Makemake wohl ohne Atmosphäre
von Stefan Deiters astronews.com
21. November 2012
Am 23. April 2011 schob sich der Zwergplanet Makemake für rund eine Minute vor einen entfernten Stern. Für die Astronomen war dies eine
seltene Chance, mehr über diese Welt im äußeren Sonnensystem zu erfahren. Die
Beobachtung dieser Sternbedeckung mit mehreren Teleskopen ergab, dass Makemake -
anders als Pluto - wohl über keine signifikante Atmosphäre verfügt.
So könnte die
Oberfläche des Zwergplaneten Makemake aussehen.
Bild: ESO / L. Calçada / Nick Risinger ( skysurvey.org) |
Der Zwergplanet Makemake hat etwa zwei Drittel der Größe des Pluto. Dieser
war bis zu einer Entscheidung der Internationalen Astronomischen Union im August 2006
der neunte Planet des Sonnensystems. Damals jedoch wurde Pluto der
Planetenstatus aberkannt und gleichzeitig die neue Kategorie der Zwergplaneten geschaffen, zu denen außer Pluto und Makemake auch Eris, Ceres und Haumea gehören
(astronews.com berichtete).
Makemake ist zwischen 38- und 52-mal weiter von der Sonne entfernt als die Erde.
Der Zwergplanet ist der Sonne damit näher als Eris, liegt jedoch weiter im
äußeren Sonnensystem als Pluto. Frühere Beobachtungen von Makemake nährten bei manchen Astronomen
den Verdacht, dass auch Makemake - ähnlich wie Pluto - über eine Atmosphäre
verfügen könnte. Diese Vermutung hat sich nun allerdings nicht bestätigt.
José Luis Ortiz vom Instituto de Astrofísica de Andalucía in Spanien hat mit seinem Team
nämlich am 23. April 2011 mit drei verschiedenen Teleskopen der europäischen Südsternwarte
ESO und weiteren Instrumenten ein sehr seltenes Ereignis verfolgt: Makemake
schob sich damals vor den entfernten Stern NOMAD 1181-0235723 und verdeckte
diesen auf diese Weise für rund eine Minute.
"Als Makemake vor dem Stern vorüberzog und dessen Licht verdeckte, verschwand der Stern sehr plötzlich und tauchte auch unmittelbar wieder auf, anstatt
allmählich schwächer und wieder heller zu werden. Das bedeutet, dass dieser kleine Zwergplanet über keine signifikante Atmosphäre verfügen kann",
erläutert Ortiz die Schlussfolgerungen aus den Beobachtungen. "Man glaubte, dass es bei Makemake gute Chancen gibt, dass der Zwergplanet eine Atmosphäre entwickelt hätte. Dass wir nicht die geringsten Anzeichen für eine Atmosphäre entdeckt haben, zeigt nur, wie viel wir noch über diese mysteriösen Objekte lernen müssen. Erstmals genauere Daten über Makemake zu haben, ist ein wichtiger erster Schritt, bei der Untersuchung dieses speziellen Clubs der eisigen Zwergplaneten."
Da Makemake sehr weit von der Erde entfernt ist und zudem auch über keine Monde verfügt, hatte man bislang nur eine sehr grobe Vorstellung über diese Welt im äußeren Sonnensystem. Durch die neuen Beobachtungen kann jetzt erstmals
auch die Größe und Dichte des Zwergplaneten genauer abgeschätzt werden. Zudem bestimmten die Astronomen wie viel Sonnenlicht Makemake zurückwirft. Dieser als Albedo bekannte Wert beträgt etwa 0,77, was
grob der Reflektivität von schmutzigem Schnee entspricht. Makemake ist damit heller als Pluto. Eris allerdings hat ein noch höheres Rückstrahlvermögen.
Sternbedeckungen sind schon an sich sehr seltene Ereignisse. Im Fall von Makemake sind sie allerdings besonders selten, weil
sich der Zwergplanet in einer Himmelsregion aufhält, in der kaum Sterne zu sehen sind. Eine genaue Vorhersage solcher Sternbedeckungen ist nicht leicht und auch die Beobachtung dieses nur eine Minute langen Ereignisses mithilfe von verschiedenen Teleskopen in ganz Südamerika erforderte im Vorfeld einiges an Koordination.
"Pluto, Eris und Makemake gehören zu den größeren Vertretern von unzähligen eisigen Objekten, die in dieser Entfernung um die Sonne kreisen", so Ortiz. "Dank unserer Beobachtungen wissen wir nun deutlich mehr über eines der größten Objekte, nämlich
über Makemake. Diese Informationen werden uns bei der Erforschung der Objekte dieser Region sehr helfen."
Die Astronomen berichten über ihre Entdeckung in der morgen erscheinenden
Ausgabe der Wissenschaftszeitschrift Nature.
Makemake war ursprünglich unter der Bezeichnung 2005 FY9 bekannt und wurde im
März des Jahres 2005, einige Tage nach Ostern, entdeckt. Das Objekt erhielt
daher zunächst den Spitznamen "Easterbunny", also Osterhase. 2008 wurde es
offiziell "Makemake" benannt, nach einem Gott aus der Mythologie der Ureinwohner der Osterinseln.
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