Heller Komet schon im März?
von
Stefan Deiters astronews.com
12. Februar 2013
Vom Kometen C/2012 S1 (ISON) versprechen sich Astronomen
gegen Ende des Jahres ein eindrucksvolles Schauspiel am nächtlichen Himmel. Doch
Kometenfans müssen eventuell gar nicht mehr so lange auf einen schon mit bloßem
Auge sichtbaren Kometen warten: Der Komet Pan-STARRS könnte sich schon in einem
Monat am Himmel zeigen.
Der Komet Pan-STARRS wird zunächst nur in der Dämmerung zu
sehen sein. Um den Schweif zu erkennen, benötigt man eventuell
ein Fernglas.
Bild: Science@NASA |
Viele Amateurastronomen fiebern schon dem Ende des Jahres und dem Erscheinen
des Kometen C/2012 S1 (ISON) entgegen, der sich nach Ansicht mancher Experten zu
einem "Jahrhundertkometen" entwickeln könnte. Doch eventuell müssen
Kometenfreunde gar nicht mehr so lange warten, um mit bloßem Auge einen Blick
auf einen dieser "schmutzigen Schneebälle" werfen zu können: Schon Mitte März
könnte sich nämlich der Komet C/2011 L4 (Pan-STARRS) am Nachthimmel bemerkbar
machen.
Der Komet wurde, wie der Name schon verrät, vom Panoramic Survey
Telescope & Rapid Response System (Pan-STARRS) entdeckt, einem
1,8-Meter-Teleskop auf dem Gipfel des Vulkans Haleakala auf Hawaii. Mit dem
Instrument wollen Astronomen unter anderem Asteroiden und Kometen aufspüren, die der Erde
eventuell gefährlich nahe kommen könnten (astronews.com berichtete). Der Komet
Pan-STARRS wurde im Juni 2011 entdeckt.
Anfang März wird der Komet auf seiner Bahn um die Sonne unserem Zentralstern
für kurze Zeit näher kommen als der sonnennächste Planet Merkur. Der Erde wird
sich Pan-STARRS dabei auf rund 160 Millionen Kilometer nähern. Der Komet könnte während
seiner Passage durch das innere Sonnensystem bereits mit bloßem Auge sichtbar
sein und dabei in etwa so hell werden, wie die Sterne des Großen Wagens. Von der
Nordhalbkugel aus wird Pan-STARRS allerdings erst im März zu sehen sein. Um den
10. März wird der Komet vermutlich seine größte Helligkeit erreichen.
Allerdings ist die Helligkeit von Kometen immer schwer vorherzusagen: "Man
sollte immer auf eine Überraschung gefasst sein", sagte auch Karl Battams vom
Naval Research Lab der Webseite Science@NASA. "Ein neuer Komet aus der Oortschen
Wolke ist immer eine unsichere Größe und kann sich sowohl zu einem spektakulären
Schauspiel als auch zu einem Flopp entwickeln."
Die Oortschen
Wolke ist ein vermutetes Reservoir von eisigen Kometenkernen, das unser
Sonnensystem in großer Entfernung umgibt. Diese potentiellen Kometen umkreisen
unsere Sonne auf weiten Bahnen, können aber hin und wieder abgelenkt und so ins
innere Sonnensystem geleitet werden, wo sie dann bei Annäherung an die Sonne zu
einem "richtigen"
Kometen werden.
Für den Kometen Pan-STARRS dürfte es der erste Besuch im inneren Sonnensystem
sein. "Da kann fast alles passieren", so Battams. Der Komet könnte einfach
auseinanderbrechen und wäre damit eine bittere Enttäuschung für alle
Kometenfreunde. Oder aber sein frisches und unverbrauchtes Material an der
Oberfläche sorgt bei Annäherung an die Sonne für ein spektakuläres Schauspiel.
"Wegen seiner geringen Entfernung zur Sonne sollte Pan-STARRS sehr aktiv sein
und sehr viel Staub erzeugen und damit einen schönen Schweif", prophezeit
Matthew King vom Lowell Observatory. "Allerdings kann er trotzdem noch schwer zu
beobachten sein. Von uns aus gesehen, wird sich der Komet sehr nah an der Sonne
aufhalten. Er ist deswegen nur in der Dämmerung zu sehen, wenn es am Himmel
vollständig dunkel ist."
Pan-STARRS erreicht am 5. März den erdnächsten Punkt und am 10. März den
sonnennächsten Punkt seiner Bahn. Ab dieser Zeit sollte sich der Komet auch von
Mitteleuropa aus in der Dämmerung beobachten lassen. Am 12. und 13. März gesellt
sich nach Sonnenuntergang am westlichen Abendhimmel noch die schmale Sichel des
Mondes dazu. In den folgenden Tagen verbessern sich die Beobachtungsbedingungen
weiter, obwohl man zum Erkennen des Schweifs eventuell ein Fernglas benötigen
wird.
Sollte Pan-STARRS die Erwartungen nicht erfüllen, bleibt noch die Hoffnung auf
den Kometen ISON im November und Dezember. Vielleicht bieten uns aber auch
beide Kometen ein spektakuläres Himmelsschauspiel. "Zwei helle Kometen in einem Jahr
ist schon recht selten", so Battams. "Das könnte schön werden."
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