Alte Sonde mit fast neuen Komponenten
von Stefan Deiters astronews.com
13. November 2012
Die über zehn Jahre alte NASA-Sonde 2001 Mars Odyssey
arbeitet seit einigen Tagen mit nahezu neuen Komponenten. Die Ingenieure am
Jet Propulsion Laboratory aktivierten kürzlich die Reservesysteme der
Sonde, die seit 2001 nicht mehr verwendet worden waren. Mit den bislang
ungenutzten Komponenten hoffen sie, Mars Odyssey noch weitere Jahre
betreiben zu können.
Die NASA-Sonde
2001 Mars Odyssey.
Foto: NASA /
JPL |
Wie viele Raumsonden verfügt auch die Sonde 2001 Mars Odyssey über zwei
redundante Bordcomputer zur Steuerung der Raumsonde sowie über zahlreiche
weitere redundante Komponenten, die mit den jeweiligen Computern verbunden sind.
Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass die Sonde auch dann noch
betrieben werden kann, wenn ein Computer komplett ausfällt. In diesem Fall lässt
sich einfach der Reserve-Computer aktivieren. Die Ingenieure bezeichnen das
Primärsystem als A-Seite, das Ersatzsystem als B-Seite.
Die Marssonde 2001 Mars Odyssey ist die älteste noch funktionierende
Sonde zur Untersuchung des roten Planeten. Sie wurde Anfang April 2001 gestartet
und schwenkte am 24. Oktober des gleichen Jahres in eine Umlaufbahn um den Mars
ein. In der vergangenen Woche begannen die Ingenieure am Jet Propulsion
Laboratory der NASA nun, die Sonde von der bisher verwendeten A-Seite auf
die B-Seite umzuschalten und aktivierten damit erstmals seit der Zeit vor dem
Start die Ersatzsysteme.
"Der Seitenwechsel hat problemlos geklappt", freut sich Odyssey-Projektmanager
Gaylon McSmith vom Jet Propulsion Laboratory. "Alle Subsysteme, die wir
zum ersten Mal verwenden, arbeiten wie vorgesehen." So wurden am Sonntag bereits
Daten des Marsrovers Opportunity mit dem Kommunikationssystem der
B-Seite zur Erde übermittelt. In dieser Woche sollen noch Daten des Marsrovers
Curiosity weitergeleitet und das eigene wissenschaftliche Programm der
Sonde fortgesetzt werden.
Dem Wechsel von der A-Seite zur B-Seite war die gründliche Auswertung von
diagnostischen Daten vorausgegangen. Diese hatte ergeben, dass die inertiale
Messeinheit bestimmte Abnutzungserscheinungen zeigt. Die Einheit enthält
Kreiselinstrumente und liefert Daten über die Ausrichtung der Sonde im Raum -
eine Information, die wichtig ist, um beispielsweise Antennen, Solarzellen oder
die Instrumente korrekt ausrichten zu können.
Die Ingenieure vermuten, dass die Messeinheit der A-Seite noch mindestens für
einige Monate funktionieren wird, haben die Umschaltung zur B-Seite aber
trotzdem jetzt vorgenommen, um damit noch immer eine voll funktionsfähige
A-Seite als Reserve zur Verfügung zu haben. Dadurch könnte man nämlich bei
Bedarf den Betrieb der Sonde für einige Zeit wieder zurück auf die A-Seite
schalten, falls sich nur so ein eventuell in den kommenden Jahren auftretendes
Problem mit der B-Seite lösen lassen würde. "Es ist ein Zeichen dafür, wie gut
die Sonde konstruiert war und betrieben wurde, dass wir nun nach mehr als elf
Jahren im Marsorbit nagelneue Hauptkomponenten zur Verfügung haben", so McSmith.
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