Neues Experiment geht unter die Haut
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
2. April 2013
Am Donnerstag startete eine neue Besatzung zur
Internationalen Raumstation ISS und erreichte bereits nach wenigen Stunden ihr
Ziel. Mit an Bord der Sojus-Kapsel war auch ein Experiment, mit dem die
Haut der Astronauten genauer untersucht werden soll. Die Wissenschaftler
erhoffen sich davon auch neue Hinweise auf die Wirkung von Anti-Aging-Produkten.
Start der russischen Sojus-Rakete am
28. März 2013 zur ISS.
Foto: NASA/Carla Cioffi |
Unsere Haut hat viele Aufgaben: Sie reguliert unter anderem den Wasser- und
Temperaturhaushalt unseres Körpers, verhindert das Eindringen von
Krankheitserregen, schützt vor UV-Strahlung und dient als Sinnesorgan. Doch wie
reagiert sie auf die rauen Bedingungen des Weltraums? Dieser Frage gehen
Wissenschaftler in dem vom Raumfahrtmanagement des Deutschen Zentrums für Luft-
und Raumfahrt (DLR) geförderten Experiment "SKIN B" nach.
Das Experiment ist am 28. März 2013 um 21.43 Uhr MEZ zusammen mit den
Astronauten der ISS-Expedition 35 an Bord einer Sojus-Rakete
vom russischen Weltraumbahnhof in Baikonur zur Internationalen Raumstation
gestartet und am 29. März um 03.28 Uhr MEZ an der Raumstation angekommen. Mit
einer neuen Technik war die Sojus bis zur Ankunft an der ISS weniger
als sechs Stunden, nämlich nur vier Erdorbits, unterwegs. Nach dem Andocken
betraten die neuen Crewmitglieder bereits um 5.35 Uhr am Freitag das russische
Poisk-Modul. Bislang hatten immer zwei Tage zwischen dem Start eines
bemannten Raumschiff und seiner Ankunft bei der ISS gelegen.
Das Experiment SKIN B soll ab Juni im europäischen Raumlabor Columbus
auf der ISS zum Einsatz kommen und den Einfluss des Weltraums auf den Zustand
der Haut genauer untersuchen. Neben anderen soll der italienische ESA-Astronaut
Luca Parmitano, der im Mai mit der Expedition 36 zur ISS fliegt, mit
SKIN B arbeiten. Denn trockene oder schuppige Haut und Juckreiz belasten - nach
Kopfschmerzen und Gleichgewichtsstörungen - die Astronauten im Weltraum
besonders: "Studien der amerikanischen Weltraumbehörde NASA zeigen, dass
Hautprobleme vorne auf der Rangliste gesundheitlicher Probleme im All stehen.
Dazu zählen auch Verzögerungen bei der Wundheilung und allergische Reaktionen
auf Materialien. Allerdings wurden diese Veränderungen bislang noch nicht
systematisch untersucht", berichtet Katrin Stang, SKIN B-Projektleiterin im DLR
Raumfahrtmanagement.
Das Experiment schließt an "SkinCare" an, das der deutsche Astronaut Thomas
Reiter bei seiner Astrolab-Mission 2006 auf der Raumstation
durchgeführt hat. "Es zielt darauf ab, die 2006 gemessenen Veränderungen zu
bestätigen und mit mindestens drei, maximal fünf Probanden zu überprüfen",
erklärt Stang. Prof. Ulrike Heinrich von der Universität Witten-Herdecke leitet
das wissenschaftliche Experiment und ergänzt: "Die Haut wird dabei nicht alleine
im Mittelpunkt stehen, sondern auch stellvertretend für alle mit Epithel- und
Bindegewebe ausgekleideten Organe betrachtet. Denn Hautveränderungen können auch
frühzeitig auf andere, systemische Krankheiten hinweisen."
Bei SKIN B wird die Haut auf der Innenseite des Unterarms der Astronauten bis
zu acht Mal während des ISS-Aufenthaltes und zusätzlich vor und nach dem Flug
ins All untersucht. "Mit speziellen Instrumenten prüfen wir den Feuchtegehalt
und den Wasserverlust der Haut. Eine kleine Kamera dokumentiert die
Veränderungen der Hautoberfläche", fasst Stang zusammen.
Zusätzlich messen die Wissenschaftler der Uni Witten-Herdecke vor und nach
dem Flug die kapillare Hautdurchblutung, die so genannte Mikrozirkulation, sowie
die Tiefenstruktur der Haut und ihre Elastizität. Die Ergebnisse aus dem
Pilotexperiment SkinCare haben gezeigt, dass sich die Haut der
Astronauten während eines sechsmonatigen Aufenthalts auf der ISS ähnlich
verändert wie während des Alterungsprozesses bei Menschen auf der Erde. Die
Oberflächenstruktur, die so genannte Hautfelderung, wird gröber, die Elastizität
nimmt ab und verschiedene Hautschichten - Hornschicht, Oberhaut und Lederhaut -
altern ebenfalls. Diese Veränderungen scheinen jedoch reversibel zu sein, denn
nach einem Jahr hatte sich der Zustand der Haut wieder normalisiert.
Die Wissenschaftler hoffen auch, mit SKIN B Rückschlüsse auf die
Veränderungen von Blutgefäßen und somit über die physische Belastung der inneren
und äußeren Organe in der Schwerelosigkeit zu ziehen. "Sollten sich die
SkinCare-Ergebnisse bestätigen, könnte an Bord der Raumstation der
Alterungsprozess der Haut studiert und die Wirkung von 'Anti-Aging'-Wirkstoffen
gewissermaßen im Zeitraffer getestet werden", hofft Stang.
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