Saturn in Opposition und eine winzige Finsternis
von
Stefan Deiters astronews.com
1. April 2013
Zumindest am nächtlichen Himmel ist nun der Winter endgültig
zu Ende: Die Sternbilder des Frühlings haben hier nämlich das Regiment
übernommen. Saturn erreicht Ende April seine Oppositionsstellung zur Sonne, in
der ersten Nachthälfte dominiert aber weiter der Jupiter. Der Komet Pan-STARRS
ist meist nur noch mit dem Fernglas zu sehen und am 25. April 2013 kommt es zu
einer winzigen partiellen Mondfinsternis.

Blick nach Süden gegen Mitternacht Ende April. Der Saturn
erreicht seine Oppositionsstellung.
Bild: astronews.com / Stellarium |
Während die Temperaturen weiterhin eher an den Winter erinnern, werden alle
die, die sich in der Nacht trotzdem nach draußen trauen, zumindest mit einem
frühlingshaften Nachthimmel entschädigt. Die
Wintersternbilder, die uns während der letzten Monate begleitet haben, wurden
nämlich inzwischen von den Frühlingskonstellationen verdrängt.
Das markante
Frühlingsdreieck [Findkarte],
das aus den Sternen Arktur im Sternbild Bootes, Spica im
Sternbild Jungfrau und Regulus im Löwen besteht, ist schön am Himmel zu
beobachten. Und - man glaubt es kaum - sogar der Sommer ist schon zu sehen: Im (Nord-)Osten
erscheint das sogenannte Sommerdreieck [Findkarte],
das aus den Sternen Deneb im Sternbild Schwan, Wega in der Leier und Altair im
Adler besteht.
Blickt man abends nach Südwesten, kann man dort das Sternbild Krebs
beobachten. Darin findet sich
der Sternhaufen Praesepe (M44), die Krippe [Findkarte].
Diese Ansammlung von Sternen wird im englischsprachigen Raum auch
Bienenkorb-Haufen (Beehive-Cluster) genannt und ist schon mit bloßem Auge als
verschwommener Fleck am dunklen Nachthimmel auszumachen. Der Sternhaufen hat
eine Ausdehnung am Himmel, die etwas größer ist als der Vollmond und ist einer
der uns am nächsten gelegenen und größten offenen Sternhaufen.
Da Praesepe schon mit bloßem Auge erkennbar ist, gehört er zu den
wenigen Sternhaufen, die schon von Gelehrten im Altertum beschrieben wurden. So
soll der griechische Astronom Hipparch über den Haufen als "Kleine Wolke"
berichtet haben. Um was es sich bei dieser Wolke wirklich handelte, fand erst
Galileo Galilei heraus, der Praesepe 1610 mit seinem Teleskop genauer
beobachtete: Er zählte insgesamt 36 Sterne in dem Haufen.
Mit heutigen
Amateurteleskopen sollten bis zu 150 Sterne zu sehen sein. Man schätzt, dass der
Haufen rund 400 Sterne enthält. Er ist rund 500 Lichtjahre von der Erde entfernt
und etwa 400 Millionen Jahre alt. Etwas südlich von Praesepe befindet sich mit
M67 ein weiterer Sternhaufen, der allerdings nur mit dem Fernglas zu sehen ist.
Er enthält viele Hundert Sterne und ist der älteste Sternhaufen unserer
Milchstraße.
Die Konstellation, die bei uns Großer Wagen genannt wird, heißt in anderen
Ländern Big Dipper, also "Große Schöpfkelle". Der Grund hierfür ist, wenn man
den Großen Wagen betrachtet, recht einleuchtend - genauso wie der im
englischsprachigen Raum geläufige Merksatz: Wenn man ein Loch in den Boden der
Kelle des "Big Dippers" macht, spritzt die Milch dem Löwen auf den Rücken.
Gemeint ist hiermit natürlich das Sternbild Löwe [Findkarte],
das sich auf diese Weise leicht am Nachthimmel finden lässt und zu den typischen
Frühlingssternbildern zählt.
