Kommerzieller Raumfrachter gestartet
von Stefan Deiters astronews.com
8. Oktober 2012
Vom Cape Canaveral in Florida aus ist gestern erstmals ein
regulärer kommerzieller Raumfrachter zur Internationalen Raumstation ISS
gestartet. Die verwendete Dragon-Raumkapsel der Firma SpaceX
hatte erst im Mai einen erfolgreichen Testflug zur ISS absolviert und soll nun
bis 2016 mindestens zwölf Versorgungsmissionen fliegen.

Start der
Falcon-9-Rakete mit dem Dragon-Raumschiff an Bord
in der vergangenen Nacht.
Foto: NASA |
Heute Morgen um 2.35 Uhr MESZ hob das Dragon-Raumschiff an Bord einer
Trägerrakete vom Typ Falcon 9 von der Cape Canaveral Air Force
Station in Florida aus zu einer Versorgungsmission zur Internationalen
Raumstation ISS ab. Es ist der erste offizielle Versorgungsflug zur ISS, den die
amerikanische Weltraumbehörde NASA von einem kommerziellen Partner durchführen
lässt.
Das Unternehmen SpaceX hatte im Mai 2012 mit einer Testmission zur ISS
unter Beweis gestellt, dass das verwendete Dragon-Raumschiff den
Anforderungen der NASA entspricht (astronews.com berichtete). Anschließend
unterschrieb die NASA einen entsprechenden Vertrag mit SpaceX, in
dessen Rahmen bis 2016 mindestens zwölf ISS-Versorgungsflüge durchgeführt werden
sollen. Der Vertrag hat ein Volumen von 1,6 Milliarden US-Dollar.
Das Dragon-Raumschiff soll am Mittwochmittag die ISS erreichen und dann
vom Greifarm der Station eingefangen und zur Andockschleuse bugsiert werden.
Dragon wird dann 18 Tage an die ISS angedockt bleiben und anschließend zur
Erde zurückkehren. Die Wasserung im Pazifik ist vor der Küste Südkaliforniens
geplant. Dragon kann nämlich nicht nur Versorgungsmaterial zur ISS
hinaufbringen, sondern auch Experimente und nicht mehr benötigte Hardware zur
Erde zurücktransportieren - ein wichtiger Vorteil im Vergleich zu den
europäischen, japanischen und russischen Raumfrachtern.
"Etwas mehr als ein Jahr nach Außerdienststellung der Space Shuttle haben wir
die Versorgungsflüge zur ISS vom Boden der USA wieder aufgenommen und damit auch
die entsprechenden Arbeitsplätze im Land gesichert", so NASA-Administrator
Bolden nach dem Start. "Der SpaceX-Start in der Nacht stellt den
offiziellen Beginn der kommerziellen Versorgungsflüge durch amerikanische
Unternehmen dar, die von Weltraumbahnhöfen in den USA abheben."
SpaceX ist eins von zwei Unternehmen, das im Rahmen des NASA-Programms
Commercial Orbital Transportation Services (COTS) neue Raumfrachter
entwickelt. SpaceX hatte im Mai 2012 mit seinem Dragon-Raumfrachter
ein umfangreiches Qualifizierungsprogramm absolviert. Auch die für den Start des
Dragon-Raumschiffs verwendete Trägerrakete Falcon 9 ist eine
Entwicklung von SpaceX.
Orbital Science arbeitet als zweites Unternehmen an einem System zur
Versorgung der ISS. Gegenwärtig werden Tests für einen Start mit der
selbstentwickelten Trägerrakete Antares durchgeführt. Ein erster Start
soll noch Ende 2012 erfolgen. Für das kommende Jahr ist dann ein Testflug mit
dem Raumfrachter Cygnus zur Internationalen Raumstation ISS vorgesehen.
Innerhalb der nächsten fünf Jahre sollen auch Astronauten an Bord kommerzieller
Raumschiffe zur ISS reisen können.
Es gehört zur neuen Strategie der NASA, den Bau von kommerziellen
Raumtransportsystemen zum Erreichen der Internationalen Raumstation und des
niedrigen Erdorbits zu fördern und sich selbst auf die Entwicklung von
Raumfahrtsystemen zu konzentrieren, mit denen Missionen in einen höheren
Erdorbit und ins Sonnensystem möglich sind. Dazu entwickelt die NASA das
Raumschiff Orion und entsprechende Trägerraketen.
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