Letzte Warnung vor dem Einschlag
von Stefan Deiters astronews.com
18. Februar 2013
Astronomen der University of Hawaii entwickeln
gerade ein System, mit dem auch kleinere Asteroiden auf Kollisionskurs mit der
Erde noch rechtzeitig genug entdeckt werden sollen, um eine geordnete
Evakuierung von Städten oder ganzen Regionen zu ermöglichen. Das ATLAS genannte
System soll Ende 2015 vollständig einsatzbereit sein.
Die Erde wird
regelmäßig von Asteroiden getroffen.
Bild: NASA/JPL-Caltech |
Der nahe Vorüberflug des rund 45 Meter durchmessenden Asteroiden 2012 DA14 an
der Erde am Freitag vergangener Woche und die Explosion eines etwa 17 Meter
großen Brockens über der russischen Stadt Tscheljabinsk am Morgen des gleichen
Tages hat eines deutlich gemacht: Trotz unserer technologisch hochentwickelten
Zivilisation sind wir Gefahren aus dem All bislang fast genauso hilflos
ausgeliefert wie unsere Vorfahren. Kleinere Asteroiden werden oft erst entdeckt,
wenn sie die Erde bereits passiert haben. Und hätte der Asteroid 2012 DA14 am
vergangenen Freitag Tscheljabinsk getroffen, wäre von der Stadt heute nichts
mehr übrig.
Mit Unterstützung der amerikanischen Weltraumbehörde NASA entwickeln deswegen
Astronomen der University of Hawaii ein System, das gefährliche
Asteroiden noch kurz vor ihrem Auftreffen auf der Erde entdecken soll. Das
System wird den Nachthimmel zweimal pro Nacht mit bis zu acht kleinen Teleskopen
abtasten, die an zwei verschiedenen Stellen auf Hawaii aufgestellt werden
sollen. Um sich bewegende schwache Lichtpunkte aufzuspüren, werden sie mit
empfindlichen Kameras ausgestattet sein, die das Licht eines Streichholzes in
New York noch aus dem über 4.000 Kilometer entfernten San Francisco erkennen
könnten. Einsatzbereit soll das System Ende 2015 sein.
Mit dem Asteroid Terrestrial-Impact Last Alert System (ATLAS) genannten
System soll ein Asteroid auf Erdkurs mit dem Durchmesser von 2012 DA14, dessen
Einschlag eine Stadt komplett auslöschen könnte, mindestens eine Woche vor dem
Einschlag entdeckt werden können. Bei einem dreimal so großen Brocken, der eine
ganze Region verwüsten würde, wird die Vorwarnzeit etwa drei Wochen betragen.
"Das ist ausreichend, um die Bevölkerung aus der Region zu evakuieren, Gebäude
und andere Infrastruktur zu sichern und auch zur Vorbereitung auf mögliche
Tsunamis, falls der Brocken ins Meer stürzen sollte", so Dr. John Tonry, der
Leiter des ATLAS-Projekts. Astronomen schätzen, dass ein Asteroid, der eine
Großstadt verwüsten könnte, etwa alle paar hundert Jahre auf der Erde
einschlägt. Das letzte Ereignis dieser Art war das Tunguska-Ereignis vor 103
Jahren.
Das ATLAS-System ist als Ergänzung zum Projekt Pan-STARRS gedacht, das nach
deutlich größeren "Killer-Asteroiden" sucht, die unserer Erde in einigen
Jahrzehnten oder Jahrhunderten einmal gefährlich werden könnten. Dazu tastet
Pan-STARRS den Himmel äußerst gründlich ab, benötigt deswegen aber auch einen
Monat für eine komplette Erfassung. ATLAS wird den Himmel deutlich öfter aber
weniger tief abtasten und auf kleinere Asteroiden spezialisiert sein, die die
Erde deutlich häufiger treffen als große Exemplare.
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