Erste selbstständige Fahrt auf dem Mars
von Stefan Deiters astronews.com
28. August 2013
Der Marsrover Curiosity hat sich erstmals ohne
Hilfe von der Erde seinen Weg auf der Oberfläche des Roten Planeten gesucht. Die
Steuerungssoftware des Rovers entschied anhand von Bildern, welche Route
Curiosity nehmen soll, um das vorgegebene Ziel zu erreichen. Künftig könnte
der Rover so größere Strecken auf dem Mars zurücklegen.
Curiositys
zurückgelegter (gelb) und geplanter (weiß) Weg im
Gale-Krater.
Bild: NASA/JPL-Caltech [Großansicht] |
Die Software, die
Curiosity für die selbstständige Fahrt auf der Oberfläche des Mars
nutzte, ist eine erweiterte Version eines Programms, das auch für den älteren
Marsrover Opportunity verwendet wird, der noch immer auf dem Roten
Planeten aktiv ist.
Curiosity kann mithilfe der Software während der Fahrt aufgenommene
Bilder auswerten und aus diesen Informationen eine sichere Route zum
vorgegebenen Ziel errechnen. Auf diese Weise lassen sich Fahrten auch zu Punkten
planen, deren Strecke zu Beginn der Fahrt nicht vollständig von den Kameras
erfasst und vom Kontrollteam auf der Erde festgelegt werden kann.
Erstmals wurde diese Fähigkeit gestern genutzt, als das Team am Jet
Propulsion Laboratory vor der Fahrt nicht sicher sein konnte, ob die vor
dem Rover liegende Wegstrecke überall sicher zu befahren ist. In der vergangenen
Woche hatte es bereits eine Art Generalprobe gegeben: Auch da hatte sich
Curiosity selbst einen Weg gesucht, allerdings war die Strecke zuvor vom
Kontrollteam freigegeben worden.
"Curiosity macht mehrere Sätze von Stereo-Aufnahmen, aus denen dann der
Bordcomputer eine Karte mit allen möglichen Gefahrenobjekten oder unwegsamen
Geländeabschnitten erstellt", erläutert Mark Maimone, der als Ingenieur am
Jet Propulsion Laboratory für die Fahrten des Rovers zuständig ist. "Der
Rover wertet dann alle möglichen Wege zum Ziel aus und wählt die Strecke, die am
besten geeignet ist."
Die gestrige Fahrt führte Curiosity durch eine kleine Senke, die man
vom Endpunkt der vorherigen Fahrt nicht hatte einsehen können. In diesem Bereich
war der Rover also auf sich allein gestellt. Insgesamt wurden zehn Meter der 43
Meter langen Fahrt im autonomen Navigationsmodus durchgeführt. "Wir konnten den
Bereich vor der Senke sehen und haben dem Rover gesagt, wo er fahren soll. Wir
konnten den Bereich auf der anderen Seite der Senke sehen, wo der Endpunkt der
Fahrt sein sollte. Curiosity hat dann selbstständig durch das
unbekannte Gelände dazwischen navigiert", so Roverfahrer John Wright vom Jet
Propulsion Laboratory.
Curiosity befindet sich seit etwa zwei Monaten auf dem Weg zu einer
Stelle am Rand des Zentralbergs des Gale-Kraters, von der der Rover geschichtete
Ablagerungen in den unteren Hangregionen des Bergs gut erreichen kann. Seit
Curiosity die Region Glenelg verlassen hat, legte er 1,39
Kilometer zurück. In Glenelg hatte sich der Rover die überwiegende Zeit
seit der Landung vor etwas mehr als einem Jahr aufgehalten. Bis zum Ziel am Fuße
des Zentralbergs muss der Rover noch 7,18 Kilometer zurücklegen.
Das Team hat auf der Strecke einige Haltepunkte vorgesehen, die sich für kurze
wissenschaftliche Untersuchungen eignen könnten. Der erste dieser Punkte ist
noch rund 500 Meter von Curiosity entfernt. Aufnahmen aus dem Marsorbit
deuten darauf hin, dass Curiosity hier eventuell freigelegte Felsen in
Augenschein nehmen könnte.
"Jeder der Wegpunkte gibt Curiosity die Möglichkeit für eine Pause auf
dem langen Weg zum Mount Sharp und für die Untersuchung interessanter Strukturen
in der Umgebung", so John Grotzinger vom California Institute of Technology,
der Projektwissenschaftler für Curiosity. Diese Strukturen hätten auf
Aufnahmen der Kamera HiRISE an Bord der Sonde Mars Reconnaissance Orbiter
sehr interessant ausgesehen.
"Sie liegen sehr nahe am schnellsten Weg zum Fuß des Mount Sharp. Wir werden an
jedem Punkt für einige Tage Untersuchungen machen und - falls es uns interessant
genug erscheint - auch ein Objekt anbohren", so Grotzinger. Der Zentralberg des
Gale-Kraters heißt offiziell Aeolis Mons, wird von der NASA jedoch Mount Sharp
genannt.
|