Gewaltiges koronales Loch auf der Sonne
von Stefan Deiters astronews.com
23. Juli 2013
Das Solar and Heliospheric Observatory (SOHO) von
ESA und NASA hat in der vergangenen Woche eine Aufnahme eines gewaltigen
koronalen Lochs über der nördlichen Polarregion unserer Sonne gemacht. Koronale
Löcher sind kühlere Bereiche in der Sonnenkorona und dürften für den Sonnenwind
mitverantwortlich sein.
SOHO-Aufnahme
der Sonne vom 18. Juli 2013 um 15.06 MESZ.
Bild: ESA & NASA / SOHO [Großansicht] |
Das Solar and Heliospheric Observatory (SOHO), das von der europäischen
Weltraumagentur ESA und der amerikanischen Weltraumbehörde NASA gemeinsam
betrieben wird, hat am vergangenen Donnerstag ein eindrucksvolles Bild eines
gewaltigen koronalen Lochs über dem Nordpol der Sonne gemacht.
Mit bloßem Auge sind solche koronalen Löcher nicht zu sehen, genauso wenig wie
normalerweise die Korona der Sonne selbst. Die Korona ist der sehr heiße äußere
Bereich der Sonnenatmosphäre und zeigt sich beispielsweise während einer totalen
Sonnenfinsternis als schwach leuchtender Kranz um die verdunkelte Sonne.
In anderen Wellenlängenbereichen lässt sich die Korona ständig beobachten und so
hat SOHO am Nachmittag des 18. Juli 2013 ein gewaltiges koronales Loch über dem
Nordpol der Sonne aufnehmen können. Es handelt sich dabei um Bereiche, die
kälter sind und eine geringere Plasmadichte haben als der Rest der Korona und
deswegen dunkler erscheinen.
Koronale Löcher sind nichts Ungewöhnliches, sind aber in bestimmten Phasen des
solaren Aktivitätszyklus häufiger als in anderen. Auch die Regionen, in denen
sie zu beobachten sind, ändern sich. Gegenwärtig steuert die Sonne auf das
Maximum ihrer Aktivität zu, das Experten für das Ende des Jahres erwarten. Die
Zahl der koronalen Löcher nimmt in dieser Phase in der Regel ab.
Während des solaren Maximums dreht sich das Magnetfeld der Sonne um und über den
Polen erscheinen anschließend neue koronale Löcher mit entgegengesetzter
magnetischer Ausrichtung. Sie nehmen dann in Größe und Anzahl zu und wandern in
der Zeit bis zum solaren Minimum auch in andere Bereiche der Sonne. In solchen
Phasen hat man bereits koronale Löcher beobachtet, die noch größer waren als das
jetzt von SOHO fotografierte Loch.
Koronale Löcher spielen eine nicht unbedeutende Rolle für unser Verständnis des
sogenannten Weltraumwetters. Sie dürften nämlich die Quelle für den schnellen
Sonnenwind sein, dessen Partikel sich bis zu dreimal schneller ins All
ausbreiten, als die des langsameren Sonnenwinds aus anderen Bereichen. Bislang
weiß man nicht, wie koronale Löcher entstehen. Sie scheinen aber immer in
Regionen aufzutauchen, in denen es offene Magnetfeldlinien gibt, die also nicht
in großen Bögen einen Punkt der Oberfläche mit einem anderen Punkt verbinden.
SOHO ist das dienstälteste Sonnenobservatorium im All. Der Satellit wurde im
Dezember 1995 gestartet und beobachtet seit Januar 1996 unser Zentralgestirn.
Dabei hat SOHO nicht nur interessante Beobachtungen der Sonne selbst gemacht,
sondern praktisch nebenbei auch zahlreiche Kometen entdeckt. Die Mission von
SOHO wurde inzwischen bis ins Jahr 2014 verlängert.
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