Hinweise auf Einschlag vor 28 Millionen Jahren
von Stefan Deiters astronews.com
14. Oktober 2013
Wissenschaftler glauben erstmals konkrete Beweise für den
Einschlag eines Kometen auf der Erde gefunden zu haben. Durch die Explosion des
Brockens in der Erdatmosphäre dürften vor rund 28 Millionen Jahren weite
Landstriche verwüstet worden sein. Die Forscher sind sich sogar sicher, ein
Fragment des Kometenkerns identifiziert zu haben.
So könnte die
Explosion des Kometen über Ägypten vor 28
Millionen Jahren ausgesehen haben.
Bild: Terry Bakker |
"Kometen, also diese schmutzigen Schneebälle aus Eis und Staub, sind immer
wieder am Himmel zu sehen", so Professor David Block von der University of
the Witwatersrand im südafrikanischen Johannesburg. "Allerdings hat man
zuvor noch nie das Material eines Kometen auf der Erde nachweisen können."
Dabei gehen viele Forscher davon aus, dass Kollisionen von Kometen und der Erde
in der Vergangenheit häufiger vorgekommen sein müssen. So gelten Kometen vielen
als Wasserlieferanten für den blauen Planeten und manche glauben, dass sie die
Grundbausteine des Lebens auf die Erde gebracht haben.
Der Einschlag, für den ein internationales Forscherteam nun ihre Indizien
vorgelegt hat, soll sich vor rund 28 Millionen Jahren über Ägypten ereignet
haben. Beim Eindringen in die Atmosphäre dürfte der Komet explodiert sein und
hat dadurch den Sand unter ihm auf Temperaturen von rund 2.000 Grad Celsius
aufgeheizt.
Auf diese Weise entstand eine große Menge an gelblichem Quarzglas, das sich in
einem Bereich von rund 6.000 Quadratkilometern in der Sahara nachweisen lässt.
Juweliere des Altertums fertigten aus diesem Glas wertvolle Kunstwerke - das
vielleicht bekannteste Schmuckstück dieser Art findet sich auf einer Brosche des
Pharaonen Tutanchamun in Form eines großen gelblichen Skarabäus.
Doch nicht dieses Schmuckstück stand im Zentrum des Interesses der
Wissenschaftler. Ihre besondere Aufmerksamkeit galt einem mysteriösen schwarzen
Kiesel, den ein ägyptischer Geologe in der Region mit dem gelblichen Glas
gefunden hatte. Nach ausführlichen Analysen dieses Steins stand für die Forscher
fest, dass es sich dabei um einen Teil des Kometenkerns handeln muss und nicht
etwa - wie zuvor vermutet worden war - um eine ungewöhnliche Art eines
Meteoriten.
"Es ist schon ein ganz besonderes Gefühl in der Wissenschaft, wenn man alle
anderen infrage kommenden Möglichkeiten eliminiert hat und man schließlich zu
der Erkenntnis gelangt, um was es sich tatsächlich handelt", erinnert sich
Professor Jan Kramers von der University of Johannesburg. Durch die
Explosion entstanden zudem mikroskopisch kleine Diamanten. "Diamanten werden aus
kohlenstoffhaltigem Material erzeugt, normalerweise tief im Erdinneren, wo der
Druck hoch genug ist. Doch man kann so hohen Druck auch durch Stoßwellen
erzeugen. Teile des Kometen sind eingeschlagen und durch die dabei entstehenden
Stoßwellen wurden Diamanten produziert."
Material von Kometen wurden bislang nicht auf der Erde nachgewiesen. Eine
Ausnahme bilden lediglich mikroskopisch kleine Staubpartikel in der oberen
Atmosphäre und eine Form von kohlenstoffhaltigem Staub, den man im antarktischen
Eis gefunden hat. Da das Material von Kometen den Wissenschaftlern auch einen
Einblick in die Entstehungsphase unseres Sonnensystems bietet, versuchen
Raumfahrtagenturen mit teuren Missionen kleinste Mengen dieses kostbaren
Materials zu beschaffen.
"NASA und ESA geben Milliarden von Dollar aus, um einige Mikrogramm von
Kometenmaterial zu gewinnen und dieses zurück zur Erde zu bringen", so Kramers.
"Wir haben hier einen radikal neuen Ansatz zum Studium dieses Materials, ohne
dafür diese Geldmengen für das Einsammeln aufwenden zu müssen.
Die Wissenschaftler berichten über ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift
Earth and Planetary Science Letters.
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