013 auch zahlreiche Besucher in die Supercrosshalle nach
Rheinbreitbach bei Bonn. Diese war in eine künstliche Planetenlandschaft
verwandelt worden. "Der Wettbewerb bietet ein ideales Testfeld für neue
Entwicklungen, die im Weltraum und auf der Erde Anwendung finden können. Wir
setzen mit dieser Förderung gleichzeitig ein Zeichen für die Zukunft des
Wissenschafts- und Technologiestandorts Deutschland, denn er begeistert junge
Menschen für Hochtechnologie und für Natur- und Ingenieurwissenschaften.",
betonte Dr. Sven Halldorn, Abteilungsleiter der Technologiepolitik im BMWi, bei
der Eröffnung.
Im Rahmen des DLR SpaceBot Cup hatte jedes Team 50.000 Euro für
Entwicklung und Bau der Robotiksysteme erhalten. Nach einem halben Jahr
Entwicklungszeit ging es dann ums Ganze: Am ersten Tag traten die Berlin Rockets
der FU Berlin, das Team NimbRo Centauro der Universität Bonn, das space-bot
21-Team der Hochschule 21 in Buxtehude, das Team ARTEMIS des Deutschen
Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) und das Jacobs Robotics
Team der Jacobs University in Bremen an.
Am zweiten Tag schickten das Chemnitz University Robotics Team der TU
Chemnitz, das Locomotec Research Team der Augsburger Locomotec GmbH, die
SpaceLions der TU Brauschweig, das Team SEAR der TU Berlin sowie das
LAUROPE-Team des Forschungszentrums Informatik (FZI) aus Karlsruhe ihre
Robotersysteme ins Rennen.
Alle Teams hatten eine Stunde Zeit, typische Aufgaben von
Explorationsszenarien zu lösen. Ausgehend von der Landezone mussten sie zeigen,
dass sie in der Lage sind, sich autonom zu bewegen und drei Objekte aufzufinden
- konkret waren dies ein Batteriepack, ein Becher mit Wasser und ein so
genanntes Basisobjekt. Dieses war fest am Boden montiert und hatte einen
seitlichen Steckplatz für das Batterie-Pack. Auf der Oberseite mussten die
Roboter auf einem speziell markierten Bereich den Becher mit Wasser abstellen.
Um die Aufgaben zu erfüllen, hat jedes Robotiksystem während des Laufs mit
seiner Bodenstation "kommuniziert". Wie gut die einzelnen Aufgaben gelöst
wurden, hat eine fünfköpfige unabhängige Jury beurteilt. "Wir sind beeindruckt
von den vielen verschiedenen Lösungsansätzen. Unter den gegebenen
Randbedingungen war der Grad der Aufgabenerfüllung bei allen Teams aber nicht
ausreichend, um eine finale Rangfolge abzuleiten," erklärte Jurysprecher Dr.
Frank Schneider vom Fraunhofer Institut für Kommunikation,
Informationsverarbeitung und Ergonomie (FKIE).
Das sei aber nicht ungewöhnlich für solche Wettbewerbe: Bei der Erstauflage
der Darpa Grand Challenge in den USA hätte es auch keinen eindeutigen
Sieger gegeben. "Trotzdem liefert dieser Wettbewerb wichtige Impulse. Aus
unserer Sicht war dies eine Premiere für eine empfehlenswerte
Veranstaltungsreihe in der Raumfahrtrobotik", so Schneider.
"Wir haben hier faszinierende Roboter gesehen, die laufen und fahren auf
unterschiedlichen Untergründen, die Objekte greifen können, Steigungen erklimmen
und damit offensichtlich alle Voraussetzungen haben, um die Wettbewerbsaufgaben
prinzipiell erfolgreich zu lösen", ergänzt Jury-Kollege Prof. Dr. Jürgen
Rossmann, Leiter des Instituts für Mensch-Maschine-Interaktion an der RWTH
Aachen. "Allerdings war unser Eindruck, dass alle Teams die
raumfahrtspezifischen Herausforderungen wie zum Beispiel die
Kommunikationsverzögerungen, Verbindungsabbruch und Isolation unterschätzt
haben."
Während des Tests mussten die Roboter alle gestellten Aufgaben möglichst
selbstständig erfüllen. Bilder von der Planetenoberfläche gingen den Crews in
der Bodenstation nur zeitversetzt zu. Zweimal - nach zwanzig und nach vierzig
Minuten - wurde der Kontakt zu dem Gefährt komplett abgebrochen - so wie das
auch bei echten Missionen immer wieder passiert. Die Bildschirme wurden schwarz
und vier lange Minuten ohne Kontakt zum Roboter begannen.
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