Faszinierendes Band aus Gas und Staub
von Stefan Deiters astronews.com
15. Mai 2013
Die europäische Südsternwarte ESO hat heute ein neues Bild
eines gewaltigen Bandes aus Gas und Staub in der Orion-Molekülwolke
veröffentlicht. Was auf der Aufnahme wie ein feuriger Streifen aussieht,
leuchtet in Wirklichkeit so schwach, dass die Strahlung für das menschliche Auge
unsichtbar ist. Im Submillimeterbereich ist dies allerdings anders.

Blick in die Orion-Molekülwolke mit LABOCA.
Bild: ESO /
Digitized Sky Survey 2 [Großansicht] |
Sterne entstehen aus und in gewaltigen Wolken aus Gas und Staub. Für
Astronomen ist dies ein Problem, da der Staub die direkte Beobachtung
dieser stellaren Kinderstuben verhindert - zumindest im sichtbaren Bereich des
Lichts. Der kalte interstellare Staub gibt aber auch selbst Strahlung ab,
allerdings nicht in Wellenlängenbereichen, die mit bloßem Auge zu sehen
wären.
Die Staubkörner leuchten, dank ihrer Temperatur von einigen zehn Grad über
dem absoluten Nullpunkt, in deutlich längeren Wellenlängen und lassen sich
beispielsweise im Submillimeterbereich beobachten. Die Kamera LABOCA am Atacama
Pathfinder Experiment (APEX) ist auf solche Beobachtungen spezialisiert. APEX
ist ein Radioteleskop in der chilenischen Atacamawüste und wurde ursprünglich
errichtet, um Technologien für den Teleskopverbund ALMA zu testen.
Die neue, heute von der europäischen Südsternwarte ESO veröffentlichte
Aufnahme von APEX zeigt einen Teilbereich einer gewaltigen Gaswolke im Sternbild
Orion, die als Orion-Molekülwolke bekannt ist. Hier finden sich zahlreiche
Nebel, heiße junge Sterne und dunkle Staubwolken. Die mehrere Hundert Lichtjahre
durchmessende Region liegt rund 1.350 Lichtjahre entfernt im Sternbild Orion.
Auf dem Bild ist die Strahlung des kalten Staubs im Submillimeterbereich in
orange zu sehen. Den Hintergrund bildet eine Aufnahme der Region, die im vertrauten
sichtbaren Wellenlängenbereich gemacht wurde.
Auffällig ist - am oberen rechten Rand der Aufnahme - ein extrem heller
Bereich.
Hierbei handelt es sich um den berühmten Orionnebel, der auch unter der
Bezeichnung Messier 42 bekannt ist. Er lässt sich sogar mit bloßem Auge im
sogenannten "Schwert" des Himmelsjägers Orion ausmachen. Der Orionnebel ist der
hellste Teil eines gewaltigen Sternentstehungsgebietes.
Die staubigen Filamente auf dem Bild entstehen durch ganz verschiedene
Prozesse: So kann es in Teilbereichen der Staubwolken zu einem gravitativen
Kollaps kommen oder sie können durch heftige stellare Winde
durcheinandergewirbelt werden. Besonders junge Sterne blasen oft starke Ströme
aus Gas in ihre Umgebung und sorgen damit teils für faszinierende Strukturen in
den Gas- und Staubwolken der Nachbarschaft.
Mithilfe der APEX-Daten und Beobachtungen des europäischen
Infrarot-Weltraumteleskops Herschel haben Astronomen im Orion auch nach
Protosternen gesucht, also nach Objekten, die noch dabei sind, zu einem
richtigen Stern zu werden. 15 solcher Objekte konnten die Wissenschaftler
aufspüren (astronews.com berichtete), darunter einige der jüngsten Protosterne,
die bislang entdeckt wurden.
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