Ferne Sonne und die Sterne des Sommers
von
Stefan Deiters astronews.com
1. Juli 2013
Die Sterne des Sommers prägen den Abendhimmel im Juli. Die Planeten
hingegen machen sich etwas rar: Die Venus ist nur kurz am Abend, der Saturn nur in der
ersten Nachthälfte zu sehen, Jupiter und Mars erst nach Mitternacht - wenn
überhaupt. Wenige Tage nach Monatsbeginn erreicht die Erde den sonnenfernsten
Punkt ihrer Bahn.
Der Mond und Saturn (rechts) am Abend des 17. Juli 2013 im
Südwesten.
Bild: astronews.com / Stellarium |
Im Juli sollte endlich der Sommer eingekehrt sein - auch wenn die
Temperaturen in den vergangenen Tagen eher an einen kalten Frühling erinnert
haben. Zumindest für die Astronomen ist der Juli der erste komplette Monat des
Sommers. Die wärmste Jahreszeit hatte ja auf der Nordhalbkugel kalendarisch am 21. Juni
begonnen. Nicht nur Sternenfreunde dürfen daher in den kommenden Wochen auf ein
paar schöne laue Sommernächte - und natürlich auch auf ein paar sommerliche
Tage - hoffen.
Doch warum ist es eigentlich im Sommer wärmer als im Winter? Manche Menschen
sollen noch immer glauben, dass die sommerliche Wärme etwas mit dem Abstand der Sonne von der Erde
zu tun hat. Doch weit gefehlt: Die Erde ist im Juli auf ihrer Bahn um die Sonne
nämlich am weitesten von unserem Zentralgestirn entfernt. Am Morgen des
5. Juli befindet sie sich im so genannten Aphel, dem sonnenfernsten Punkt
ihrer Bahn. Der Abstand von der Sonne zur Erde beträgt dann 152 Millionen
Kilometer, im Januar waren es "nur" 147 Millionen Kilometer.
Die Entstehung der Jahreszeiten, das sei hier noch einmal kurz erwähnt, hat ausschließlich mit der Neigung der
Erdachse zu tun: Während eines Umlaufs um die Sonne bekommt dadurch einmal die
Nordhalbkugel und einmal die Südhalbkugel der Erde mehr Sonnenstrahlen ab. In unserem
Sommer ist die Nordhalbkugel der Sonne zugeneigt, auf der Südhalbkugel hingegen
herrscht Winter. Anders wäre es ja auch nicht zu erklären, dass in Australien
gerade Winter ist.
Passend zur Jahreszeit - und unabhängig von den Temperaturen draußen - sind am Himmel noch immer die typischen
Sommersternbilder prominent vertreten: Wega im Sternbild Leier, Deneb im
Sternbild Schwan und Altair im Adler bilden das so genannte
Sommerdreieck [Findkarte].
Doch auch der kommende Herbst kündigt sich mit dem Sternbild Pegasus
schon an. Ganz in der Nähe von Wega findet sich mit Epsilon Lyrae
ein bekanntes Vierfach-Sternsystem, von dem sich zwei Komponenten schon mit dem
Fernglas, alle vier mit einem kleinen Teleskop auflösen lassen. Epsilon Lyrae
ist rund 160 Lichtjahre von der Erde entfernt.
Ende Juli beginnen die Hundstage. Ihren Namen haben sie von
Sirius, der bei uns eher als Stern des Winterhimmels bekannt
ist. Von den alten Ägyptern aber wurde Sirius, der hellste Stern am Himmel nach
unserer Sonne, "Hundsstern" genannt und sein Erscheinen dort im Sommer - zusammen mit
der sommerlichen Hitze - ist verantwortlich für die noch immer gebräuchliche
Bezeichnung "Hundstage". Für die Ägypter war das Erscheinen des Sirius ein Warnsignal, das die bevorstehende Flut des Nils ankündigte.
Schaut man gegen Mitternacht Richtung Süd-Osten und befindet sich fernab
störender Lichter, kann man das helle Band der Milchstraße in seiner ganzen
Pracht bewundern. Mit einem Feldstecher ist diese Region am Himmel eine wahre
Fundgrube: Ein Sternhaufen und Nebel reiht sich hier an den nächsten. Oberhalb
des Sternbilds Schütze finden sich die wohl eindrucksvollsten Nebel des
nördlichen Sternenhimmels: Der Lagunen-Nebel (M8) und der etwas
nördlich davon gelegene Trifidnebel (M20) [Findkarte].
Der Lagunen-Nebel ist größer und heller als der Trifidnebel und rund 5.000
Lichtjahre von der Erde entfernt. Mit einem kleinen Teleskop erkennt man
bereits, dass der Nebel von einem dunklen Band aus Staub geteilt wird, das dem
Nebel seinen Namen gab. Der Trifidnebel ist rund 9.000 Lichtjahre von der Erde
entfernt und ist besonders durch ein eindrucksvolles Bild des
Hubble-Weltraumteleskops bekannt geworden. Es zeigte eine stellare Kinderstube
voller Sternenembryos, die von der intensiven Strahlung eines nahen Riesensterns
langsam aufgelöst wird (siehe
Bild des Tages vom 28.
April 2009).
Unter den Planeten ist unser Nachbar Venus am Abendhimmel zu
finden. Die Venus wandert im Laufe des Monats vom Sternbild Krebs in den Löwen,
ist aber derzeit kein sonderlich auffälliges Objekt. Unser anderer Nachbarplanet
Mars, der sich zuletzt - von der Erde aus betrachtet - hinter
der Sonne versteckt hatte, taucht zum Monatsende am Morgenhimmel auf und wandert
vom Sternbild Stier in die Zwillinge.
In den Zwillingen befindet sich auch der Gasriese Jupiter,
allerdings ist auch er erst in der zweiten Monatshälfte am morgendlichen Himmel
zu sehen. Am 22. Juli kommt es zu einer dichten Begegnung mit Mars. Vor allem in
der ersten Nachthälfte ist der zweitgrößte Planet des Sonnensystems, der
Ringplanet Saturn, zu beobachten. Er befindet sich im Sternbild
Jungfrau.
Zum Monatsende könnte auch der Meteorschauer der Delta Aquariden
sichtbar
sein, deren Ausstrahlungspunkt im Sternbild Wassermann liegt. Es handelt sich
aber um einen relativ unauffälligen Meteorstrom. Das Maximum wird für die ersten
Stunden des 28. Juli erwartet. Fast den ganzen Juli über sind die Alpha Capricorniden mit dem Ausstrahlungspunkt im Steinbock aktiv. Experten erwarten
aber nicht mehr als zehn Objekte pro Stunde im Maximum am 30. Juli.
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