ESA-Raumfrachter erreicht ISS
Redaktion
/ Pressemitteilung der ESA astronews.com
17. Juni 2013
Der europäische Raumfrachter Albert
Einstein hat am Sonnabend die Internationale Raumstation ISS erreicht und
selbstständig an die Raumstation angedockt. Das bislang schwerste von der ESA
gestartete Raumschiff brachte nicht nur wichtige Versorgungsgüter in den Orbit,
sondern wird bis zum Herbst auch den Wohnraum der ISS erweitern.

Das ATV-4 bei
der automatischen Annäherung an die ISS.
Bild: ESA |
Das auf den Namen "Albert Einstein" getaufte vierte Automatische
Transferfahrzeug (ATV) der ESA hat nach einem reibungslosen Anflugmanöver am
Sonnabend, dem 15. Juni um 16.07 Uhr MESZ an der Internationalen Raumstation
(ISS) angedockt und ist nun mit der Station verbunden. "Ein Hoch auf Europa, die
ESA und das ATV!", freute sich ESA-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain im
Anschluss an das Andockmanöver.
"Mit nunmehr dem vierten ATV zur Unterstützung der Raumstation und ihrer
Versorgung mit wichtigem Nachschub und wissenschaftlichen Experimenten erweist
sich die ESA einmal mehr als verlässlicher Partner bei dem internationalen
Außenposten im All, der als Grundlage für die Entwicklung der Zukunft dienen
kann," so der ESA-Chef weiter.
Das mit einer Masse von 20 Tonnen bisher schwerste von Europa gestartete
Raumfahrzeug hat nach autonomem Flug und zentimetergenauer Annäherung
selbstständig an dem 420 Tonnen schweren Orbitalkomplex angedockt, während beide
mit einer Geschwindigkeit von 28.000 Kilometern pro Stunde um die Erde rasten.
"Ein so sanfter Kontakt zwischen einem Raumfahrzeug von der Größe eines
Doppeldeckerbusses und einer 20-mal so großen Station ist eine außergewöhnliche
Leistung, die die eindrucksvolle Steuerungskapazität dieses von unserer
Industrie unter der Leitung der ESA entwickelten europäischen Weltraumsystems
veranschaulicht", erklärte Thomas Reiter, der Direktor der ESA für bemannte
Raumfahrt und Betrieb, und fügte hinzu: „Diese beeindruckenden technologischen
Kapazitäten werden im Versorgungsmodul des künftigen Orion-Mannschaftsfahrzeugs
der NASA fortbestehen."
Die Anflug- und Andockmanöver wurden unter aufmerksamer Beobachtung der
Flugkontrolleure der ESA und der französischen Raumfahrtagentur CNES im
ATV-Kontrollzentrum in Toulouse sowie von Luca Parmitano und seinen
Mannschaftskameraden an Bord der ISS von den Bordrechnern des ATV autonom
gesteuert.
Wie seine Vorgänger erfüllt auch das ATV‑4 verschiedenartige Aufgaben: Es
dient als Weltraumantrieb, Tanker, Frachter und Wohnmodul. Als Weltraumantrieb
ist es mit 2.580 Kilogramm Treibstoff beladen, um dem durch die Reibung der
Atmosphäre bedingten natürlichen Absinken der Raumstation entgegenzuwirken und
sie wieder auf eine höhere Bahn zu heben oder Manöver zum Ausweichen vor
potenziell gefährlichen Weltraumtrümmern durchzuführen. Bei der Annäherung
anderer Raumfahrzeuge übernimmt das ATV auch Lageregelungsfunktionen.
Als orbitaler Tanker führt das ATV‑4 weitere 860 Kilogramm Treibstoff, 100
Kilogramm Sauerstoff und Luft sowie 570 Kilogramm Trinkwasser mit sich, die in
die verschiedenen Tanks der ISS gepumpt werden. Darüber hinaus hat es als
Weltraumfrachter mehr als 1.400 in 141 Behältern verstaute Gegenstände an Bord,
darunter 2.480 Kilogramm Trockenfracht, etwa wissenschaftliches Gerät,
Ersatzteile, Nahrung und Kleidung für die Astronauten.
Während der vier Monate, die das ATV an die Raumstation angedockt sein wird,
bietet es mit seinem Volumen von 45 Kubikmetern der Mannschaft vorübergehend
einen zusätzlichen Aufenthaltsraum. Bereits bei vorangegangenen Missionen wurde
das ATV von den Astronauten als das ruhigste von allen Raumstationsmodulen
gelobt und stellte somit einen bevorzugten Arbeitsplatz dar. Am Ende seiner
Mission, das zurzeit für den 28. Oktober geplant ist, wird das mit Müll beladene
ATV‑4 wieder von der ISS abgetrennt und am darauffolgenden Tag in Richtung Erde
gelenkt, um beim Wiedereintritt in die Atmosphäre über dem Südpazifik gefahrlos
zu verglühen.
|