Die Folgen eines Einschlags im Visier
Redaktion
/ Pressemitteilung des Museums für Naturkunde Berlin astronews.com
19. September 2012
Es ist nur eine Frage der Zeit: Irgendwo dürfte bereits der
Asteroid um die Sonne kreisen, der in einigen Jahrzehnten oder Jahrhunderten auf
unserem Heimatplaneten einschlagen wird - zumindest, wenn man vorher nichts
unternimmt. Mit den Folgen eines solchen Einschlags, aber auch mit möglichen
Szenarien, um eine solche Katastrophe zu verhindern, befasst sich jetzt eine
europäische Studie.

Asteroideneinschlag auf der Erde.
Bild: NASA / Don Davis |
Welche regionalen und globalen Umweltfolgen wären nach dem
Einschlag eines Asteroiden zu erwarten? Dieser Frage gehen Wissenschaftler des
Museums für Naturkunde Berlin zusammen mit Partnern aus Spanien, Portugal,
Großbritannien und Norwegen im Auftrag der europäischen Weltraumagentur (ESA)
mit Hilfe von Computersimulationen nach. Neben der Abschätzung des zu
erwartenden Schadens in Abhängigkeit von der Größe des Brockens und der Art der
betroffenen Region sollen auch Szenarien simuliert werden, wie ein solches
Ereignis verhindert oder seine Folgen minimiert werden können.
Über eines ist sich die Wissenschaft einig: Es ist nicht eine Frage ob,
sondern wann die Erde das nächste Mal von einem kosmischen Körper getroffen
wird. Kleinere, wenige Meter große Brocken treffen die Erde relativ häufig,
zerbrechen aber meist in der Atmosphäre und verglühen entweder als
Sternschnuppen vollständig oder fallen als etwa faustgroße Meteorite auf die
Erde.
Doch welche Folgen schon ein vergleichsweise kleiner Brocken haben kann,
zeigte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Sibirien: 1908 zerplatze
vermutlich ein Steinmeteorit mit einem Durchmesser von einigen zehn Metern in
der Atmosphäre über der Tunguska-Region in Sibirien. Bei diesem sogenannten
Tunguska-Ereignis vernichtete die Druckwelle in der Atmosphäre etwa 2.000
Quadratkilometer Wald. Ein ähnliches Ereignis über besiedeltem Gebiet dürfte
gewaltige Schäden verursachen.
Deutlich größere Körper, mehrere Kilometer im Durchmesser, kollidieren mit
der Erde zwar wesentlich seltener, hätten aber globale Konsequenzen und stellen
eine Bedrohung für die gesamte Menschheit dar. So hat vermutlich vor 65
Millionen Jahren der Einschlag eines Asteroiden die Dinosaurier ausgelöscht und
ein globales Massenaussterben ausgelöst.
Ziel der Forschung am Museum für Naturkunde ist es zu klären, welchen
Einfluss Kollisionsereignisse auf die Entwicklung des Planeten und die Evolution
des Lebens gehabt haben und welche Prozesse in den Gesteinen unter extremen
Druck und Temperaturbedingungen während eines Einschlages ablaufen.
Dazu gehören neben der Erfassung von Kraterstrukturen und die mineralogische
Analyse ihrer Gesteine auch Computersimulationen von Einschlagexperimenten,
Tsunamiwellen, Hangrutschungen sowie Laborexperimente. Mit Hilfe von
Computersimulationen und Daten von Nukleartests soll versucht werden, die
direkten Auswirkungen eines Einschlages auf die Umwelt genauer zu
quantifizieren.
Die Hitze, die beim Aufschlag eines Körpers mit einer Geschwindigkeit von
vielleicht 70.000 Kilometer pro Stunde entsteht, ist so groß, dass noch in einer
Entfernung von mehreren Hundert Kilometern alles Brennbare sofort Feuer fängt.
Die Druckwelle bringt selbst Stahlkonstruktionen zum Einsturz. Heiße
Gesteinspartikel werden viele Hundert Kilometer weit ausgeworfen und
Treibhausgase werden beim Verdampfen von Gestein freigesetzt, was das Klima
nachhaltig beeinflussen könnten.
Fällt ein Körper in den Ozean entstehen Tsunamiwellen, die die Küsten noch in
tausenden Kilometer Entfernung verwüsten können. Die Simulation dieser dadurch
ausgelösten Tsunamiwellen ist ein Forschungsschwerpunkt am Berliner Museum für
Naturkunde.
In der aktuellen Studie soll zunächst der bisherige Kenntnisstand
zusammengefasst und die Qualität der Prognosen durch Computermodelle bewertet
werden. Weitere Projektpartner befassen sich parallel dazu mit der Frage, welche
gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen ein solches Ereignisse
hätte und wie eine Kollision verhindert oder die Folgen zumindest minimiert
werden könnten.
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