Verborgener Ozean auch auf Saturnmond Dione?
von Stefan Deiters astronews.com
30. Mai 2013
Aus der Ferne betrachtet wirkt der Saturnmond Dione wie eine
kalte, unveränderliche Welt. Doch auf Aufnahmen eines 800 Kilometer langen
Gebirgszugs, die die Sonde Cassini während eines Vorüberflugs gemacht
hat, fanden Wissenschaftler jetzt weitere Hinweise darauf, dass das nicht immer
so gewesen sein muss. Dione könnte sogar noch heute aktiv sein und über einen
unterirdischen Ozean verfügen.

Blick auf den
Saturnmond Dione. Der Gebirgszug Janiculum Dorsa
ist unten links neben der Grenze zwischen Tag und
Nacht zu sehen.
Bild: NASA/JPL/Space Science Institute |
"Es zeichnet sich immer deutlicher ein Bild ab, nachdem Dione eine Art
Fossil der Aktivität des Mondes Enceladus mit seinen Geysiren sein könnte oder
sogar eine schwächere Kopie von Enceladus", meint Bonnie Buratti vom Jet
Propulsion Laboratory der NASA, die eine Arbeitsgruppe des Cassini-Teams
leitet, die mit der Untersuchung der Eismonde des Ringplaneten beschäftigt ist.
"Es könnte sich sogar herausstellen, dass es da draußen deutlich mehr aktive
Welten mit Wasser gibt, als wir früher einmal gedacht haben."
Dieses Wasser würde sich dabei natürlich nicht auf der Oberfläche der jeweiligen
Monde befinden, sondern im Inneren, in einem unter der Eisdecke versteckten
Ozean. Einen solchen vermutet man beispielsweise im Inneren des Saturntrabanten
Enceladus, der eindrucksvolle Fontänen aus seiner Südpolarregion ins All
schleudert, oder auch auf dem Jupitermond Europa. Die neuen Beobachtungen
liefern nun weitere Indizien dafür, dass auch der einst als langweilig
empfundene Eismond Dione zu dieser Gruppe gehört. Dione hat einen Durchmesser
von 1.122 Kilometern.
Die Hinweise auf eine mögliche Aktivität von Dione stammen von Daten der
Saturnsonde Cassini, die seit 2004 den Ringplaneten und das System
seiner Monde untersucht (astronews.com berichtete). So
wurde mit dem Magnetometer der Sonde ein schwacher Partikelstrom entdeckt, der
von dem Mond zu kommen scheint. Bilder der Oberfläche von Dione lieferten zudem
Hinweise auf eine flüssige oder matschige Schicht im Untergrund. Auch wurden auf
dem Mond Frakturen entdeckt, die denen auf Enceladus ähnlich sind.
Die jüngsten Hinweise lieferte die Untersuchung einer 800 Kilometer langen
Bergkette namens Janiculum Dorsa, die sich zwischen einem und zwei Kilometer
über die Oberfläche erhebt. Die Kruste des Mondes scheint sich durch dieses
Gebirgsmassiv um bis zu einem halben Kilometer gesenkt zu haben. "Die Verbiegung
der Kruste unter Janiculum Dorsa deutet darauf hin, dass die Eiskruste warm
war", erklärt Noah Hammond von der Brown University. "Die beste
Möglichkeit, diese Wärme zu bekommen, ist die Existenz eines Ozeans im
Untergrund als dieser Gebirgszug entstand".
Der Mond wird bei einem Umlauf um den Planeten durch die Gezeitenkräfte
gestaucht und gestreckt, wodurch Wärme entsteht. Wenn sich jedoch, so Hammond,
die äußere Eiskruste unabhängig vom Kern des Mondes bewegen kann, würde die
Gravitationswirkung des Saturn praktisch verstärkt und es könnte zehn Mal mehr
Wärme entstehen. Alternativen, wie einen lokalen "Hotspot" oder starke
Schwankungen der Umlaufbahn des Mondes, erschienen hingegen eher
unwahrscheinlich.
Forscher versuchen noch immer herauszufinden, warum Enceladus im Gegensatz zu
Dione eine so eindrucksvolle Aktivität entwickeln konnte. Möglich wäre etwa,
dass die Gezeitenkräfte im Fall von Enceladus stärker waren oder ein höherer
Anteil von radioaktiven Elementen im Gesteinskern des Mondes zu einer größeren
Wärmeabstrahlung führten.
Auf jeden Fall, so die Forscher, wären die neuen Entdeckungen auf Dione ein Indiz
dafür, dass Ozeane unter der Oberfläche von Monden deutlich häufiger sind als
lange angenommen. Dies würde die einst als langweilig geltenden Eismonde der
Riesenplaneten noch interessanter machen.
|