Sternschnuppen, Merkur und die Sommersterne
von
Stefan Deiters astronews.com
1. August 2013
Die Temperaturen passen zu den Sternen, die
gegenwärtig den nächtlichen Himmel prägen: Die Sommersternbilder zeigen sich
nämlich in
voller Schönheit. Mit Merkur ist in den ersten Tagen des Monats der
sonnennächste Planet am Morgenhimmel zu sehen und zur Monatsmitte dürften
Sternschnuppenfreunde voll auf ihre Kosten kommen. Dann erreichen nämlich die
Perseiden ihr Maximum.

Der östliche Morgenhimmel am 4. August 2013 mit Merkur, Mars,
Jupiter und dem Mond.
Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Kaum einer hatte wohl angesichts der Temperaturen in den letzten Tagen einen
Zweifel daran: Es ist Sommer. Und wer die lauen Abende für einen Blick an den
Nachthimmel nutzt, kann sich auch dort von dieser Tatsache überzeugen. Hier
zeigen sich nämlich die Sommersternbilder in voller Schönheit. Ihre
auffälligsten Sterne bilden das Sommerdreieck [Findkarte],
das aus Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Altair im Adler besteht. Zum
Monatsende allerdings zeigen sich am Himmel bereits die ersten Vorboten des
Herbstes: Mit dem Sternbild Pegasus erobert sich allmählich ein typisches
Herbststernbild mehr und mehr seinen Platz.
Ganz in der Nähe von Wega, also der einen Ecke des Sommerdreiecks, findet sich mit Epsilon Lyrae ein
bekanntes Vierfach-Sternsystem. Es besteht aus zwei engen Sternpaaren. Schon mit
einem Fernglas kann man erkennen, dass Epsilon Lyrae mehr als nur ein Stern ist.
Ein kleines Teleskop zeigt dann schon die vier Partner des Systems, die alle ein
wenig massereicher sind als unsere Sonne und rund 800 Millionen Jahre alt.
Epsilon Lyrae ist rund 160 Lichtjahre von der Erde entfernt.
Einige Sternbilder sind typisch für eine bestimmte Jahreszeit, andere
hingegen lassen sich das ganze Jahr über am nächtlichen Himmel beobachten. Sie
werden aus Sternen gebildet, die sich so nah am Himmelspol befinden, dass sie nie unter den Horizont sinken.
Man nennt diese Sterne Zirkumpolarsterne. Dazu gehören auch
die Sterne des Sternbilds Kassiopeia, das man eigentlich am
Himmel kaum übersehen kann. Es gleicht nämlich dem Buchstaben "W" und wird
deswegen oft nur als "Himmels-W" bezeichnet. Mythologisch ist Kassiopeia die Königin von
Äthiopien, Gemahlin des Cepheus und Mutter der Andromeda. Sie rühmte sich
schöner als andere Frauen zu sein.
Unterhalb von Kassiopeia liegt das Sternbild Perseus. Dieses
Sternbild spielt im August besonders für Sternschnuppenfreunde eine wichtige
Rolle, ist es doch der Ausgangsstrahlungspunkt, der sogenannte Radiant, der Perseiden. Die Perseiden sind wohl der zurzeit
"zuverlässigste" Sternschnuppenschauer und machen sich regelmäßig zwischen dem
20. Juli und dem 19. August am Himmel bemerkbar. Sie gehen auf den Kometen
Swift-Tuttle zurück, in dessen staubigen Kometenschweif die Erde immer im Juli
und August gerät.
Winzige Staubpartikel dringen mit einer Geschwindigkeit von fast 200.000
Kilometern pro Stunde in die Erdatmosphäre ein und sorgen durch ihr Verglühen
für die eindrucksvollen Leuchterscheinungen. Am intensivsten ist der
Sternschnuppenstrom, wenn die Erde gerade den staubigsten Teil des
Kometenschweifs durchläuft. Dies ist in diesem Jahr zwischen dem 10. und 14. August der Fall.
Das Maximum der Sternschnuppenaktivität wird für die Nacht vom 12. auf den 13.
August erwartet.
Am besten sind die Perseiden am Morgen zu sehen, möglichst weit
von den Lichtern der Stadt entfernt. Die Perseiden erfreuen die Beobachter immer
wieder mit bis zu 100 Sternschnuppen pro Stunde. Im Volksmund werden die Perseiden auch
Laurentiustränen genannt. Die Bezeichnung geht auf Laurentius von Rom zurück,
der am 10. August 258 in Rom zu Tode gefoltert wurde.
Bei den Planeten sieht es im August nicht viel besser aus als im letzten
Monat, vor allem am Abend: Die Venus ist zwar noch immer Abendstern, ist dabei am Westhorizont aber nicht
wirklich besser zu beobachten als im Juli. Sie wandert im Laufe des Monats
vom Sternbild Löwe in die Jungfrau und verfrüht ihre Untergangszeit zudem
deutlich. Unser anderer Nachbar im All, der rote Planet Mars,
ist am Morgenhimmel zu sehen. Er befindet sich im Sternbild Zwilling und zieht
an dessen Hauptsternen Kastor und Pollux vorüber.
Am Morgenhimmel lässt sich bis etwa zum 13. August auch der sonnennächste
Planet Merkur aufspüren. Er findet sich kurz vor Sonnenaufgang
am Osthorizont und ist im Sternbild Zwillinge zu sehen. Im gleichen
Sternbild ist auch der Gasriese Jupiter auszumachen, der im
August ausschließlich in der zweiten Nachthälfte zu sehen ist. Seine
Aufgänge verschieben sich im Laufe des Monats aber etwas in Richtung Mitternacht,
Ende August ist er bereits ab etwa 2 Uhr MESZ über dem östlichen Horizont zu
sehen. Saturn hingegen ist lediglich am Abend in der Jungfrau
zu sehen und spätestens bis Mitternacht untergegangen, zum Monatsende sogar
schon fast zwei Stunden früher.
Was ist eigentlich ein "Blauer Mond" oder "Blue Moon"? Heute
bezeichnet man in der Regel den zweiten Vollmond in einem Monat als "Blue Moon". Dieser heute
übliche Gebrauch des Begriffs ist allerdings historisch falsch: Ursprünglich wurde
ein Mond als "Blue Moon" bezeichnet, wenn es innerhalb einer Jahreszeit vier
Vollmonde statt der normalen drei gab. Der "Blue Moon" war dann der dritte
Vollmond dieser Jahreszeit. Einen solchen historisch korrekten "Blue Moon"
gibt es auch im August: Seit Sommerbeginn gab es nämlich bereits Vollmonde am
23. Juni und am 22. Juli. Mit dem Vollmond am 21. August und am 19. September
hat der Sommer damit vier Vollmonde.
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