Kratervielfalt in Amenthes Planum
von Stefan Deiters astronews.com
19. Februar 2013
Die europäische Weltraumagentur ESA hat in der vergangenen
Woche eine neue Aufnahme ihrer Marssonde Mars Express veröffentlicht.
Sie zeigt einen Teil der Region Amenthes Planum des roten Planeten. Schmelzendes
Eis im Untergrund hat hier zu einer Reihe von interessanten Strukturen geführt.
Auch unterschiedliche Krater sind zu erkennen.
Der Blick von
Mars Express auf einen Teil der Region Amenthes
Planum.
Bild: ESA/DLR/FU Berlin (G. Neukum)
[Gesamtansicht] |
Die jetzt veröffentliche Aufnahme der High Resolution Stereo Camera
(HRSC) an Bord der europäischen Sonde Mars Express entstand am 13. Januar 2013
und zeigt den südöstlichen Teil der Region Amenthes Planum des roten Planeten.
Der Bereich liegt in der Nähe des Kraters Palos und der
Mündung des bekannten, gewundenen Tals Tinto Vallis.
Am unteren Rand der Aufnahme ist mittig ein kürzeres und breiteres Tal zu sehen,
das von einer Reihe von Zuflüssen gespeist wird und schließlich, wie das Tinto
Vallis, im Palos-Krater endet, der sich gerade außerhalb des Bildes
befindet. Tinto Vallis hat eine Länge von 190 Kilometern, ist nach dem
spanischen Fluss Rio Tinto benannt und entstand vermutlich vor 3,7 Milliarden
Jahren in der Frühgeschichte des Mars.
Die zahlreichen kürzeren Täler auf der Aufnahme haben sich nach Ansicht der
Wissenschaftler durch vulkanische Aktivität gebildet. Diese führte zum Schmelzen
von Eis im Untergrund, so dass Wasser durch Quellen und Sickerwasser an die
Oberfläche des Planeten gelangte. Geschieht dies allerdings an einem Abhang,
wird dadurch der Boden darüber instabil und rutscht ab. Mit der Zeit können so
steile U-förmige Täler entstehen. Geologen bezeichnen diese Form von
Erosionsstrukturen mit dem englischen Fachbegriff "sapping valleys".
Ins Auge fällt auch ein vergleichsweise tiefer und rund 35 Kilometer
durchmessender Krater in der linken Bildhälfte der Gesamtansicht. Hier lassen sich eindrucksvolle
Hangrutsche erkennen, insbesondere auf der schon etwas zerklüftet erscheinenden
linken, südlichen Seite. Dieser Krater überlagert weitere Krater, was
zeigt, dass er der jüngste einer ganzen Reihe von Kratern ist.
Der größte dieser älteren Krater hat einen Durchmesser von 100 Kilometern und
dominiert die gesamte obere linke Bildhälfte der Gesamtansicht. Sein westlicher Rand reicht sogar
aus dem Bild hinaus. Der Boden des großen Kraters erscheint chaotisch. Es sind
zahlreiche Strukturen zu erkennen, wie Tafelberge und kleinere Spitzkuppen. Auch
sie könnten durch das Verschwinden von Wassereis im Untergrund und den dadurch
verursachten Kollaps von nicht so stabilem Material entstanden sein. Nur die
heute sichtbaren Restberge aus erosionsbeständigerem Material blieben zurück.
Am rechten, nördlichen Rand des Gesamtbilds sind außerdem zahlreiche kleinere Krater
mit einem auffällig ebenen Boden auszumachen. Sie dürften mit Sedimenten
aufgefüllt worden sein. Bei den dunklen Regionen auf dem Bild, handelt es sich
um Bereiche, in denen sich basaltische Sände und Staub abgesetzt haben, die
durch Wind dorthin gelangt sind.
Das Kameraexperiment HRSC auf der Mission Mars Express der europäischen
Weltraumagentur ESA wird von Prof. Dr. Gerhard Neukum von der Freien
Universität Berlin geleitet. Dieser hat auch die technische Konzeption der
hochauflösenden Stereokamera entworfen. Insgesamt besteht das Team aus 40
Wissenschaftlern, die aus 33 Instituten aus insgesamt zehn Nationen stammen.
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