Ausbruch des Schwarzen Lochs beobachtet
von Stefan Deiters astronews.com
25. Oktober 2012
Das im Juni gestartete Nuclear Spectroscopic
Telescope Array (NuSTAR) der NASA hat erstmals das supermassereiche Schwarze Loch
im Zentrum der Milchstraße ins Visier genommen. Dabei hatte das Team Glück und
wurde gleich Zeuge eines kleinen Helligkeitsausbruchs. Vermutlich hatte sich das
Schwarze Loch gerade etwas Material einverleibt.

Der erste scharfe Blick auf die Region rund
um das zentrale Schwarze Loch der Milchstraße im
hochenergetischen Röntgenbereich. Die Bildreihe
rechts zeigt den beobachteten Ausbruch. Bild:
NASA/JPL-Caltech [Großansicht] |
"Wir hatten Glück, dass wir einen Ausbruch des Schwarzen Lochs während
unserer Beobachtungskampagne erwischt haben", freut sich Fiona Harrison, die
verantwortliche Wissenschaftlerin für die Mission Nuclear Spectroscopic
Telescope Array (NuSTAR) am California Institute of Technology in Pasadena. "Diese Daten werden uns dabei helfen, den gutmütigen
Riesen im Zentrum unserer Galaxie besser zu verstehen und auch herauszufinden,
warum er manchmal für einige Stunden aufleuchtet und anschließend wieder ruhig
ist."
Das neue NASA-Röntgenteleskop NuSTAR war am 13. Juni 2012 gestartet worden (astronews.com
berichtete) und hatte im Juli gemeinsam mit anderen Teleskopen das Zentrum
unserer Galaxie im Sternbild Schütze (lateinisch Sagittarius) ins Visier
genommen. Es befindet sich dort, wo Astronomen schon vor längerer Zeit eine
kompakte Quelle von Radiostrahlung, genannt Sagittarius A*, aufgefallen war.
Inzwischen hat man zahlreiche Beweise dafür gefunden, dass sich hier das
zentrale supermassereiche Schwarze Loch unserer Heimatgalaxie verbirgt.
Im Vergleich zu den supermassereichen Schwarzen Löchern, die man in anderen
Galaxien nachgewiesen hat, ist "unser" zentrales Schwarzes Loch relativ massearm.
Seine Masse entspricht etwa der viermillionenfachen Masse unserer Sonne, andere
supermassereiche Schwarze Löcher bringen es da mit 100 Millionen oder gar
Milliarden Sonnenmassen auf deutlich mehr. Außerdem scheint Sagittarius A* sehr
ruhig zu sein und kaum oder gar kein Material zu verschlingen.
Nur manchmal, wenn eine Gaswolke, ein Stern oder vielleicht sogar nur ein
Asteroid dem Schwarzen Loch zu nahe kommt, wird dieses Material verschluckt.
Bevor es allerdings auf Nimmerwiedersehen in der Schwerkraftfalle verschwindet,
heizt es sich auf enorme Temperaturen auf und sorgt so für einen kurzen
Helligkeitsausbruch, der sich insbesondere im energiereichen Teil des
elektromagnetischen Spektrums, wie etwas im Röntgenbereich, beobachten lässt.
NuSTAR ist für die Beobachtung besonders hochenergetischer, harter
Röntgenstrahlung ausgelegt und deckt damit einen Wellenlängenbereich ab, der mit
anderen Teleskopen in dieser Qualität bislang nicht zugänglich war. Die
Röntgenstrahlung, die NuSTAR im Zentrum der Milchstraße beobachtet hat, stammt
von Material, das eine Temperatur von rund 100 Millionen Grad Celsius hat. Die
Teilchen in dieser Region werden auf Geschwindigkeiten beschleunigt, die nahe an
die Lichtgeschwindigkeit heranreichen.
Die Wissenschaftler hoffen, dass die neuen NuSTAR-Daten, zusammen mit den
Beobachtungen in anderen Wellenlängen, ihnen mehr über die Prozesse des
Wachstums von Schwarzen Löchern verraten. "Astronomen haben schon seit langer
Zeit vermutet, dass Schwarze Löcher während eines Imbisses eine große Menge
harter Röntgenstrahlen erzeugen", so Chuck Hailey vom der Columbia
University in New York, ein Mitglied des NuSTAR-Teams. "NuSTAR ist das
erste Teleskop, das empfindlich genug ist, um diese tatsächlich auch zu
entdecken."
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