Spiralgalaxie mit so mancher Überraschung
von Stefan Deiters astronews.com
6. Februar 2013
NASA und ESA haben in dieser Woche eine neue Aufnahme der
Spiralgalaxie Messier 106 veröffentlicht. Es handelt sich um eine der besten
Ansichten dieser nahegelegenen Galaxie, die so manche Überraschung birgt. Das Bild
basiert auf Daten des Weltraumtelekops Hubble und auf Beobachtungen von zwei
erfahrenen Amateurastronomen.
Die Galaxie Messier 106.
Bild: NASA, ESA,
das Hubble Heritage Team (STScI/AURA) und R.
Gendler (für das Hubble Heritage Team) / J.
GaBany [Großansicht] |
Die Spiralgalaxie Messier 106 ist nur rund 20 Millionen Lichtjahre von der
Erde entfernt und liegt damit praktisch in unserer unmittelbaren kosmischen
Nachbarschaft. Zu finden ist das System im Sternbild Jagdhunde. Die jetzt von
der europäischen Weltraumagentur ESA und der NASA veröffentlichte Aufnahme von
Messier 106 basiert auf Daten, die der erfahrene Amateurastronom Robert Gendler
im Rahmen des Wettbewerbs Hubble's Hidden Treasures im Datenarchiv des
Weltraumteleskops aufgespürt hatte. Ergänzt hat Gendler die Hubble-Daten mit eigenen
Beobachtungen von Messier 106 sowie mit Daten des Amateurastronomen Jay GaBany.
Messier 106 erscheint auf den ersten Blick wie eine ganz normale
Spiralgalaxie. Doch eine genauere Untersuchung des Systems, insbesondere in
Wellenlängen, die nicht im sichtbaren Bereich des Lichts liegen, hat gezeigt,
dass die Galaxie einige Überraschungen zu bieten hat. So ist beispielsweise das supermassereiche
Schwarze Loch im Zentrum von Messier 106 ungewöhnlich aktiv. Das führt dazu,
dass aus seiner unmittelbaren Umgebung eine intensive Strahlung ausgeht.
Teile der Strahlung aus dem Zentrum von Messier 106 werden
durch einen Prozess erzeugt, der der Erzeugung von Laserstrahlen gleicht,
allerdings für eine starke Strahlung im Mikrowellenbereich sorgt. Astronomen
nennen dieses Phänomen Microwave Amplification by Stimulated Emission of
Radiation, abgekürzt Maser. Im Gegensatz zu von Menschen gebauten Lasern,
die einen eng gebündelten Strahl aussenden, leuchten astronomische Maser
allerdings in alle
Richtungen.
Eine weitere Besonderheit von Messier 106 ist, dass die Galaxie nicht zwei,
sondern vier Spiralarme aufweist. Die zwei zusätzlichen Arme erscheinen im
sichtbaren Bereich des Lichts lediglich als geisterhafte Gasschlieren, sind aber
auf Röntgen- und Radiobeobachtungen deutlicher auszumachen. Diese Arme bestehen
nicht aus Sternen, sondern aus heißem Gas und dürften vermutlich durch das
supermassereiche Schwarze Loch entstanden sein, das enggebündelte Ströme aus
Material, sogenannte Jets, in die Galaxie geblasen hat.
Messier 106 wurde übrigens - trotz ihres Namens - weder von Charles Messier
entdeckt, noch von ihm in seinen berühmten Katalog aufgenommen. Die Galaxie
wurde erstmals von Pierre Méchain, dem Assistenten Messiers beobachtet, ist jedoch nicht im
Originalkatalog verzeichnet. Erst im 20. Jahrhundert wurde die auch als NGC 4258
bekannte Galaxie dann zusammen
mit sechs weiteren Systeme dem Messier-Katalog hinzugefügt.
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