Jupiter, Sternschnuppen und ein Komet
von
Stefan Deiters astronews.com
1. November 2013
Der November hat in diesem Jahr in Sachen Sternenhimmel
einiges zu bieten: Der Nachthimmel wird dominiert vom Gasriesen Jupiter, die
Leoniden erfreuen Sternschnuppenfreunde zur Monatsmitte und schließlich ist da
auch noch der Komet ISON, der Ende November den sonnennächsten Punkt seiner Bahn
erreicht und im Verlauf des Monats mit bloßem Auge zu sehen sein könnte.

Merkur zur Monatsmitte über dem Osthorizont (Bildmitte unten)
im Sternbild Jungfrau. Oben links ist der Stern Arktur im
Bärenhüter zu sehen.
Bild: astronews.com / Stellarium |
Spätestens seit der Umstellung von Sommer- auf Winterzeit ist es nicht mehr
zu leugnen: Die dunkle Jahreszeit hat begonnen und inzwischen ist es schon weit vor
18 Uhr draußen stockdunkel. Für Sternfreunde hat dies allerdings auch sein
Gutes: Schon am frühen Abend ist nun ein Blick an den Sternenhimmel möglich und
mit etwas Glück ist es dabei noch herbstlich warm und nicht etwa winterlich
kalt. Bleibt nur zu hoffen, dass auch das Wetter im November mitspielt, denn der
Monat hat einiges zu bieten.
Sternschnuppenfreunde wissen es längst: Der November ist der Monat der
Leoniden. Sie sind ab dem 10. November aktiv und zeigen sich in Richtung des Sternbilds
Löwe oder Leo, daher auch der Name dieses Sternschnuppenstroms. Die Leoniden
bestehen aus Material des Kometen 55P/Tempel-Tuttle, der etwa alle 33 Jahre in die Nähe der
Sonne kommt und in diesen Zeiten für eine erhöhte Sternschnuppendichte sorgt. 1998
und 1999 konnte man deswegen teilweise beachtliche Meteorschauer beobachten.
In diesem Jahr dürfte die Ausbeute nicht so groß sein, allerdings haben die
Leoniden die Astronomen immer wieder überrascht. Das Maximum wird für den frühen
Morgen der Nacht vom 18. auf den 19. November erwartet. Dann dürften
bis zu 50 Sternschnuppen pro Stunde zu beobachten sein, die allerdings nicht
sonderlich hell sind. In den
folgenden Tagen lässt die Aktivität der Leoniden schnell nach. In der ersten
Monatshälfte erreichen zudem die Tauriden ihr Maximum.
Sie scheinen aus dem Sternbild Stier zu kommen, dürften allerdings nur für eine
einstellige Zahl von Sternschnuppen pro Stunde sorgen. Es handelt sich
vermutlich sogar um zwei Ströme, die ihr Maximum am 5. und am 12. November erreichen.
Zu den typischen Herbststernbildern gehört das markante Viereck des Pegasus, das am Abend im Südwesten zu sehen ist. Südlich und
östlich davon findet sich das Sternbild Fische, das zwei Fische
darstellen soll, die an ihren Schwänzen mit einer Leine verbunden sind. Der
Körper des einen Fischs ist südlich des Pegasus-Vierecks als kleiner Kreis aus
fünf Sternen zu sehen, der andere als gezackte Linie östlich davon. Das
Sternbild hat die Form eines "V", in dessen Spitze der Stern Alrischa liegt, der
Hauptstern des Sternbilds.
Die Spitze des "V" deutet auf einen ganz besonderen Stern: Mira
im Sternbild Walfisch. Mira ist ein roter Riese und als veränderlicher Stern
bekannt, dessen Helligkeit dramatisch schwankt. Während seiner hellen Phase ist
er mit bloßem Auge leicht auszumachen, zu anderen Zeiten ist er oft ohne
Hilfemittel gar nicht zu beobachten. Sein Sternbild, der Walfisch, scheint dann
in zwei Teile getrennt zu sein. Mira ist etwa 300 Lichtjahre von der Erde
entfernt und hat den rund 400-fachen Durchmesser unserer Sonne.
Mira hat inzwischen einer ganzen Klasse von veränderlichen Sternen den Namen
gegeben - den Mira-Sternen. Mira selbst erhielt von Johannes Hevelius im Jahr
1662 ihren Namen. Den Stern, der manchmal zu sehen war und manchmal nicht,
nannte der Astronom "die Wundersame" oder eben Mira. Die Helligkeit von Mira
schwankt mit einer Periode von rund 331 Tagen. Das letzte Helligkeitsmaximum von
Mira war im Juli, somit dürfte die Beobachtung mit bloßem Auge im November kaum
mehr möglich sein.
Unter den Planeten ist Jupiter, der Anfang des kommenden
Jahres seine
Oppositionsstellung erreichen wird, gegenwärtig das auffälligste Objekt am
Himmel und nahezu die gesamte Nacht über zu sehen. Geht er zu Monatsbeginn noch
gegen 21 Uhr auf, verfrüht er seine Aufgangszeiten bis zum Monatsende um rund
zwei Stunden. Er befindet sich im Sternbild Zwillinge.
Seine dominante Stellung am Himmel wird ihm auch nicht von der hell
strahlenden Venus streitig gemacht, die nämlich bereits gegen
19 Uhr untergeht. Venus befindet sich
im Sternbild Schütze. Unser anderer Nachbar im Sonnensystem, der rote Planet Mars,
ist im November nur in der zweiten Nachthälfte zu sehen und zwar zunächst im
Sternbild Löwe und dann in der Jungfrau.
Der Ringplanet Saturn schließlich erreicht am 6. November
seine Konjunktionsstellung zur Sonne und befindet sich damit - von der Erde aus
betrachtet - direkt hinter der Sonne. Er ist somit am weitesten von der Erde
entfernt und nicht am Nachthimmel zu sehen. Erst gegen Monatsende lässt er sich
im Südosten in der Morgendämmerung wieder aufspüren. In der Morgendämmerung ist
etwa 14 Tage lang rund um die Monatsmitte auch der sonnennächste Planet
Merkur auszumachen. Er ist knapp über dem Osthorizont zu sehen.
Der November bietet noch zwei weitere Besonderheiten: Bereits am 3. November
gibt es eine totale Sonnenfinsternis, die allerdings
hauptsächlich in Afrika und über dem Atlantik zu beobachten ist. Nur wer sich
gerade im Süden Europas aufhält, etwa in Griechenland oder Spanien, kann noch
eine partielle Finsternis beobachten.
Und natürlich darf in einer Himmelsvorschau auf den November auch ein Hinweis
auf den
Kometen ISON nicht fehlen. ISON wird sich der Sonne in den kommenden
Wochen immer weiter nähern und unseren Zentralstern am 28. November in einem
Abstand von 1,1 Millionen Kilometern passieren. Auf seiner Oberfläche dürften
dann Temperaturen von bis zu 2.700 Grad Celsius herrschen.
Sollte er nicht
auseinanderbrechen, könnte er im Laufe des Monats auch mit bloßem Auge zu sehen
sein. Die besten Chancen dazu bieten sich ab der Monatsmitte, obwohl dann der Mond
leider stört. ISON ist dann direkt vor Sonnenaufgang im Sternbild Jungfrau zu sehen. Aktuelle Informationen über ISON gibt
es natürlich hier bei astronews.com.
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