Einfangmission für kleinen Asteroiden geplant
von Stefan Deiters astronews.com
11. April 2013
Im gestern von der Obama-Administration vorgestellten
Haushaltsentwurf für das Fiskaljahr 2014 sind insgesamt 17,7 Milliarden US-Dollar für
die Arbeit der Weltraumbehörde NASA vorgesehen. Ein kleiner Teil davon soll für
die Vorbereitung einer spektakulären Mission verwendet werden: Die NASA will
einen Asteroiden einfangen, in Erdnähe bringen und dann von Astronauten
untersuchen lassen.

So stellt sich
die NASA das Einfangen eines Asteroiden vor.
Bild: NASA [Video] |
Insgesamt 17,7 Milliarden US-Dollar sind im gestern vorgestellten
Haushaltsentwurf der Obama-Regierung für das Fiskaljahr 2014 für die Arbeit der
amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA vorgesehen. In dem Entwurf werden fünf
Milliarden Dollar für Wissenschaftsprojekte veranschlagt, davon allein 658
Millionen Dollar für den Hubble-Nachfolger, das James Webb Space
Telescope. 1,2 Milliarden Dollar sind für die Erforschung von Planeten
vorgesehen, wie etwa die Entwicklung eines Nachfolgers für den Marsrover
Curiosity. Drei Milliarden sollen in den Betrieb der Internationalen
Raumstation ISS fließen, 822 Millionen Dollar in die weitere Entwicklung der
kommerziellen bemannten Raumfahrt zur Versorgung der ISS.
Der wohl spektakulärste Posten in dem neuen NASA-Budgetentwurf nimmt sich 2014
noch recht bescheiden aus: 105 Millionen Dollar sollen für die ersten Arbeiten
an einer Mission bereitgestellt werden, die es so noch nicht gegeben hat: Die
NASA plant einen kleinen, wenige Meter durchmessenden Asteroiden einzufangen und
in einen weiten Erdorbit zu bringen. Hier soll er als Ziel für bemannte
Missionen dienen, die daran beispielsweise die Gewinnung von Probenmaterial
testen können.
"Wir wollen die erste Mission entwickeln, mit der ein Asteroid entdeckt,
eingefangen und versetzt wird", unterstrich NASA-Administrator Charles Bolden
gestern bei der Vorstellung des Haushaltsentwurfs. "Diese Mission stellt eine
einmalige technologische Herausforderung dar, die zu neuen wissenschaftlichen
Entdeckungen und zur Entwicklung neuer Technologien führen wird, mit denen wir
unseren Heimatplaneten beschützen können." Nach Boldens Worten würde sich mit
dieser Mission auch eine Zielvorgabe des Präsidenten erfüllen lassen - nämlich
eine bemannte Mission zu einem Asteroiden bis zum Jahr 2025.
Die NASA will dabei teils auf Technologien setzen, die bereits entwickelt
werden: So soll das neue NASA-Raumschiff Orion für die Mission
verwendet werden und auch die neue Schwerlast-Trägerrakete zum Einsatz kommen.
Allerdings müsste man beispielsweise noch deutlich bessere Verfahren zur
Entdeckung von Asteroiden entwickeln. Nach den Vorstellungen der NASA-Experten
könnte dann Ende des Jahrzehnts eine robotische Raumsonde zu einem geeigneten
Asteroiden geschickt werden.
Hat die Raumsonde den Asteroiden erreicht, soll sich eine schlauchartige
Struktur entfalten und die Sonde so manövriert werden, dass der Asteroid in
diesen Schlauch gerät und schließlich darin fixiert wird. Nun kann die Sonde mit
ihren Triebwerken die Bahn des Asteroiden beeinflussen und ihn schließlich in
einen weiten Orbit um die Erde manövrieren. Sollte dabei etwas schief gehen,
wäre das keine Katastrophe, da der Asteroid noch so klein ist, dass er in der
Erdatmosphäre vollständig verglühen würde.
Gelingt aber das Manöver, könnte der Brocken dann Anfang des kommenden
Jahrzehnts von Astronauten mit dem neuen Orion-Raumschiff besucht
werden. Das Raumschiff wird derzeit für Missionen außerhalb des niedrigen
Erdorbits entwickelt. Ein erster bemannter Start von Orion mit der
Schwerlast-Trägerrakete ist gegenwärtig für 2021 geplant.
Ob Orion im Anschluss jedoch tatsächlich zu einem eingefangenen
Asteroiden starten kann, ist alles andere als sicher: Die für 2014 eingeplanten
Mittel stellen nur einen Bruchteil der Gesamtkosten der Mission dar, die auf
etwa 2,5 Milliarden US-Dollar geschätzt werden. Ob die Mission also mögliche
künftige Haushaltkürzungen übersteht oder Mittel auch angesichts knapper
werdender Kassen dafür weiterhin bereitgestellt werden, bleibt abzuwarten.
Den denkbaren Ablauf der Mission hat die NASA auch in einem kurzen
Video dargestellt.
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