Charakteristisch für das Sternbild Löwe ist seine Mähne, die andere auch als
verdrehtes Fragezeichen ansehen. Der Punkt dieses Fragezeichens wäre dann
Regulus, der Hauptstern des Sternbilds. Regulus ist in dieser Region des Himmels
mit Abstand der hellste Stern. Am gesamten Sternenhimmel nimmt er in Sachen
Helligkeit den 18. Rang ein. Obwohl Regulus gern als Frühlingsstern bezeichnet
wird, ist er zu jeder Jahreszeit zu sehen. Im Frühling allerdings scheint er am
höchsten am Himmel zu stehen.
Bei den mit bloßem Auge sichtbaren Planeten ist Jupiter noch
immer das hellste Objekt am abendlichen Himmel. Der Gasriese
befindet sich im Sternbild Stier, beschränkt seine Sichtbarkeit aber nun auf die
erste Nachthälfte, geht also bereits vor Mitternacht unter. Das sieht bei Saturn
anders aus: Der Ringplanet im Sternbild Waage erreicht am 28. April seine
Oppositionsstellung und damit seine größte Helligkeit. Der Planet ist die ganze
Nacht über zu sehen. Bei einer Opposition steht ein Planet genau der Sonne
gegenüber, Sonne, Erde und Saturn liegen also ungefähr auf einer Linie.
Nicht sichtbar hingegen sind unsere beiden Nachbarplaneten Venus
und Mars. Mars befindet sich im April in Konjunktion zur Sonne,
steht also - von der Erde aus betrachtet - genau hinter unserem Zentralgestirn.
Er ist somit nicht nur nicht zu beobachten, sondern auch die Kommunikation mit
den Sonden auf dem Planeten ist durch diese Stellung beeinträchtigt. Der
Marsrover Curiosity wird deswegen für einige Wochen keine Befehle von
der Erde erhalten. Die Opposition beziehungsweise Konjunktion von Saturn und
Mars ist auch schön auf unserer Grafik
Das
Sonnensystem im April 2013 zu erkennen.
Auch Sternschnuppenfreunde könnten im April auf ihre Kosten kommen: Um den
12. April haben die Virginiden ihr Maximum, doch ist der Höhepunkt dieses
Sternschnuppenstromes mit dem Ausstrahlungspunkt im Sternbild Jungfrau nicht
sonderlich ausgeprägt. Die Lyriden, mit Ausstrahlungspunkt im Sternbild Leier,
sind zwischen dem 16. und 25. April aktiv. Ihr Maximum wird für den Morgen des 22. April
erwartet. Obwohl man auch hier kein sehr ausgeprägtes Maximum erwartet, haben
die Lyriden die Astronomen in vergangenen Jahren schon mehrfach überrascht. Die Lyriden
gehen auf den Kometen C/1861 G1 Thatcher zurück.
Der Komet Pan-STARRS versteckte sich für die meisten
Beobachter im März hinter dichten Wolkendecken. Anfang April dürfte der Komet
nur noch unter optimalen Bedingungen mit bloßem Auge zu sehen sein, mit dem
Fernglas lässt er sich aber noch immer gut beobachten. Er wird bald sogar die
ganze Nacht über zu sehen sein . Er bewegt sich vom Sternbild Andromeda ins
Sternbild Kassiopeia und in Richtung des nördlichen Himmelspols.
Und noch eine Besonderheit hat der April zu bieten: Ein partielle
Mondfinsternis, die allerdings kaum zu sehen ist. Am Abend des 25.
April 2013 wird unser Mond ab 21.54 Uhr MESZ für gerade einmal knapp 27 Minuten
teilweise verdunkelt werden. Verdunkelt allerdings ist schon fast das falsche
Wort: Die meisten Menschen dürften die Finsternis gar nicht bemerken, da nur ein
winziger Teil des Mondes durch den Kernschatten der Erde verdeckt wird.
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