Komet Hergenrother bricht auseinander
von Stefan Deiters astronews.com
8. November 2012
Der im Jahr 1998 entdeckte Komet 168P/Hergenrother bricht
auf seiner Reise durch das innere Sonnensystem offenbar auseinander. Astronomen
konnten bei Beobachtungen mit dem Gemini-Teleskop auf Hawaii vier
Fragmente des Kometenkerns erkennen. Schon zuvor war der Komet durch einen
eindrucksvollen Ausbruch aufgefallen.
Der Komet P168/Hergenrother
in einer Aufnahme Gemini-Teleskops vom 2.
November 2012.
Bild: NASA/JPL-Caltech/Gemini |
Eigentlich ist der Komet 168P/Hergenrother nicht wirklich etwas Besonderes: Er
umrundet die Sonne in knapp sieben Jahren und bewegt sich dabei in etwa zwischen
den Bahnen von Jupiter und Mars, kommt der Erde also nicht wirklich nahe.
Entsprechend lichtschwach erscheint der Komet dann auch am Himmel, so dass
Amateurastronomen schon ein recht großes Teleskop brauchen, um den Kometen sehen
zu können. Der Komet wurde 1998 entdeckt und kehrte 2005 ins innere Sonnensystem
zurück. Anfang Oktober 2012 erreichte er erneut den sonnennächsten Punkt seiner
Bahn.
Auf seinem Weg ins innere Sonnensystem wurde 168P/Hergenrother in diesem Jahr
von zahlreichen Astronomen beobachtet. Und für diese hatte der Komet eine
Überraschung parat: Er zeigte Ausbrüche von staubigem Material und schien
offenbar auch seine Form zu verändern. Als Folge der Ausbrüche erhöhte sich
die Helligkeit des Kometen in Bezug auf den eigentlich erwarteten Wert deutlich. Für Experten sind dies eindeutige Hinweise darauf, dass mit dem
Kometen gerade etwas Dramatisches passieren muss - ein Verdacht, den
Beobachtungen mit verschiedenen Teleskopen inzwischen bestätigt haben.
"Der Komet Hergenrother bricht auseinander", so Rachel Stevenson, eine
Doktorandin am Jet Propulsion Laboratory der NASA im kalifornischen
Pasadena. "Mit dem Teleskop Gemini North auf dem Gipfel des Mauna Kea
auf Hawaii konnten wir den Kern des Kometen auflösen und haben festgestellt,
dass er in mindestens vier deutlich erkennbare Teile zerfallen ist, was zu einem
starken Anstieg des staubigen Materials in seiner Koma geführt hat."
Durch das zusätzliche Material, was nun mehr Sonnenlicht reflektieren kann, ist
die Koma auch merklich heller geworden. "Die Fragmente haben eine deutlich
geringere Helligkeit als der Kern", ergänzt James Bauer vom California
Institute of Technology. "Das deutet darauf hin, dass Brocken von Material
von der Oberfläche abgestoßen wurden.
Das Auseinanderbrechen von 168P/Hergenrother war als erstes am 26. Oktober von
einem Astronomenteam mit Hilfe des Faulkes Telescope North auf Hawaii
beobachtet und auch vom WIYN-Teleskop des Kitt Peak National Observatory
im US-Bundesstaat Arizona bestätigt worden. Der Komet befindet sich am Himmel
zwischen den Sternbildern Andromeda und Eidechse.
Dass Kometenkerne auseinanderbrechen, ist für Astronomen nicht wirklich etwas
Überraschendes, nur ob und wann es bei einem bestimmten Kometen passiert, lässt
sich kaum vorhersagen. Bei Kometen handelt es sich um lockere Brocken aus Eis
und Gestein. Immer wenn sich der Komet der Sonne nähert, wird der Kometenkern
aufgeheizt und ein Teil des Eises verdampft. Es bildet sich eine Koma um den
Kometen und oft auch ein eindrucksvoller Schweif.
Da der Kern hauptsächlich durch das Eis zusammengehalten wird, muss dieser
irgendwann einmal auseinanderbrechen oder zumindest größere Brocken verlieren,
wenn nach wiederholter Annäherung an die Sonne nicht mehr genügend Eis vorhanden
ist. Für Amateurastronomen ist ein solcher Zerfall oft ein faszinierendes
Schauspiel, weil sich die Helligkeit des Kometen dadurch für einige Zeit
dramatisch vergrößern kann.
Die Bahn von 168P/Hergenrother ist übrigens den Astronomen sehr gut bekannt.
Weder der Komet selbst, noch seine Fragmente stellen eine Gefahr für die Erde
dar.
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