Jupiter und die Sterne des Herbstes
von
Stefan Deiters astronews.com
1. Oktober 2012
Mit Beginn des Herbstes erobern langsam auch die typischen
Sternbilder dieser Jahreszeit den abendlichen Himmel. Doch noch erscheint dieser
relativ unverändert. Jupiter ist das dominierende Objekt am Firmament und
bekommt erst am Morgen Konkurrenz von der Venus. Im Sternbild Andromeda ist
unser galaktischer Nachbar, die Andromedagalaxie, auszumachen.
Jupiter (links oben), der Mond und Aldebaran, der Hauptstern des
Sternbilds Stier am Abend des 5. Oktober 2012 am östlichen Horizont.
Bild: astronews.com / Stellarium |
Seit dem 22. September ist auch offiziell Herbst und am Himmel sollten nun
eigentlich langsam die typischen Sternbilder dieser Jahreszeit das Regiment
übernehmen. Wer aber genau hinschaut, dem wird auffallen, dass der Himmel
zurzeit nicht wesentlich anders aussieht als noch vor vier Wochen. Das hat einen
einfachen Grund: Der Effekt der langsam nach Westen ziehenden Sternbilder wird
von der früher untergehenden Sonne in etwa ausgeglichen.
Auch einige Sternbilder des Sommers halten sich noch tapfer. So ist das
Sommerdreieck [Findkarte]
aus den Sternen Deneb im Sternbild Schwan, Wega in der Leier und Altair im Adler
noch deutlich am Himmel zu sehen. Aber selbstverständlich ist auch der Herbst schon
auszumachen, nur sind die Sterne der typischen Herbststernbilder
weniger hell und damit auch weniger auffällig. Charakteristisch für den Herbst
ist etwa im Osten das große Viereck des Pegasus, gefolgt von Andromeda.
Das Sternbild Pegasus, das ein fliegendes Pferd darstellen soll, steht dabei
am Himmel auf dem Kopf. Das markante Viereck bildet den Körper des Pferdes, von
der unteren rechten Ecke gehen dann Hals und Kopf ab. Unterhalb von Kopf und
Hals liegt das Sternbild Wassermann. Denkt man sich eine Linie
durch die linke obere und die rechte untere Ecke des Pegasus-Vierecks deutet
diese auf Sadalmelik, den Hauptstern des Wassermanns. Der Stern ist 760
Lichtjahre von der Erde entfernt. Direkt östlich davon sind vier Y-förmig
angeordnete Sterne zu erkennen, die man auch als "Wasserkrug" des Wassermanns
bezeichnet.
In Andromeda lässt sich, ein dunkler Himmel und gute Augen
vorausgesetzt, noch ein ganz besonderes Objekt ausmachen: unsere Nachbargalaxie
Messier 31. Das Sternbild Andromeda ist vergleichsweise einfach zu erkennen:
Seine hellsten Sterne bilden vom Stern Sirrah oder Alpheratz, dem nordöstlichen
Stern des Pegasus-Vierecks, eine Linie aus vier Sternen. Vom dritten Stern,
Mirach, hangelt man sich dann - etwa im rechten Winkel - zu zwei
leuchtschwächeren Sternen hinauf und trifft schließlich so auf die
Andromedagalaxie.
Man darf allerdings hier, insbesondere, wenn man mit bloßem Auge beobachtet,
keine prächtige Spiralgalaxie erwarten, sondern lediglich ein lichtschwaches
nebliges Objekt. Das erklärt auch, warum diese und andere Galaxien, vor 100
Jahren noch als "Nebel" bezeichnet wurden und es unter Astronomen eine lange
Diskussion darüber gab, ob es sich dabei nun um Galaxien wie unsere Milchstraße
oder tatsächlich nur um Nebel innerhalb der Milchstraße handelt. Erst durch
Beobachtungen von Edwin Hubble wurde diese Frage geklärt: Ihm gelang es nämlich
die Entfernung zum "Andromedanebel" zu bestimmen, so dass deutlich war, dass
diese Galaxie viel weiter entfernt ist als unsere Milchstraße groß sein kann.
Ein weiteres auffälliges Sternbild am Himmel ist Kassiopeia.
Es ist das ganze Jahr über zu beobachten und steht derzeit hoch im
Nordosten. Wegen seiner eigentümlichen Form wird es oft auch
als "Himmels-W" bezeichnet. Von diesem Sternbild aus lässt sich leicht ein schönes
Beobachtungsobjekt für das Fernglas oder für kleine Teleskope finden: der
Doppelsternhaufen NGC 869 und NGC 884 [Findkarte],
der zwischen dem Himmel-W und Perseus liegt. Was zunächst wie ein kleiner heller
Klumpen aussieht, ist in Wirklichkeit eine Ansammlung von Hunderten von Sternen.
Astronomen haben über 400 gezählt, doch es gibt zweifellos weitaus mehr, die
aber von interstellarem Staub verborgen sind. Die Haufen sind rund 7.000
Lichtjahre von der Erde entfernt.
Bei den Planeten müssen wir im Oktober vom Mars Abschied
nehmen. Der roten Planet, zunächst noch in der Waage und dann im Sternbild
Skorpion und schließlich im Schlangenträger, geht immer früher unter und ist in
der Abenddämmerung nur noch schwer auszumachen. Unser anderer Nachbar im All,
die Venus, ist weiterhin Morgenstern und zunächst im Sternbild
Löwe und später im der Jungfrau zu finden.
Nahezu die ganze Nacht über zu sehen ist der Gasriese Jupiter
im Sternbild Stier. Der Planet erreicht in zwei Monaten seine
Oppositionsstellung zur Sonne. Bis die Venus am Morgen aufgeht, ist Jupiter der
dominierende Planet am nächtlichen Himmel. Der Ringplanet Saturn hingegen ist im
Oktober nicht zu sehen.
Auch Sternschnuppenfreunde könnten im Oktober auf ihre Kosten kommen. In
diesem Monat lassen sich nämlich zwei Meteorschauer beobachten: In der ersten
Monatshälfte sind die Oktober-Draconiden zu sehen, die ihren Ausgangspunkt (den
sogenannten Radianten) am Himmel im Sternbild Drache haben. Daher kommt auch der
Name Draconiden, das Sternbild Drache heißt auf Lateinisch nämlich Draco. Der
Strom ist auf den Kometen 21P/Giacobini-Zinner zurückzuführen. Den ganzen
Oktober über ist zudem der Sternschnuppenstrom der Orioniden aktiv. Die Meteore
haben ihren Ausgangspunkt im Sternbild Orion. Mit dem Maximum wird am 20.
Oktober gerechnet.
Ende Oktober endet übrigens die Sommerzeit und wir bekommen die Stunde, die
uns im Frühjahr "gestohlen" wurde, wieder zurück. Dies geschieht in der Nacht
vom 27. auf den 28. Oktober: Um 3 Uhr morgens wird die Uhr wieder auf 2 Uhr
zurückgestellt.
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